Dichterköpfe - Theodor Fontane (Igel Records)
Im Zug nach Berlin trifft der amerikanische Journalist Edward James Wilson (Dominik Freiberger) eine Frau, die während der Fahrt Theodor Fontanes “Effi Briest” liest. Da er für eine Zeitung bei sich in der Heimat den Nachruf für Theodor Fontane (Friedhelm Ptok) verfasste, kommt er darüber mit ihr ins Gespräch. Dabei stellt sich schnell heraus, dass es sich bei der Frau um Martha Fontane, Theodors Tochter, handelt. Die Gelegenheit will der Journalist und Fan nicht vergehen lassen und fragt die Dame während der Fahrt durch die Mark Brandenburg über ihren Vater aus.
Die neueste Episode der Dichterköpfe Reihe handelt vom Leben, Tod und Schaffen Theodor Fontanes. Wie immer besteht die Veröffentlichung aus zwei CDs und einem Booklet. Die erste CD enthält ein Hörspiel in dem Rudi Mika das Leben von Fontane dramaturgisch aufbereitet hat. Als Rahmenhandlung dient eine Zugfahrt nach Berlin, während der sich Martha und Edward über Fontane unterhalten. Mal mehr, mal weniger geschickt führen die Gespräche zu Gedankenmonologen Theodors, die viele Informationen über sein Schaffen und sein Privatleben in gebündelter und kompakter Form enthalten. Teilweise ist die Geschichte etwas zu starr und trocken inszeniert und die Übergänge zwischen natürlich wirkendem Gespräch und dem Abladen aller Fakten könnten glätter sein. Für die jugendliche Zielgruppe könnte die Geschichte etwas zu trocken geraten sein, insgesamt ist dieses Hörspiel aber eine gute Gelegenheit um an viele Informationen kompakt verpackt zu kommen und relativ kurzweilig ist die Sache ja zudem auch ausgefallen.
Die technische Umsetzung ist gut, aber sehr einfach. Die Szenen wirken recht undynamisch, werden dafür hochwertig durch Stücke von Bach, Schubert, Beethoven und Konsorten untermalt, die unter anderem vom Belgischen und Slovakischen Radio und Fernsehorchester eingespielt wurden. In den Rollen zu hören sind nur fünf Sprecher. Ralf Kiwit ist kurz und unspektakulär als Kellner zu hören, durch einen zu sehr aufgesetzten Akzent stören Dominik Freiberger und Thomas Krause als amerikanischer Journalist, beziehungsweise berlinerischer Zugschaffner. Nichts zu mäkeln, gibt es dafür an Sabine Falkenberg und Friedhelm Ptok, die die beiden Fontane Familienmitglieder überzeugend und lebendig intonieren.
Die zweite CD ist mit einer Spielzeit von 78 Minuten prallgefüllt mit der Prosa von Theodor Fontane. Neben Gedichten wie “Butterstullenwerfen”, “Meine Gräber” und “Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland”, die in ihrer Gänze vorgetragen werden, füllen vor allem Auszüge aus seinen Romanen den Silberling. Von “Der Stechlin” über “Effi Briest”, bis hin zu “Die Poggenpuhls” und “Wanderungen durch die Mark Brandenburg” kann so ein guter Überblick über sein Lebenswerk geschaffen werden. Vorgetragen wird die Prosa von Friedhelm Ptok und Dominik Freiberger, wobei letzterer hier ganz ohne Akzent schon einen sehr viel besseren Eindruck hinterlässt. Im Booklet gibt es zudem noch einen Zeitstrahl mit allen wichtigen Etappen von Fontanes Leben.
6,7 von 10 Birnbäume