Donnerstag, 30. August 2012

Rune Factory Oceans (PS3)


Rune Factory Oceans (PS3)

Aden und Sonja sind gute Freunde und leben auf der idyllischen Insel Fenith. Das Leben ist einfach dort, doch genießen sie es in vollen Zügen. Nach einem Besuch in einem Windschrein ereignet sich jedoch Seltsames. Wolken ziehen über der Insel auf und ein aus einem See aufsteigendes Licht lässt die Beiden in Ohmacht fallen. Als sie wieder das Bewusstsein erlangen, müssen sie feststellen, dass sich ihre Welt grundlegend verändert hat. Fenith hat nun eigenartig gekleidete Einwohner, von denen weder Aden noch Sonja jemanden kennt, und überall stehen unbekannte Gebäude. Auch die Erzdrachen, die in Scharen über der Insel kreisten, sind bis auf einen verschwunden. All das ist jedoch weitaus weniger verwirrend als die Tatsache, dass Sonja keinen eigenen Körper mehr hat, sondern zur Untermiete in Aden wohnt. Nichtsdestotrotz wird Aden/Sonja freundlich von den neuen Bewohnern aufgenommen und so bekommt er/sie alles gestellt, um sich in den Alltag der Insel einzufügen. Aber auch hier ist die Welt nicht frei von Übel, so dass Aden immer wieder zu den Waffen greifen muss...

 

Die ganze Welt steht dir offen!

Nach dem obigen Intro sieht man sich im ersten, auch bzw. in Europa nur auf der PS3 veröffentlichten Rune Factory-Titel einer großen Welt mit vielen Beschäftigungen gegenüber. Rune Factory Oceans spielt – wie der Name schon vermuten lässt – in einer Inselwelt.
Früh in der Geschichte findet man einen Samen, der nach einer gewissen Wartezeit zu einem riesigen Golem heranwächst. Mit Ymir kann man sich frei im weiten Ozean bewegen. Allerdings muss man auf Strömungen und Untiefen achten und immer darauf gefasst sein, dass man einem Riesenmonster begegnet. Der Clou an Ymir ist, dass er versunkene Inseln wieder an die Wasseroberfläche heben kann. Manche nur temporär, andere hingegen bleiben dem Spieler jederzeit zugänglich. Auf diese Weise kommt man auch an Anbaufläche.
Allerdings sind die Inseln, auf denen man in bester Harvest Moon-Manier Feldbau betreiben kann, allesamt von einer unbekannten Macht versteinert worden. Um die Versteinerung rückgängig zu machen, müssen Inselgeister von anderen Inseln beschafft und ausgesetzt werden.
Auf anderen Inseln muss man damit rechnen, auf ein paar fiese Gestalten zu treffen, ob es nun klassisch Orks sind oder mit explodierenden Nüssen werfende Eichhörnchenartige und grasbewachsene Elefanten.
Bei allen Tätigkeiten, die man so ausführt, ist immer zu beachten, dass man nur eine bestimmte Ausdauer zur Verfügung hat. Diese ist zwar durch ein Bad, ein Nickerchen oder Essen und Trinken wieder herstellbar, aber sollte man es übertreiben geht es an die Lebensenergie. Zudem hat der Tag ja auch nur 24 Stunden!

Bürste den Ork! Bürste ihn!

Feldfrüchte und Erze wachsen auf den Inseln nicht von allein. Da muss jemand her, der sich nach dem Säen darum kümmert. Hierzu bekommt man eine Bürste. Diese ist ergonomisch und nach den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft produziert worden. Mit der Bürste können Monster während eines Kampfes besänftigt werden. Die nun freundlichen Monster werden zuerst in die Monsterscheune, die in Ymir integriert ist, geschickt und können von da aus je nach ihren Fähigkeiten auf die Inseln verteilt werden. Die einen mögen beim Anbau von Sojabohnen hilfreich sein, die anderen vielleicht bei Kupfer. Manche geben auch nur Federn, Eier oder Milch. Um an diese Tierprodukte zu kommen, erhält der Spieler einen „Ernter“, mit dem die Büffelmuh gar fein gemolken werden kann.


Säen, bürsten, ernten, melken, melken, melken...

Der Alltag des Abenteurers fängt unspektakulär an. Er steht in der Regel um 6 Uhr auf und schaut erstmal auf den Kalender. Es könnte ja sein, dass heute ein Festtag wie z.B. das Kirschblütenfest ist oder einer der anderen Einwohner Geburtstag hat. Danach geht’s in die Scheune. Nachdem hier alle Tiere gebürstet und gemolken sind, schaut er am besten nach, ob denn noch genug Monsterkekse vorhanden sind. Ohne Kekse läuft nichts. Den Vorrat kann man im örtlichen Gemischtwarenladen aufstocken lassen.
Nach der Scheune müssen die Felder bestellt werden und auch hier wollen die Monster erstmal gepflegt werden. Es wird geerntet, was schon reif ist, und neu gesät. Allein dieser Teil der Alltagsroutine nimmt ein paar In-Game-Stunden ein.

Ein Geschenk sagt mehr als tausend Hallos.

So prägend der landwirtschaftliche Teil auch für das Spiel ist, ist die freundliche Interaktion mit den anderen Bewohnern der Insel essenziell für das Vorankommen innerhalb der zwar vorhandenen aber doch recht dünnen Geschichte.
Jeder der Bewohner ist ansprechbar und wird im Laufe der Zeit hin und wieder eine Anfrage an den Spieler stellen. Die Quests werden gesammelt im Gasthaus angezeigt und können einzeln abgearbeitet werden. Durch Erfüllen der Quests steigt die Sympathie und somit der Beziehungslevel. Aber auch durch regelmäßiges Grüßen kann die Beziehung verbessert werden, wozu es sogar eine eigene Fertigkeit gibt. Idealerweise findet man heraus, was der Charakter besonders mag und macht entsprechende Geschenke. Infolgedessen werden neue Quests freigeschaltet oder man bekommt Rezepte für die Küche, die Schmiede, den Handwerksbereich, die Apotheke oder die Schreinerei. Wie im echten Leben kann ein hoher Beziehungslevel aber auch zu etwas simplen wie einer Heirat oder gar Kindern führen. Gleichgeschlechtliche Beziehungen gibt es in der Welt von Rune Factory nur auf freundschaftlicher Ebene. Alles andere könnte ja die Kinder verderben.
Die Charaktere, denen man begegnet, sind allesamt generisch, sowohl äußerlich als auch bezüglich ihrer Wesenszügen. Dennoch wirken sie recht liebevoll gestaltet und nur selten leblos.


Um meine Nerven zu beruhigen, schreinere ich Stiefmütterchen.

Ergibt im ersten Moment mäßig Sinn, ist aber in der Spielewelt an der Tagesordnung. So kann man in der Schreinerei eben Möbelstücke bzw. Einrichtungsgegenstände bauen, in der Küche kochen, in der Apotheke Medizin herstellen, in der Schmiede Waffen und Geräte bauen oder im Accessoire-Bereich Schmuck usw. basteln. Die Betätigungsfelder sind also vielfältig und die Dinge, die man herstellen kann, ebenso – gesetzt den Fall, dass man schon allerhand Rezepte und Einzelteile gesammelt hat.
Die Tätigkeit an sich wird immer gleich ausgeführt. Es wird ein in mehrere Abschnitte unterteilter Balken angezeigt und jenachdem, welchen Bereich der Spieler trifft, wird entschieden, ob die Handlung zum Erfolg geführt hat oder nicht. Angeln läuft nach dem gleichen Muster ab. Allerdings kommt hier ein weiterer Bereich für besonders große Fische hinzu.
Bei jeder Aktion steigt der Wert der entsprechenden Fertigkeit, was letztlich dazu führt, dass die Erfolgsbereiche auf dem Balken größer werden. Das simple System funktioniert so wie es soll, macht aber die einzelnen Tätigkeiten spielerisch ununterscheidbar.


Ein Golem, sie zu heben...

Ymir ist wohl das Element, das Rune Factory Oceans von den anderen Titeln der Reihe unterscheidet. Der Pflanzengolem ist zum einen Transportmittel. Mit ihm kann die Weltkarte erforscht werden. Jedoch ist auch hier zu beachten, dass Ymir bei jeder Bewegung Ausdauer bzw. Runenpunkte, wie sie im Spiel heißen, verbraucht. Gerade in den ersten Spielstunden bedeutet dies, dass die Wege, die man mit dem Golem zurücklegen kann, doch arg kurz sind. Zudem werden die Wege zusehends länger, was neben dem Ausdauerproblem auch noch die Zeitkompenente relevant werden lässt. Wenn dann auch noch an der Stelle, an der man eigentlich eine Insel erwartete, ein Riesenmonster aus den Tiefen emporsteigt, kann es schon mal brenzlig werden. Witzig ist hier, dass die Ansicht während des Kampfes auf eine seitliche Perspektive wechselt, so dass ein leichtes Brawler-Feeling aufkommt. Die Kämpfe an sich sind dann allerdings recht anspruchslos.

Zum anderen ist Ymir eine Schnittstelle zu den landwirtschaftlich erschlossenen Inseln und der Monsterscheune. Sollte er gerade vor einer Insel stehen, kann man über ihn auf dieser landen. Außerdem kann man von ihm aus auch ausgezeichnet Hochseeangeln betreiben.


Erst bürsten und dann in den Kampf

Mord und Totschlag in einem Spiel, das ab einem Alter von 6 Jahren freigegeben wurde? Nein, keine Sorge. Man geht zwar mit recht fiesen Waffen auf die Monster los, aber diese sterben nicht, sondern werden in den „Wald des Anbeginns“ zurückgeschickt.
Im Laufe der Geschichte muss man sich über mehrere Inseln und durch Dungeons inklusive Boss kämpfen. Das Kampfsystem dabei ist reichlich simpel. Ohne Lock-On kloppt man letztlich nur immer drauf und weicht gelegentlich Angriffen aus. Neben dem Standardangriff gibt es mit höherer Fertigkeitsstufe noch Spezialangriffe. Außerdem können mehrstufige Runenfertigkeiten nachgekauft werden. Die Kamera ist leider generell nicht frei drehbar, sondern nur auf die momentane Blickrichtung der Spielfigur nachjustierbar.

Das ist alles ok umgesetzt, mehr allerdings dann auch nicht. Ein wenig Stolz ist man schon, wenn man mit einer komplett selbsthergestellten Waffe in den Kampf zieht, aber die Begeisterung hält sich in Grenzen, wenn einem der nächste Dungeon bevorsteht.
Cool ist jedoch, dass es möglich ist, drei gezähmte Monster mit in den Kampf zu nehmen. Diese laufen zwar von Natur aus nicht allzu klug durch die Gegend, doch hat man immer die Möglichkeit, sie zu sich zu pfeifen. Die Monster erscheinen dann sofort an der eigenen Position und kämpfen mit. Goldig - vor allem, wenn man mit einer Armee aus Eichhörnchen spielt.


8 Knöpfe, um eine Blume zu verschenken

Die Steuerung ist im Großen und Ganzen kohärent, aber setzt einige Dinge wirklich unnötig kompliziert um. So bedarf es 8 Eingaben, um einer Person etwas zu übergeben. Theoretisch kann man den Weg durch die fünf Schnellwahlringe verkürzen, praktisch läuft es aber auf das Gleiche hinaus. Setzt man einzelne Dinge, die übergeben werden sollen erst immer in die Schnellwahl und nutzt diese, sobald die Übergabe vonstatten gehen soll, hat man am Ende genausoviele Eingaben getätigt, wenn nicht gar mehr.
Ebenso ist das Ernten mehr als nervtötend, was aber wohl auch am eher gemächlichen Spieltypus liegt. Eine Katastrophe ist allerdings der automatische Sprung. Natürlich kann man als Spieler direkt einen Sprung auslösen, jedoch wird ein Sprung ebenfalls ausgelöst, sobald die Spielfigur in die Nähe einer Kante oder Anhöhe kommt. In ein paar Hüpfpassagen bekommt man leichte Tobsuchtsanfälle, wenn Aden im Normalfall sicher auf einer kleinen Plattform gelandet wäre, aber der automatische Sprung ausgelöst wird und man wieder von vorne beginnen darf.

Wii HD

Grafisch ist Rune Factory Oceans kein großer Wurf. Man sieht, woher das Spiel kommt und so verwundert es auch nicht, dass es außerhalb Europas auch für die Wii herausgekommen ist. Letztlich sieht es so aus, wie die Wii schon bei Erscheinen hätte ausschauen sollen – Wii HD eben. So sind die Texturen teilweise etwas fade, die Models nicht sehr detailreich und die Bewegungen eher hakelig. Hässlich ist Rune Factory deshalb noch lange nicht.
Der Stil ist liebevoll umgesetzt und wird wohl jeden Anime-Fan verzücken. Das ist natürlich alles wieder Geschmackssache, aber eben auch sehr stimmig. Gerade die gelegentlichen gezeichneten Zwischensequenzen sind hübsch anzuschauen.
Musikalisch gibt es nichts zu meckern. Der Soundtrack ist gediegen und schafft es, einen im stressigen Spielealltag zu beruhigen. Leider ist die englische Stimmausgabe nur sporadisch vorhanden. Da spricht der Gesprächspartner noch fröhlich vom nächsten Fest und bei der nächsten Antwort bleibt er oder sie schon wieder stumm. Gerade weil die gute Sprachausgabe viel zur Atmosphäre des Spiels beitragen kann, ist das schon recht schade.


Alltagstiere

Wie El Tofu auch schon bei Harvest Moon 3D – Geschichte zweier Städte schrieb, geht es bei dieser Art von Spielen sehr viel darum, immer wieder die gleichen Tätigkeiten auszuführen. Spätestens, wenn man sich die Trophäen zum Spiel anschaut, sollte einem dies klar werden. Goldtrophäen für 2000 geangelte Fische oder 1500 hergestellte Accessoires sprechen eine deutliche Sprache.
Die Faszination des Spiels ist eine sehr eigene. Es ist wahrlich nicht für jedermann. Die Geschichte tritt sehr weit in den Hintergrund, wenn man versucht, im Lauf gegen die Zeit allein das tägliche Geschäft zu erledigen. Stressig wird es, sobald die für den weiteren Verlauf relevanten Quests untergebracht werden wollen.
Hier liegt wohl auch das größte Problem RFOs. Für diejenigen, die eher eine Geschichte erzählt bekommen wollen, wird diese über die Quests nur bedingt herausgearbeitet und geht oft einfach unter. Zudem kommen immer wieder Zeiten auf, in denen die Geschichte einfach nicht weiterzugehen scheint und es kaum bis keine Hinweise gibt, wie dieses Problem zu lösen ist. Da hilft letzten Endes nur weiterzumachen wie bisher. Also erstmal den Goblin bürsten...


hat bei mir zuerst Pusteln verursacht. Zum einen, weil Animes bzw. Mangas nicht mein Fall sind, zum anderen, da Harvest Moon ebenfalls absolut nicht mein Fall ist – eine unheilige Allianz aus Dingen, die ich nicht mag also. Zumindest dachte ich das lange Zeit. Nach dem dem holprigen Spielbeginn, der zwar versucht, den Spieler allmählich an das Gameplay heranzuführen, dies aber immer wieder durch fehlende Informationen sabotiert, konnte ich mich doch allmählich für das Spiel begeistern. Ich hätte mir nie Träumen lassen, dass ich Spaß daran empfinden könnte, ein verdächtig nach einem Bullen aussehendes Rind zu melken. Leider kann das Kampfsystem als Alleinstellungsmerkmal der Serie nicht überzeugen und ist doch auf die Dauer recht mau.

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