Roland, Ritter ungestüm #7 (Cross Cult)
Dieser Sammelband enthält die beiden letzten Alben der Serie “Die Verlobte von König Artus” und “Blutende Mauern” sowie die Kurzgeschichten “Ochsenblut”, “Die Geistergrabstätte”, “Die Wette”, “Das Mädchen mit den lila Augen”, “Der Fährmann”, “Der Liebestrank”, “Die Gesandte”, “Der Halsreif” und “Die Füchsin”.
Nach seinen vielen Abenteuern überall in der Welt und um unzählige Erfahrungen reicher, kehrt der mittlerweile zu einem gestandenen Mann herangewachsene Ritter Roland zurück in seine Heimat. Dort bringt er erst seinen Vater den Herren über Wallburg und die anderen Bewohner eben dieser zum Staunen. Dann erzählt er ihm, dass er der wahre Vater von Prinzessin Gwendolines Kind Frank ist, das diesen Namen nur zu ehren des Herren der Wallburg verliehen bekommen hat. Wo er von seiner liebsten und ihrem gemeinsamen Sohn erzählt, wird er von Sehnsucht gepackt und macht sich auf zu König Artus. Dort wird er zwar nicht sofort wieder vertrieben, doch Artus hat sich gerade frisch verlobt und das Gefolge von seiner Verlobten, versucht alles um Roland hinterrücks zu ermorden. Um nicht auch noch Gwendolines Leben in Gefahr zu bringen, beschließt er Camelot zu verlassen. Als Pilger möchte er einmal den Jakobsweg entlang schreiten. Dabei lernt er neue Begleiter kennen und muss sich mit fiesen Despoten herumärgern. Einige Zeit später kommt er wieder zurück nach Camelot wo Artus im Begriff ist wahnsinnig zu werden und nicht nur behauptet seine verstorbene Frau gesehen zu haben, sondern auch dass die Wände bluten.
Die letzten beiden Alben kamen zu einer Zeit heraus, in der François Craenhals bewusst wurde, dass er die Abenteuer von Roland Ritter in seiner Lebenszeit nicht mehr zu einem versöhnlichen Ende bringen konnte. Zudem dauerte die Entstehung neuer Alben noch viel länger, da er noch mehr Details in sein Writing und sein Artwork einfließen lies. So kommt es hier zum ersten mal zu einem Bruch in der akribisch fortwährend geschriebenen Geschichte. Erstmal lässt Craenhals seinen ungestümen Helden aber erstmal den Jakobsweg entlang pilgern. Neben einer guten Unterfütterung durch historisch und geographisch akkurates Writing hat dieses Album stark damit zu kämpfen das es wie ein Videospiel wirkt. Roland bekommt etwas erklärt, geht ein paar Schritte muss einen Bösewicht bekämpfen und dann fängt es wieder von vorne an. Dadurch verliert die zweite Hälfe von “Die Verlobte von König Artus” etwas an Schneid, auch wenn Roland Pilgerfahrt unheimlich hübsch geraten ist.
Nur selten hat François Craenhals solch eine immense Anzahl von feinen Details und optisch aufregenden Seiten geboten wie in dieser Geschichte. Die Feinheiten sind teilweise unglaublich. Egal ob er knorrige Bäume zeichnet oder in einem Panorama Panel das pulsierende Leben in der Burg darstellt, immer wieder können seine Zeichnungen auf voller Linie überzeugen. Ein optisches Highlight sind neben einer durch Kirchenfensterornamenten erzählte Geschichte vor allem der Kampf auf de verschneiten Berg. Alles sehr hübsch anzuschauen.
Danach kommt aber das Problem mit dem Ende der Roland Comics. 2002 erschien das letzte Album, zwei Jahre bevor François Craenhals im Alter von 77 Jahren verstorben ist. In Anbetracht seines Alters wollte er so schnell wie möglich Roland und seine Prinzessin zusammenbringen und sie möglichst bald zum Königspaar werden lassen. Daher ignoriert er leider auch die Ereignisse des vorherigen Albums und taucht tief in Artus Vergangenheit ein, wo wir einiges über Gwendolines Mutter Marmanda und ihr tragisches Ende erfahren. Man merkt der Geschichte sehr deutlich an, dass Craenhals alles zu einem herzerwärmenden zu bringen. Das dafür das vorherige Abenteuer ignoriert werden muss ist schade und ebenso merkt man seinem Schreibstil an wie sehr er sich mit dem Schreiben abgemüht haben muss.
Dafür ist das letzte Album wohl mit das optisch aufregendste an der gesamten Reihe. Nicht nur von den Details her, sondern auch durch die vielen, vielen guten Ideen die eingebaut wurden. Insgesamt wird die Serie so ganz okay zu ende gebracht, aber es wäre so unfassbar großartig gewesen, wenn François Craenhals sein Lebenswerk noch viele Jahre hätte weiterführen können.
Zudem gibt es noch neun der Kurzgeschichten die bei uns beim Zack! erschienen sind. Ein paar davon habe ich sogar noch selbst. Aber auch wenn ihr alle in Deutschland erschienenden Kurzgeschichten schon habt, erwartet euch mit “Die Füchsin” eine bisher nicht auf deutsch erhältliche schwarzweiß Story. Aber da die letzten beiden Alben eh nie übersetzt wurden kommen Roland Fans eh nicht an diesem Sammelband herum, der natürlich wie alle anderen Roland Bände von Cross Cult toll aufgemacht ist und einige Seiten Bonusmaterial zu bieten hat. Da mit diesem Band alle Alben erstmalig in einer einheitlichen Aufmachung und auf deutsch erschienen sind, bleiben für den achten Band nur noch die letzten Kurzgeschichten übrig und dann ist dieses viele Jahrzehnte andauerndes Mammutprojekt endlich in einer schönen Sammlung archiviert. Ich bin schon freudig gespannt und etwas wehmütig.
7 von 10 blutende Mauern