Sonntag, 6. Juli 2014

Die Brücke: Transit in den Tod - Staffel 2 (2013) [Edel:Motion]

Die Brücke: Transit in den Tod - Staffel 2 (2013) [Edel:Motion]

Fast ein Jahr ist seit dem grausamen Ende ihres ersten gemeinsamen Falls vergangen, als Saga Norén (Sofia Helin) bei Martin Rohde (Kim Bodnia) in Kopenhagen auftaucht. Unter der Öresundbrücke ist ein Schiff auf Grund gelaufen, in dem mehrere Jugendliche sowohl dänischer als auch schwedischer Nationalität angekettet und sediert gefunden wurden, und Saga würde gerne wieder mit Martin zusammenarbeiten. Martin - sichtlich gealtert und unfähig, sein seelisches Leid verbergen zu können - willigt sofort ein, könnte der neue Fall doch einen Schritt aus seinem von Trauer geprägten Leben bedeuten. Doch schon bei der Befragung einer der Jugendlichen kommt es zu einem Zwischenfall und, als die Jugendlichen an einer extrem aggressiven und ansteckenden Form der Lungenpest sterben, müssen Martin und Saga wegen Mordes ermitteln. Kurze Zeit später richtet sich eine maskierte Gruppe per Video an die dänische und schwedische Öffentlichkeit und klagt sie ihrer Verbrechen gegen Mensch und Natur an...

Ich habe mich sehr gefreut, als ich hörte, dass Die Brücke eine zweite Staffel spendiert bekommt. Mein Urteil über die erste Staffel fiel ja durchaus positiv aus. Die Charaktere sind schön gestaltet und gut gespielt. Die Geschichte ist komplex und kann einige Male wirklich überraschen. Kann die zweite Staffel das Niveau also halten?

Zuerst wirkt es etwas langweilig, dass man anscheinend erneut mit einer Form des Terrorismus zu tun bekommt. Entwickelt sich der "Wahrheitsterrorist" in der ersten Staffel doch allmählich zu einem von sehr persönlichen Motiven getriebenen Menschen, der sich jedoch erst spät zu erkennen gibt, scheinen die Verhältnisse in der zweiten Staffel relativ schnell klar zu sein. Der Zuschauer bekommt die Menschen hinter den Masken zügig präsentiert, doch hinter diesen Kleinkriminellen und Idealisten stehen weitere, weitaus mächtigere Personen.

Die Verwicklungen und Wendungen möchte ich nicht detailliert aufschlüsseln, das würde zum einen zu viel verraten und zum anderen auch zu mühselig sein, ohne einen größeren Nutzen für die Besprechung zu haben. Es bleibt zu sagen, dass mit den Erwartungen und Vermutungen der Zuschauer immer wieder gespielt wird, was allerdings teils dazu führt, dass einige wenige Ereignisse oder Verbindungen wie aus dem nichts kommen bzw. etwas zu weit hergeholt wirken. Gerade zum Ende hin nehmen Glaubwürdigkeit und Wahrscheinlichkeit dadurch leider etwas ab.

Nichtsdestotrotz unterhält die Serie auch in der zweiten Staffel wieder durch die gesamten 578 Minuten. Das liegt hauptsächlich daran, dass die meisten Charaktere - so untergeordnet ihre Rolle auch sein mag - Seele haben und menschlich wirken. Erfreulich ist, dass bei der Gestaltung der Charaktere sehr wenig auf Geschlechterklischees zurückgegriffen wird und sich darauf konzentriert wird, vielschichtige, glaubwürdige Menschen darzustellen. Prima!

Neben der Haupthandlung sind natürlich die Entwicklungen im Privatleben Martins und Sagas bestimmend. Und auch, wenn die Handlung durchaus ok ist und seine Momente hat, jedoch nicht durchweg überzeugen kann, liegt hier doch die Stärke der Serie.
Saga muss sich mit einer für sie neuen Lebenssituation abfinden. Sie hat sich trotz ihrer Probleme mit anderen Menschen auf eine Beziehung eingelassen und ihr Freund ist sogar bei ihr eingezogen. Doch vieles überfordert sie bzw. ist für sie unverständlich. Dadurch entstehen erneut einige sehr unangenehme Szenen, doch bekommt man langsam - auch durch Martins Zutun - einen Einblick in Sagas schwierige Gefühlswelt.
Auf Martins Seite scheint es noch zu Beginn der Staffel bergauf zu gehen. Die Zusammenarbeit mit Saga gibt ihm die Kraft, Jens im Gefängnis zu besuchen und so die Ereignisse vor einem Jahr zu verarbeiten. Damit einhergeht, dass sich sein Verhältnis zu seiner Frau Mette (Puk Scharbau) und seinen Kindern bessert, er sogar mit dem Gedanken spielt, wieder zu ihnen zu ziehen, nachdem er nun lange Zeit im Hotel wohnte, da er ihnen nicht gut tat.

Ähnlich wie bei Kommissarin Lund nimmt die Geschichte des Charakters jedoch im Laufe der Staffel eine Wendung, die zwar in sich schlüssig ist, aber unterschiedlich aufgenommen werden kann. Kim Bodnia selbst scheint so unzufrieden mit Martins Zukunft zu sein, dass er für die dritte Staffel leider nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist furchtbar schade, denn egal, was man vom Staffelfinale halten mag, birgt Martin doch noch soviel Potenzial.
Mal sehen, wie Saga mit dem noch nicht näher benannten Norweger zusammenarbeiten wird...

Die DVDs der Box haben eine super Bild und der Ton ist sowohl auf Deutsch als auch im dänisch/schwedischen O-Ton vorhanden. Zwar sind nur die deutschen Untertitel für Hörgeschädigte verfügbar, aber diese freundlicherweise farbig, so dass man unterscheiden kann, wer was spricht. Neben den fünf Episoden gibt es als Zusatzmaterial Interviews mit den Darstellern.

Die Brücke - Staffel 2 knüpft gekonnt an die erste Staffel an und kann mit großartigen Charakteren und interessanten Handlungsteilen punkten. Gerade der Beginn der Haupthandlung hat leider etwas viele Reminiszenzen an die erste Staffel. Das Finale wirkt zudem durch seine wenigen Antworten allzu beliebig und unbefriedigend. Dennoch eine dufte Serie, die ich auch ohne Bodnia weiterschauen werde!


7,3 von 10 versunkene Altlasten