Pilgrim: Die unglaublichen Abenteuer des William Palmer (Christoph Merian Verlag)
Obwohl William Palmer (Rufus Beck) schon seit dem 12. Jahrhundert lebt, wandert er auch heute noch auf der Erde herum. Dazu kam es durch eine schicksalshafte Begegnung im Jahre 1185. Damals zweifelte er an, dass es eine Welt des Übersinnlichen geben würde und schrieb dies sogar nieder. Die Bewohner der “Anderen Welt” nahmen ihm seine Meinung ziemlich krumm. So kam es zu dem Fluch, den er noch heute trägt. Der König der Feen lauerte ihm auf den Straßen von Canterbury auf und belegte ihn mit unsterblichem Leben. Seitdem durchstreift er als Pilgrim die Länder unserer Welt und der der Feen, immer auf der Suche nach seiner Sterblichkeit.
In England ist Pilgrim seit 2008 im Radio, beim staatlichen Sender BBC 4 zu hören. Viele Abenteuer in der Welt der “Heissblüter” und der des “Grauen Volkes” hat er dabei überstehen müssen. Damit jetzt auch deutschsprachige Hörer/Innen in den Genuss kommen können übersetzte nun das Schweizer Radio und Fernsehen die ersten Episoden der Hörspielreihe von Sebastian Baczkiewicz.
So entstanden unter der Regie von Karin Berri drei Folgen um und mit dem unfreiwilligem Pilger. In der ersten Folge “Das Haus der Dornen” treibt es Pilgrim zum Grabhügel von Willy Howe. In einer Legende heißt es, ein Bauer hätte sich auch mal zum Hügel aufgemacht, wäre dann aber darin verschwunden. Joey Thurloe (Julius Griesenberg) hört wie der verschollene aus der Legende und bricht ebenfalls zum Hügel auf. Palmer versucht den Mann zu finden und das Rätsel zu lösen.
Die erste Folge versteht es vortrefflich uns den Hauptcharakter und einen kleinen Teil seiner umfangreichen Biographie vorzustellen. Das vom Pilgrim untersuchte Mysterium basiert auf einer Reihe von Sagen, die sich wirklich um den Howe Grabhügel ranken und mit dem Feenreich und alten englischen Königsgeschichten verbunden sind. Eine gute Einführung der Charaktere und der Serienprämisse, gleichzeitig aber auch ein gekonnt inszeniertes Jugendhörspiel mit einigen Fantasy und Mystery Elementen und ein ganz wenig Grusel ist auch vorhanden.
In “El Vagabundo del Diablo” kommt Pilgrim nicht nur seiner Sterblichkeit, sondern auch einigem anderen aus seiner Vergangenheit sehr viel näher. Er muss eine Gestaltenwandlerin aus der Gefangenschaft der geheimen Bruderschaft “Lupercalia” befreien und gerät dabei selbst ganz schön in Bedrängnis. Das zweite Abenteuer vergrößert die Welt von Pilgrim um einige Legenden, Charaktere und Querverstrebungen. William bekommt kompetente Feinde und Helfer an die Seite gestellt. Hier geht die Reihe richtig los.
In der dritten und fürs erste Letzten Folge dieser ersten Box, trifft Palmer auf Joseph von Arimathäa (Gottfried Breitfuss), den angeblichen Hüter des heiligen Grals, der König Arthus schlafende Armee bewacht. Auch diese Folge kann Pilgrims Charakter noch etwas weiter ausbauen und nimmt gleichzeitig Bezug auf altbekannte Legenden und Sagen.
Jede Folge dauert um die 50 Minuten und über diese Dauer kann auch jede Folge gut unterhalten. Die Geschichten sind zwar auf Jugendliche zugeschnitten, trotzdem recht anspruchsvoll und spannend gestaltet. Aber nicht nur die Handlung und ihre Charaktere können gefallen, sondern auch ihre hörspielerische Umsetzung. Die Soundkulisse könnte manchmal ein wenig dichter sein, Atmosphäre kommt trotzdem auf und die Welt wirkt dynamisch und lebendig. Auch die Sprecher tragen dazu bei. Rufus Beck ist eine sichere Bank für die Hauptrolle, während auch Mona Petri, Peter Kner, Ulrike Krumbiegel und andere Sprecher eine gute Figur machen.
Für den Merian Verlag ein starker Einstieg ins Fantasyhörspiel, wovon wie hoffentlich bald eine weitere Ladung bekommen. Diese drei Folgen machen schon mal Lust auf weitere Sagen.
8,5 von 10 blühende Dornenbüsche