Freitag, 22. Februar 2013

Doctor Who - Die komplette Staffel 3 (2006) [Polyband]

Doctor Who - Die komplette Staffel 3 (2006) [Polyband]

Rose (Billie Piper) ist fort. Der Doctor (David Tennant) musste sie in einer anderen Dimension zurücklassen, er hat sie verloren. Allerdings wird ihm vorerst keine Zeit gelassen, diese Tatsache zu betrauern. Mit einem Mal steht eine Frau im Brautkleid vor ihm in der TARDIS. Donna (Catherine Tate) ist vollkommen verwirrt, der Doctor eventuell sogar noch mehr. Die resolute Braut macht die Klärung der Situation nicht unbedingt einfacher. Zumindest wird klar, welcher Zeit und welchem Ort Donna entstammt. Es ist Weihnachten 2006 und irgendetwas eigenartiges geht gerade ab...

Sehr schön, dass die Staffel korrekterweise mit dem Weihnachtsspezial anfängt und nicht mittenmang. So ist der Übergang von der zweiten Staffel zur dritten nahtlos und für diejenigen, die die Serie wirklich am Stück schauen, wie ein Schlag ins Gesicht. Da kommt man gerade aus dem bisher emotionalsten Abschied der Serie, der noch weit in die nächsten Staffeln reicht, und plötzlich steht die keifende Donna in der TARDIS. Großartig.
Das Spezial an sich ist keine Glanzstunde der Kreativität, macht aber wie bisher alle Weihnachtssendungen Spaß und gerade Donna ist nach zwei Staffeln Rose wirklich eine erfrischende Erfahrung.

Nach dem putzigen Finale kommt es (vorerst) zum Abschied zwischen Donna und dem Doctor. Er bietet ihr zwar an, mit ihr zu kommen, aber sie verneint. Unter anderem deswegen, weil sie merkt, dass er noch sehr an einer anderen Person hängt. Sodann macht sich der Doctor vom Acker.
Klar, dass ein Wesen seines Kalibers viel Draht hat und sich keinen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben lässt, wenn es darum geht weitere Abenteuer zu erleben. So begegnet er der jungen Medizinstudentin Martha Jones (Freema Agyeman) in einem Krankenhaus, das einfach mal auf dem Mond verfrachtet wird. Die etwas einfachen Judoon suchen einen flüchtigen Sträfling und koten dabei auf Unbeteiligte - nicht im wörtlichen Sinne, sondern im Sinne von einer Gleichgültigkeit gegenüber dem Wohlergehen unbeteiligter Dritter, die eventuell im Wege ihrer "Ermittlungen" stehen. Nur damit wir hier keine Missverständnisse aufkommen lassen. Das könnte ja passieren. Das wollen wir aber nicht. Wäre ja nicht so vorteilhaft.


Ähm. Genau. Martha. Martha ist ein angenehm konzipierter Charakter. Im Gegensatz zu Rose führt sie ein für sie selbst zufriedenstellendes Leben. Auch wenn ihre Familie nicht mehr die "Idealkonstellation" besitzt, bleibt sie eine für Martha stützende Struktur. Das Bestreben, Ärztin zu werden, erfüllt Martha. Sie hat keinen Grund, sich irgendeinem Eskapismus hinzugeben. Der Doctor verspricht ihr Abenteuer, was ihre Neugier weckt. Und ein Kuss zwischen den beiden weckt auch ihr Interesse an seiner Person, was letztlich auch eine treibende Kraft für sie werden wird.
Leider aber auch ihr Problem, denn Martha wirkt im Verlauf der Staffel gelegentlich eher wie ein treu schauendes Schoßhündchen als wie die starke, selbstständige Frau, die man zu Beginn noch vermutet. Definierend für ihren Charakter bleibt auch die Tatsache, dass die gesamte Staffel auch immer noch vom Verlust der jungen Tyler geprägt ist.

Zur Leistung David Tennants brauche ich glaube ich nicht mehr groß etwas erzählen. Er spielt für mich immer noch die liebste Regeneration des Doctors, auch wenn er gerne mal übertreibt. Ich habe meine Begeisterung für Tennants Beitrag zu Doctor Who ja schon in der Besprechung der fünften Staffel zum Ausdruck gebracht.

Die Geschichten, die im Verlauf der 13 Folgen der Staffel erzählt werden, schwanken von medioker bis gut. Leider sind keine wirklichen Überflieger dabei, aber günstigerweise auch keine bodenlose Frechheiten. Wobei mit "Blink" bzw. "Nicht blinzeln" die Weinenden Engel ihren ersten fulminanten Auftritt bestreiten. Auch "Gridlock" bzw. "Festgefahren" zeichnet ein gruseliges Zukunftsbild und kann überzeugen, gerade weil das mysteriöse Face of Boe erneut eine Rolle spielt.
Captain Jack Harkness (John Barrowman) findet zum Finale der Staffel endlich wieder zum Doctor. Nachdem der Doctor ihn am Ende der ersten Staffel zurücklassen musste, übernahm Jack Torchwood und strukturierte es um. Zudem kann er über seine Unsterblichkeit berichten.
Die Verstrickung verschiedenster Geschichtsstränge, die bisher über die Serie verteilt wurden, ist wieder eine der großen Qualitäten, die Doctor Who so sehenswert machen. Immer wieder neue Details zu finden und in Bezug zu Vergangenem und Zukünftigem zu setzen, ist ein herrlicher Zeitvertreib, den die Serie konsequent bedient.

Das Finale der Staffel wird über drei Folgen verteilt und hat einige wunderbare Ideen zu bieten. So geraten der Doctor, Martha und Jack ans Ende des Universums. In dieser Zeit versuchen die letzten Menschen nach Utopia zu kommen, einem Ort, von dem ein Signal ausgeht, das Schutz vor dem bevorstehendem Ende verheißt. Was zuerst noch unverbunden mit den weiteren Geschehnissen wirkt, wird später nochmal auf verstörende, furchtbare Weise aufgenommen. Ein Schockmoment, der einfach wunderbar ausgearbeitet wurde.
Leider fällt die Auflösung des Finales nicht unter die Glanzleistungen der Schreiber, passt sie zwar in den Gesamtaufbau, doch wirkt eher so, als wäre man an die Grenzen dessen geraten, was man in den drei Folgen hätte erzählen können, und wollte ein schnelles Ende herbeizaubern. Schade.


Die nun endlich erschienene dritte Staffel wurde auf 6 DVDs verteilt. Warum nicht gleich auch eine Blu-ray-Veröffentlichung angestrebt wurde, bleibt mir unverständlich. Aber auch so ist die Box ein feines Produkt. Neben den 13 Folgen und dem Weihnachtsspezial gibt es fast 6 Stunden Bonusmaterial. Da wären die Doctor Who Confidentials, die einen durchaus interessanten Einblick in die Entstehung der einzelnen Folgen geben, die Videotagebücher, die nicht immer ganz so geschönt sind. Hinzu kommen noch einige der Fernsehtrailer. Besonders schön ist ein Zusammenschnitt der "Music and Monsters"-Show im Wales Millenium Centre, bei dem die Musik aus Doctor Who live gespielt wurde. Sehr cool.
Desweiteren gibt es auf der letzten DVD noch die originale UK-Schnittfassung der letzten Episode. Warum es hier zwei verschiedene Fassungen gibt, erschließt sich eher weniger. Vor allem, weil der geschnittenen Fassung eine Szene fehlt, was zum einen dazu führt, dass der Schnitt sehr holprig ist und zum anderen eine folgende Szene erklärt. Naja, beim Kauf der Box hat man beide Versionen, was wirklich zu begrüßen ist.

Die dritte Staffel Doctor Who hat so ihre Problemchen. Der schräge Charme, der trashige Look und ein unheimlich uriges Universum können allerdings Problemzonen meist kaschieren.

7,5 von 10 Granaten-Hanks