Der Name der Leute (2010)
Baya Benmahmoud (Sara Forestier) ist, drücken wir es mal vorsichtig aus, etwas “aufgeschlossen”. Überdies ist sie auch “politisch” sehr aktiv für die linke Sache. Immer wenn sie einen vermeintlichen Rassisten auf der Straße begegnet, dann wird der sofort weggeknattert. Dann sind die lieb und nicht mehr rechts. So nimmt sie sich auch den durchschnittlichen Arthur Martin (Jacques Gamblin) vor. Dieser stellt sich dann aber gar nicht mal so rechts heraus, wie sie eigentlich dachte, sondern eher leicht liberal und ganz nett.
Michel Leclerc und Baya Kasmi hatten vor Drehbeginn keine komplette Story, sondern einfach nur 60 Seiten Drehbuch, gefüllt mit drolligen Szenen einer jungen Frau die mit ihren politischen Widersachern schläft um sie zu bekehren. Und genau das merkt man unfassbar stark in jeder Sekunde. In den ersten 20 Minuten wird auf recht langatmige und noch mehr ungelenke Art und Weise die familiäre Vergangenheit der beiden Hauptfiguren beackert. Dabei werden dann auch die 3-4 größten Wendungen und inhaltlichen Dreh- und Angelpunkte der Geschichte vorweg genommen. Allein durch den Prolog des Films wird so gut wie jedes Potential um im dritten Akt Emotionen beim Zuschauer zu wecken.
Die Handlung ist dabei zu jeder Zeit hauchdünn und entwickelt sich nur sehr wenig weiter. Abgesehen von der Ausgangsituation und der Prämisse des Films lässt sich auch nicht sonderlich viel über geschehenes sagen. Es passiert eben nicht viel, abgesehen von kleinen, sehr albernen Vignetten die nirgends hinführen. Am Ende fehlen nicht gerade wenigen Szenen eine Punch Line und viele der Nebenhandlungsstränge werden links liegen gelassen und verkümmern kläglich in der Dunkelheit. Hinzu kommt noch sehr viel, sehr versucht französisches. Sara Forestier spielt die kleine quirlige Elfe, immer sehr aufgedreht, nur selten etwas von total nervtötend entfernt. Ein Charakter den selbst ich in dieser Art des französischen Kinos schon viel zu oft gesehen habe, wobei meine Liste ähnlicher Filmerfahrungen doch sehr kurz ist. Um dann die französischen Klischees vollzubekommen kann man nicht auf full frontal Nudity verzichten. Um das ganze dann noch etwas prätentiöser zu gestalten gibt es noch halbherzige und zudem vollkommen inhaltslose Kommentare zu Rassissmus, französischen Konservativismus und Nationalismus. Dabei ist nicht auszublenden wie lächerlich der Film Menschen dastehen lässt, die sich wirklich gegen diese Dinge einsetzen. Ganz abgesehen davon wie sehr Feminismus hier mit Füßen getreten wird. Weil zudem noch künstliches Drama erzeugt werden soll erwähnt und instrumentalisiert man auch noch Ausschwitz und die französischen Deportationen. Müll.
Technisch und Darstellerisch ist der Film ansonsten auf hohem Niveau. Der Look ist stimmig, fast alle Szenen stimmig bis interessant in Szene gesetzt und die Darsteller sind durchweg gut in ihrem Job. Wenn jedoch jede Figur unsympathisch und die Geschichte totale Grütze ist, hilft auch das nichts mehr.