Das Kind (2012) [Eurovideo]
Der äußerst erfolgreiche Anwalt Robert Stern (Eric Roberts) staunt nicht schlecht als seine Ex-Freundin Carin (Sunny Mabrey) ihn mit seinem neuen Mandanten überrascht. Bei diesem handelt es sich nämlich um den 10-jährigen Simon Sachs (Christian Traeumer). Ein Krebskranker junge der behauptet er hätte vor 15 Jahren einige Männer getötet. Ein Therapeut hat mit ihm nämlich eine Rückführung gemacht, bei der sich der Junge an ein vergangenes Leben erinnert haben will. Und wirklich können seine Erinnerungen den Anwalt zu einer Leiche führen, die schon 15 Jahre lang tot ist. Trotzdem möchte Stern nichts mit diesem außergewöhnlichen Fall zu tun haben. In der selben Nacht bekommt er allerdings einen Anruf von einer mysteriösen Person, die ihm damit droht seiner ehemaligen Ehefrau Sophie (Yvonne Maria Schäfer) zu schaden. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass sein Sohn gar nicht wirklich bei der Geburt gestorben ist. Es bleibt ihm also nichts anderes übrig als diesen Fall doch anzunehmen. Kurz darauf macht er sich gemeinsam mit Simon, Carin und dem vorherigen Mandanten Andy Borchert (Ben Becker), einem ehemaligen Pornoproduzenten, auf um die mysteriösen Morde aufzuklären.
Wie man sich vermutlich denken kann, handelt es sich bei “Das Kind” um die Filmadaption von Sebastian Fitzeks gleichnamigen Bestsellerromans. Trotz des großen Erfolgs des Buchs kam die Produktion des Films hierzulande auf keinen grünen Zweig und selbst trotz Beteiligung von US-Geldebern war man am Ende noch angewiesen auf die Spenden einiger tausend Fans. Am Ende sind dabei gut 5 Millionen bei rum gekommen, was dann eben reichen musste. Dann wurde der Stoff des beinahe vierhundert Seiten dicken Buchs soweit komprimiert das auch alles in einem Film passt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, hat aber leider etwas an Tiefe verloren und ebenso die eher schwachen Momente übernommen. Aber von Anfang an.
Bei dem Film handelt es sich um einen düsteren Thriller, der immer wieder mit mysteriösen Elementen angereichert werden, die den Streifen aber nie ins fantastische abrutschen lassen. Dafür sorgt nicht zuletzt die sehr einfache und vielleicht auch etwas enttäuschende Erklärung für Simons Wissen. Die Erklärung unterscheidet sich zwar nicht von der des Buchs, doch war es um Buch noch so das sie besser vorbereitet wurde und dadurch besser wirkte. Auch gerade bei den Charakteren werden ein paar der zwischenmenschlichen Entwicklungen schmerzlich vermisst. Was aber durchaus gut funktioniert, ist der Abgrund in den Robert Stern immer weiter abrutscht. Denn bei der Suche nach der Wahrheit hinter der Mordserie an einigen Pädophilen, geraten er und sein Ex-Mandat immer tiefer in eben diese Kreise. Und selbst obwohl er als Rechtsanwalt schon vieles gehört und gesehen hat verliert er immer mehr das Vertrauen in die Welt und ihm wird zum ersten mal bewusst wie schrecklich alles um ihn herum ist. Konnte man wirklich gut umsetzen, gerade weil Eric Roberts (Chillerama), einer der im Moment wohl am härtesten arbeitenden Schauspielern, seine Rolle richtig gut darzustellen weiß.
Wirklich überrascht war ich von Ben Beckers Leistungen. Er funktioniert hier wirklich prächtig und ist in der Lage, den verkorksten Pornoproduzenten gleichzeitig widerlich, wie auch warmherzig zu spielen. Vollkommen überrascht war ich allerdings von Dieter Hallervorden, der hier nicht nur mutig besetzt wurde, sondern auch richtig abliefert. Seine Rolle ist zwar nur klein, dafür aber essentiell und von ihm überzeugend gespielt. Nicht ganz so toll sind dafür aber Sunny Mabrey (Species III) und der kleine Christian Traeumer. Vor allem der Junge passt irgendwie nicht in die düstere Grundstimmung und harmoniert auch nicht zu gut mit den anderen.
Ansonsten ist “Das Kind” schön düster und teilweise auch richtig fies geworden. Man hat es richtig gut hinbekommen die dunklen dreckigen Fleckchen Berlins in Szene zu setzen. Filmisch sind dabei sicherlich Anleihen aus David Finchers “Sieben” zu entdecken. Was die ganze Stimmung aber einen gehörigen Dämpfer versetzt, ist der sehr schmalzige Part kurz vor Ende. Es gibt ein paar Momente die ganz schlimm kitschig sind und völlig aus dem Rahmen fallen. Ist im Buch genauso und fällt beide male zu gefühlsduselig aus. Man will damit wohl ein etwas versöhnlicheres Ende schaffen, aber etwas weniger Schmalz hätte es in beiden Fallen auch getan. Trotz kleinerer Kritikpunkte ist diese Buchverfilmung doch um einiges besser geworden als ich es vermutet hätte. Kann also unterhalten!
Das Bild der DVD ist klasse mit dem Ton ist es so eine Sache, da der Film auf englisch gefilmt wurde. Etwas merkwürdig wenn man einen deutschen Film im O-Ton schaut und er dann englisch ist. Als Bonus gibt es ein ganz nettes Making of und unter anderem noch den Trailer zu “Repeaters”.
7,4 von 10 widerliche Entdeckungen an der Laterne