John Sinclair Classics - 14 - Dämonos (Lübbe Audio)
So mancher erfolgreicher Selbstmörder wurde in den vergangenen Wochen aus der Themse gefischt. Die die letzten angespülten Wasserleichen haben eher untypische Verletzungen für einen Suizid. Da es höchst unwahrscheinlich ist, dass lebensmüde Menschen sich die Augen entfernen um sich zu töten wird John Sinclair (Dietmar Wunder) zu Rate gezogen. Satanische Ritualmorde sind bei diesem Muster ja auch mehr als wahrscheinlich. Nach einigen Ermittlungen im Londoner Rotlichtbezirk, wird der Geisterjäger vom Scotland Yard auf einen Mann mit dem Namen Garry Santer (Gudo Hoegel) aufmerksam, genauso wie auf die geheimnisvolle Figur Dämonos (Florian Krüger-Shantin). Seine Nachforschungen bringen ihn nicht nur näher an das Geheimnis um die Augenmorde, sondern bringen ihn auch zu seinem Kreuz, dass ein unbekannter vor kurzem von Johns Eltern gestohlen hat.
Endlich kümmert sich John um sein Kreuz und nebenher legt er auch noch Dämonos und seinem Gefolge das Handwerk. Diesmal geht ein Großteil der Spielzeit wirklich mal dafür drauf Ermittlungen anzustellen. Ein paar kleinere Sequenzen, die atmosphärisch geraten sind, kommen durchaus vor. Allerdings geht Dietmar Wunder und somit auch John zu cool mit jeder Situation um. Wenn man bedenkt das Sinclair in den Classics gerade erst anfängt gegen Dämonen zu kämpfen, dann dürfte er ruhig etwas verletzlicher sein. Zumindest die Illusion von Gefahr wäre doch mal nett. Jeder weiß das John nie in Lebensgefahr schwebt, aber man könnte doch wenigsten ein wenig so tun um Spannung zu erzeugen. Auf Dauer ist es einfach langweilig wenn der Held immer alles unbeeindruckt an sich abprallen lässt. Dämonos ist zudem nicht gerade der spannendste Widersacher, nur die Sache mit den Augen ist etwas eklig. Insgesamt vergeht die Zeit jedoch recht schnell, John Sinclair Stangenwahre eben. Tiefgang sollte man nicht erwarten und auch wirkliche Gruselatmosphäre oder Spannung bleiben leider so gut wie immer aus. Dafür gibt’s coole Sprüche und einen Helden der immer Charakterloser wird, da er nur noch kaltschnäuzig ist und ansonsten wenig menschliches an sich hat.
Dietmar Wunder kann mich also in der Hauptrolle weiterhin nicht wirklich zu frieden stellen. Erzählerin Alexandra Lange gefällt mir dafür mittlerweile ziemlich gut, auch wenn sie in einem Hörspiel besser aufgehoben wäre, das mehr auf Atmosphäre setzt. So spielt sie oft ins Leere und versucht eine Stimmung herzustellen, die nur sie anstrebt. Alles andere geht eher in die trashige Ecke der leichtesten Unterhaltung. Die neueste Neubesetzung, nämlich Achim Schülke als Sir James Powell gefällt mir auch nicht so toll. Er wirkt für einen alten Knochen vom Yard einfach viel zu lieb und freundlich. An Ilya Welter als Glenda gibt es nichts auszusetzen und auch Merete Bretschneider, die Sarah Boyd, die Assistentin des verstorbenen Privatschnüfflers spricht, der Johns Eltern das Kreuz gestohlen hat, macht ihre Sache richtig gut. Bei den Sprechern ist also nicht alles perfekt aber zum Großteil schon gut.
An der Untermalung gibt es nicht viel zu mäkeln. Die Geräuschkulisse ist dynamisch und schafft es jede Szene zum Leben zu erwecken. Etwas ungeschickt ist es vielleicht gewesen, gleich nach der letzten Folge, in der schon mal Ratten eine große Rolle gespielt haben, erneut die gleichen Rattensounds in die darauf folgende Episode zu packen. Musikalisch ist auch alles stimmig und schön groß inszeniert. In diesen Punkten wird die Serie vermutlich auch noch lange gut bleiben, egal wie der Inhalt sein sollte.
“Dämonos” ist sicherlich kein Highlight, aber zum nebenbei hören kein Ärgernis oder zu irgendeinem Zeitpunkt langweilig. Wer aber mehr als nur leichtverdauliche Berieselung haben möchte wird mit dieser Folge nur wenig Freude haben.
6,7 von 10 schöne Aussichten