Hell Yeah! Der Zorn des toten Karnickels (PS3)
Am Ende eines arbeitsreichen Tages in der Hölle möchte Ash einfach nur seine Ruhe haben. Sein Mittel gegen den Stress, den man als Prinz der Dunkelheit nun einmal so aushalten muss, ist ein entspannendes Bad mit seinem kleinen Sado-Maso-Quietscheentchen. Aber noch nicht mal in der Wanne hat das tote Karnickel seine verkackte Ruhe. Irgendein verdammter Paparazzi hat ein Foto von ihm gemacht und prompt im Hellternet veröffentlicht. Immer geil auf Tratsch haben gleich 100 Monster das Foto gesehen, das ganz eindeutig zeigt, was Ash doch für ein Weichei ist. Das lässt das stolze Rammlerskelett nicht auf sich sitzen und will das Foto zerstören – und nebenbei alle umbringen, die jemals ein Auge auf das Foto warfen...
Die Poesie eines Kreissägenmassakers
Die Zusammenfassung sollte die Marschrichtung des Spiels für jeden ersichtlich machen. Die Geschichte ist herrlich dumm und der Humor zieht da natürlich gleich. Es wird nicht mit Splattereffekten gespart und ordentlich digitales Comicblut vergossen...und Schleim...und Säure...und Regenbogenpartikel. Das ist auch kein Wunder, wenn man einen Platformer spielt, in dem man ein totes Karnickel steuert, das im Loch eines Kreissägeblattes sitzt und zusätzlich noch schwer bewaffnet ist. So düst man mit Ash durch 10 relativ große Level und trifft auf die 100 Monster, deren Aufenthalt in der Hölle noch ein bisschen höllischer wird.
Ein-Finger-Honigsammler
Neben den im Shop erhältlichen zum überwiegenden Teil eher klassischen Waffen wie Raketenwerfer und Revolver nutzt Ash 25 verschiedene Finishing-Moves, um die Monster plattzumachen. Diese Moves sind entweder ganz einfache QTEs, kleine Triggerpassagen oder Mini-Spiele. Das ist nur in sehr seltenen Fällen wirklich fordernd, aber sehr effektvoll in Szene gesetzt und endet immer in einem Bildschirm voller Blut. Manche Moves evolvieren im Laufe des Spiels wie z.B. das Mini-Spiel, bei dem man zu Beginn einfach nur den X-Knopf gedrückt halten muss, um Honig aus einem Bienenstock zu kramen. Später gesellt sich eine aufmerksame Bewacherbiene hinzu, die sich gelegentlich umdreht und einen beim Honigdiebstahl erwischen kann, wodurch man das derzeit bekämpfte Monster noch ein wenig weiter beharken muss, bis der Finishing-Move ein weiteres Mal ausgelöst wird.
Karnickel können nicht nur hoppeln
Ist der größte Teil des Spiels eben ein Action-Adventure Platformer, muss Ash gelegentlich auch einen Raumgleiter, einen sehr eigenartigen, aber zuckersüßen Helikopter oder eine Taucherglocke besteigen. Das bringt ein wenig Abwechslung in den Hoppel-Alltag und ist von der Steuerung her unproblematisch und gut umgesetzt.
Desweiteren trifft Ash auch immer wieder sein zukünftiges Ich, das ihm Missionen erteilt. Die Missionen variieren dabei z.B. von Rennen gegen ein Gespenst über das Durchführen von Stunts bis zum Einsammeln von Münzen innerhalb vorgegebener Zeit. Wirklich einfallsreich ist von den Missionen keine, so dass diese hinter dem Rest des Spiels etwas zurückbleiben. Der Schwierigkeitsgrad dabei ist in manchen Fällen fordernd, aber nie unfair.
Anspielungen für Leute mit YouTube-Account und Nerds
Gespickt ist das Spiel mit allerhand Anspielungen, welche von Filmkostümen und -zitaten über Memes bis zu Spieleklassikern reichen. Dabei wird mit dem Vorschlaghammer vorgegangen wie mit dem allzeit beliebten Invaders, aber teilweise auch wirklich subtil und stärker verzerrt wie bei Yoshi's Island oder Final Fantasy VI. Der Ideenreichtum ist immens und macht einfach unheimlich Spaß.
Der Wald des Anbeginns ist eine Insel!
Die vermeintlich ermordeten Monster sterben nicht wirklich. Immerhin zieht man marodierend durch die Hölle. Da sollte den meisten ein Lichtlein aufgehen, dass die Leute da schon abgetreten sind. Daher versammeln sich die Zerquetschten, Zerhäckselten und die Explodierten auf einer Insel. Hier hat man die Möglichkeit, die Monster für sich ackern zu lassen, um mehr Blut (Lebensenergie), mehr Geld oder Überraschungen zu bekommen. Zu beachten ist, dass die niederen Höllenbewohner gerne mal schlechte Laune haben oder sich auch mal beulen. Die einen schickt man an den Strand, damit sich ihre Laune bessert, die anderen wandern für einen Moment in den Knast. Realismus pur.
Heute Napoleon oder Arschgesicht?
Die Überraschungen, die auf der Insel hergestellt werden, sind meist Kostüme für Ash oder gar Anpassungen für die Säge. Beides kann auch im Shop gekauft werden und einige sind auch in den Leveln versteckt. Dass hier selten dämliche Sachen dabei sind, versteht sich fast von selbst. Dann sieht Ash halt aus wie ein Arschgesicht, um das indische Elefantenstatuen kreisen. Peng, ins Gesicht.
Die Hölle ist ein farbenfroher Ort
Der visuelle Stil des Spiels ist großartig. Die Level und Figuren sind alle sehr detailreich und es geht wirklich überall irgendetwas vor sich. Bis auf einzelne Einspieler der Finishing-Moves fügt sich alles wunderbar zusammen und macht das Spiel zu einem Fest für die Augen.
Im Gegnerdesign wird sich gerne mal an andere Spiele angelehnt. Der eigene Stil wird dabei aber niemals gebrochen. Die Level sind alle klar voneinander zu unterscheiden und haben immer irgendeine spielerische Besonderheit parat, sind aber fast alle gleichermaßen abgefahren. Spätestens im Psychedelic Level ist ein WTF unvermeidbar. Zumal hier die schon vorher als sehr cool aufgefallene Soundkulisse endgültig freidreht.
ist ein maßlos dummes Spiel – und das ist seine größte Stärke. Diese bis ins letzte Detail durchdachte Dummheit macht höllisch Spaß. Dass es dann auch noch sehr schick ist,super klingt und eine ordentliche Spieldauer von 6 – 8 Stunden hat, macht den Downloadtitel wirklich empfehlenswert.
8,3 von 10 zensierte Toastbrotschritte
8,3 von 10 zensierte Toastbrotschritte