Space Firebird 2772 (1980) [Intergroove]
In einer weit entfernten Zukunft wächst Godo (Kaneto Shiozawa) als kleines Baby in einer isolierten Kammer auf. Aus dem Reagenzglas entstanden, wird er die ersten Jahre nur von Maschinen und Computern aufgezogen. Zu einem seiner einsamen Geburtstage bekommt er einen sexy Hauhaltsroboter / Transformer geschenkt, der ihm als Olga (Katsue Miwa) von nun an zu Seite steht. Als Erwachsener ist seine Ausbildung fürs erste Beendet und er ist ein Weltraumkadett für die Armee der Erde. Jetzt soll er eigentlich nur Befehle befolgen, doch er schert aus. Er möchte Lena (Toshiko Fujita), die Tochter eines Politikers bezirzen und tummelt sich mit ihr in den Gärten, die eigentlich den Bessergestellten der Gesellschaft vorbehalten sind. Nicht nur, dass die gute Olga ganz schön eifersüchtig wird, sondern Godo bekommt noch ordentlich Ärger mit der Obrigkeit. Sein böser Klonzwilling Rock (Shûichi Ikeda) raubt ihm seine Lena, heiratet ihm sie vor der Nase weg und schickt ihn ins wirklich schlimme Arbeitslager nach Island - ganz anders also, als die weniger schlimmen Arbeitslager. Eigentlich sollte er ja den Phoenix finden, der irgendwo im All rumflattert und mit dessen Blut man die völlig ausgebeutete Erde wieder heilen könnte. Daraus wird wohl erstmal nichts, doch dann flieht er, lernt bei seiner Reise einige muntere Wegbegleiter kennen, mit deren Hilfe er vielleicht die Welt retten kann oder sie endgültig ins verderben reißt.
Manga und Anime Fans werden den Namen Osamu Tezuka meist kennen und gleichermaßen verehren. Mit Geschichten wie “Astro Boy”, “Kimba”, “Adolf”, “Metropolis” (bei uns “Robotic Angel”) und einigen anderen großen und kleinen Klassikern erschuf er nicht nur Titel die zu den wichtigsten der Manga Geschichte gehören, sondern teilweise ihr zugehöriges Genre erst erfanden, ihre Rezeptur für die folgenden Jahrzehnte definierten und teilweise gänzlich umkrempelten.
Vielleicht ist “Hi no Tori” nicht seine berühmteste, aber sicherlich legendärste Arbeit. Von 1954-1988 brachte es sein Lebenswerk auf einen Umfang von 17 Bänden, abschließen konnte er es bis zu seinem Ableben am Anfang des Jahres 1989 allerdings nicht. In dem Manga wird keine fortlaufende Geschichte erzählt, sondern ein eher spirituelles Konzept verfolgt, dass sich um den Phoenix und seine Bedeutung dreht. Ort, Zeit und Protagonisten sind bei jeder Kurzgeschichte anders, wobei aber immer wieder bestimmte Figuren und Motive erneut auftauchen können.
Natürlich wurden die Geschichten auch in anderen Medien aufbereitet. Es gibt OVAs, Filme, eine Serie, eine Realverfilmung und zwei Videospiele. Jetzt soll es aber um den Anime aus dem Jahre 1980 gehen, der hier durch Intergroove zum ersten mal auf DVD das Licht der Welt erblickt. Umgesetzt wurde das Projekt von Taku Sugiyama und seinem Produktionsteam, der allerdings außer diesem Film nicht viel gemacht hat, was man kennen sollte. Die beinahe 2-stündige Story bedient sich vieler Elemente verschiedener Geschichten aus Tezukas Phoenix Sage. Auch der Charakter Black Jack, bekannt aus einer anderen Mangareihe von Tezuka, tritt hier auf. Außerdem gibt es Ehrerbietungen und Anspielungen auf Walt Disney Klassiker wie “Pinocchio”, “Dornröschen” und “Fantasia”. Aber auch anderen Tezuka Klassikern huldigt man in den Designs. Olga etwa soll an “Astro Boy” erinnern, Lena geht auf Prinzessin Sapphire zurück, bekannt aus “Der Engel und der Prinz”. Außer den selbst referenziellen Elementen ist am Animationsstil noch ungewöhnlich, dass hier einiges rotoskopiert wurde, was man eher aus westlichen Cartoons aber nicht zu sehr aus Animes kannte.
Auch viele, der übrigen Motive, Szenen und Figuren haben etwas spannendes an sich, genauso wie das Zusammenspiel aus Bewegungen und klassischer Musikuntermalung meist fantastisch ist. Die Qualität der Animationen schwankt dabei allerdings extrem. Oftmals musste ich an die Arbeiten von Ralph Bakshi (Starker Verkehr) denken, dem auch immer nach der Hälfte das Geld aus ging und der Rest musste dann irgendwie fertig bekommen werden. So wirkt es jedenfalls auch hier. Die Phoenix Animationen sehen fantastisch aus, viele Actionsequenzen sind großartig in Bewegung gebracht wurden, dafür nerven aber auch die dreisten Wiederholungen unzähliger Szenen, Sprites die einfach nur unbeweglich übers Bild gezogen werden und eine Großzahl von teils sehr auffälligen und krassen Animationsfehlern.
Darüber könnte man aber hinwegsehen wenn die Handlung nicht so unfähig erzählt werden würde. Vieles wirkt, als hätte man eine lange TV-Serie auf zwei Stunden zusammengeschnitten. Charaktere die wir nicht kennen sollen uns zum Teil aus unbegreiflichen Gründen wichtig und bekannt sein, vieles wird zig mal wiederholt, so als wäre das geschehen schon viele Folgen her von der Ausgangssituation bis zum Finale müssen wir durch zig Etappen, die viel zu oft nicht mal am Rande etwas zur Botschaft des Films beitragen und die Sache nur ins unendliche strecken. Der Humor ist so blöd das es durchgehend schmerzen bereitet und zieht sämtliche Szenen, die eigentlich von ihrer Emotionalität leben würden, völlig in den Dreck. Das Ergebnis ist ein Film der über lange Strecken hässlich geraten ist, viel zu zäh erscheint, durchgehend unfreiwillig komisch und unnötig verworren ist.
“Space Firebird 2772” ist auf dem Papier sehr interessant und historisch bedeutend. Mit dem Sourcematerial von Tezuka hat das hier aber nur wenig zu tun und solange man keine nostalgischen Gefühle für diesen Anime hegt, sollte nur die pure Neugier ein Grund zur Sichtung sein. Einmal sollte aber jeder Animesuchti das Teil gesehen haben. Die Botschaft und die soziokulturelle Kritik dahinter ist trotzdem als sehr positiv anzusehen, auch wenn der Film es leider nicht schafft den Punkt ordentlich rüber zu bringen.
Technisch ist die DVD Veröffentlichung eine gemischte Angelegenheit. Das Bild entspricht der hübsch hergerichteten japanischen Variante deren Tonspur auch beiliegt. Ebenso ist ein deutscher Ton zu hören, der aber scheinbar von einem nicht zu sauberen VHS Transfer stammt. Jedenfalls ist der deutsche Ton sehr dumpf und rauscht auch gerne mal. Die deutsche Synchro hingegen ist allerdings recht okay, auch wenn die Übersetzung stellenweise Zweifelhaft erscheint. Besetzt sind die Rollen mit bekannten Sprechern wie zum Beispiel Astrid Kollex und anderen Sprechern, die man aus diversen Europa Hörspielen kennt. Der japanische Ton bringt übrigens den meisten nicht zu viel, da man auf Untertitel leider verzichtet hat. Als Bonus gibt es noch den japanischen Trailer und ein Wendecover.
5 von 10 mitgebrachte Gemüse