Guayana - Kult der Verdammten (1979)
1956 gründete Reverend James Johnson (Stuart Whitman) seinen Peoples Temple in Indianapolis. Über die Jahre hinweg wird seine Gefolgschaft immer größer und aus einer etwas merkwürdigen Kirchengemeinschaft entwickelt sich zunehmend eine totalitär angeführte Sekte. Zusammengeschweißt wird die Truppe von einer wirren Mischung aus sozialistischen Kanzelreden, Erlösermythos und kruden Verschwörungstheorien gegen die US-Regierung. Mitte der Siebzieger waren Rund 1.000 Menschen Mitglied in der Sekte und gemeinsam hatten sie genug Geld um der Südamerikanischen Republik Guayana ein Gelände zu kaufen, das groß genug ist um ihnen allen ein Leben weit entfernt von den verhassten USA zu ermöglichen. Was erstmal wie eine ganz nette Sektenangelegenheit klingt wird zunehmend zum Albtraum. Es gibt sexuelle Übergriffe, Misshandlungen, Folter, Zwangsarbeit und viele andere schreckliche Vorkommnisse. Die Gerüchte der Untaten die in Jonestown verübt werden, geraten auch bald in die Heimat seiner Bewohner und so bekommt auch die US-Regierung langsam davon Wind und versucht zu intervenieren. In Furcht davor sein Lebenswerk zu verlieren beschließt Johnson den USA zuvor zu kommen.
In Wirklichkeit war es Jim Jones der seinen Jüngern davon erzählte, die USA hätten geplant eine ethnische Säuberung zu veranstalten und alle Afroamerikaner des Landes verweisen wollen. 1974 zogen sie nach Jonestown und am 18. November 1978 wurden zuerst der US-Kongressabgeordnete Leo J. Ryan und einige Reporter umgebracht. Am selben Tag noch vergiftete Jones alle seine Anhänger und erschoss sich selbst. Dieser Tag, der mehr als 900 Opfer forderte, war zugleich der letzte Tag der Jones Sekte.
Durch die anwesenden Reporter handelt es sich nicht nur um eines der gruseligsten Massenmorde unserer Zeit, sondern auch um eines der am besten dokumentierten. Bei solch einem historischen Ereignis bleiben auch geldgeile Filmproduzenten nicht aus. In diesem Fall versuchte Mexploitation Altmeister René Cardona Jr. (Viaje fantástico en globo) - immerhin der Erschaffer von 100 mexikanischen Exploitern - ein wenig Geld mit dem Unglück anderer zu verdienen. Um die Überlebenden und Hinterbliebenen zu “schützen” änderte er die Namen und bereitete das Ganze dann aber doch recht nüchtern und unaufgeregt für die Autokinen und Grindhäuser auf.
Auch wenn es unfassbar daneben war, nicht mal ein Jahr nach den wahren Ereignissen einen blutigen Reißer außer ihnen zu machen, kann man dem Film doch lassen, dass man nicht zu weit von der Wahrheit abgeht und sich keinesfalls über das geschehene lustig macht. Ausgebeutet werden die Tatsachen dennoch auf recht uncoole Art. Mir gefällt der Film insgesamt dann aber doch besser als er eigentlich sollte. Vor allem liegt es an Stuart Whitman, der sich wirklich sehr reinhängt und durch sein glaubhaftes Acting manchmal wirklich Gänsehautmomente erzeugen kann. Eigentlich ist sein Schauspiel sehr viel besser als es für diese Art von Film sein darf.
Gene Barry hingegen kann nicht wirklich überzeugen, insgesamt sind die vielen Komparsen im Hintergrund aber recht glaubwürdig in ihrer Angst und Verzweiflung. Wer gut aufpasst bekommt sogar einen Auftritt von Hugo Stiglitz (Die Rache der 1000 Katzen) mit, immer ein gern gesehener Gast in meinem DVD Player. Durch die sehr kalte Machart, die wenig Emotionen zulässt, wenig trashig ist und zudem noch weitgehend ohne Musik oder etwas auflockerndes funktioniert, werden besonders die finalen 20 Minuten echt intensiv und nicht zu leicht anzuschauen.
Ethisch sicherlich ein sehr fragwürdiger Film, inhaltlich aber nicht zu weit von der Realität entfernt und technisch, sowie darstellerisch überraschend gut. Exploitation Fans sollten reinschauen. Bei cmv gibt es übrigens eine vollkommen ungeschnittene Version.
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