Viele Monate sind vergangen, seit DC sich entschieden hat, ein Prequel zur berühmten Watchmen Mini Series herauszubringen. Es gab und gibt sehr viele Skeptiker, die der Meinung sind, es wäre schlicht unnötig und der großartigen Vorlage unwürdig. Mag man über Before Watchmen auch geteilter Meinung sein, so sprechen die Verkaufszahlen eine andere Sprache. BW ist derzeit eine der bestverkauften DC Serien und daher hat sich der New Yorker Verlag nicht nehmen lassen, die Kuh noch etwas zu melken und kurzerhand die Vorgeschichte von Moloch nachzuschieben.
Edgar William Jacobis Leben beginnt in einer namenlosen Klinik. Missgestaltet wie er ist, wollen seine Eltern ihn nicht akzeptieren. Zu abnorm und abstoßend sieht er aus. Sie geben ihm keine Liebe und nur das allernötigste zum Überleben. In seiner Schulzeit bemüht er sich, alles zu erlernen, was man ihm beibringt, doch natürlich akzeptieren ihn die anderen nicht. Er wird geschlagen, erniedrigt und erfährt sehr viel seelische und körperliche Gewalt. An einem Abend stiehlt er sich etwas Geld von seinen Eltern, da sie ihm nie etwas freiwillig gaben, und besuchte einen Zirkus. Hier kommt er das erste Mal mit Magie in Berührung. Er bewundert die Kunstfertigkeit des Zauberers, wie er die Menschen in seinen Bann zieht, und dass ihn etwas Mystisches umgibt. Edgar lernt von jenem Magier einige Tricks und erlangt dadurch bei den anderen Kindern endlich etwas Anerkennung. Sogar seine Jugendliebe, die ihm einst übel mit gespielt hatte, scheint ihm nun wohl gesonnen.
Doch dieser Schein trügt. Auf seinem Nachhauseweg erwischt Jacobi das Mädchen unbemerkt bei einem Schäferstündchen mit ihrem Collegeboy. Sie erzählt ihm, dass alles nur eine Show sei um Edgar so richtig eins reinzuwürgen. Gebrochen und voller Zorn entledigt sich der junge Moloch dem Problem. Er ermordet den Jungen mit einem Zaubertrick und legte anschließend seine blutige Leiche neben das Mädchen ins Bett. Als diese am Morgen erwachte erlebt sie das Trauma ihres Lebens, was sie zehn Jahre in die Irrenanstalt bringt.
Edgar, der sich zu dem Zeitpunkt schon lange auf der Flucht befindet, hatte seine düstere Laufbahn eingeschlagen. Die einfältigen Schläger und Mobs jener Tage verfielen schnell den kleinen Ticks und Zaubereien, die Edgar, der nun offiziell den Namen "Moloch the Magician" trug, für seine Verbrechen benutze. Sein Einfluss wuchs und damit einhergehend auch immer größere Aktionen, mit mehr Aufsehen und größerer Beute.
Äußerlich hatte dieser kleine Mann mit den missgestalteten Ohren alles, Geld, Frauen und Einfluss. Doch je mehr er bekam, desto stärker wurde ihm bewusst, dass er immer nur er selbst bleiben würde, egal, was er täte. Diese schwere Erkenntnis trieb ihn in den Alkohol.
Zu allem Überfluss lieferte er sich nun auch noch ein Katz-und Mausspiel mit einer neuen Gruppierung von maskierten Rächern - den Minutemen. Mal gewann er und mal gewannen sie, aber immer gelang es Moloch, aus dem Gefängnis zu entkommen und immer größere Dinger zu drehen. Bis zu diesem einen Moment, der sein Leben verändern sollte: der Moment in dem er auf Doktor Manhattan trifft. Diese Begegnung erschüttert Edgar Jacobis Glauben so sehr, da es keinen Sinn hat, sich einem allmächtigen, gottgleichen Wesen zu widersetzen. Geläutert durch diese Erkenntnis, legt Moloch seine Beichte ab und will fortan ein anderer Mensch werden. Doch Ozymandias hat seine eigenen Pläne für diesen armen alten Mann.
Die Hintergrundgeschichte zu einem der größten Widersacher der Minutemen gestaltet sich bedauerlicher Weise dramaturgisch sehr vorhersehbar und wenig überraschend. Die Motive der schlechten Kindheit, des Elternhauses und der Ablehnung durch ein schreckliches Umfeld, sind klassischer Natur und können in so ziemlich jeder Origin eines Superschurken gefunden werden.
Hierdurch werden grundsätzlich keine unerwarteten neuen Erkenntnisse über Moloch selbst gewonnen, die man sich nicht vielleicht auch selbst hätte denken können. Allgemein plätschert der Comic so gradlinig daher, wie eine Fahrt auf dem Canal Grande. Einzig die gelungene grafische Gestaltung konnte mich ganz gut bei Laune halten. Der Comic ist in einem simplen fünfziger Jahre Aussehen gehalten, wird jedoch von modernen schwarz Überschattierungen kräftiger und düsterer betont, was dem Ambiente eine passende Stimmung verlieht.
Die Vorgeschichte von Edgar William Jacobi alias Moloch konnte mich beim Lesen nicht in ihren Bann ziehen, zu gewöhnlich und gradlinig ist die Ausgestaltung seines Werdegangs zum Superschurken. Es gibt keine unerwarteten Wendungen, Überraschungen oder sonstige Elemente, die für eine solide Portion Unterhaltung sorgen könnten. Einzig das gute Aussehen und die Hoffnung im zweiten Teil mehr über die Beziehung zwischen Ozzy und Edgar herauszufinden retten den ersten Teil vor dem Moloch.