Montag, 8. Oktober 2012

Henry David Thoreau - Das reine Leben (Knesebeck)

Henry David Thoreau - Das reine Leben (Knesebeck)

Henry David Thoreau (1817-1862) wurde nach seinem abgeschlossenen Studium in Harvard Lehrer. Lange hielt er es aber in der Schule nicht aus, da er es moralisch nicht für richtig hielt die Schüler körperlich zu bestrafen falls sie sich nicht benahmen. Danach gründete er mit seinem Bruder eine Schule in der es keine Gewalt geben sollte, doch auch dort musste er seine Arbeit bald aufgeben, da sein Bruder an Tuberkulose erkrankte und er die Schule nicht alleine führen konnte. Ihm wurde die Zivilisation aber eh immer unsympathischer also baute er sich eine Hütten in den Wäldern von Walden. Dort genoss er es im Einklang mit der Natur, frei von gesellschaftlichen Zwängen zu leben. In der Wildnis schrieb er auch seine Bekanntesten philosophischen Ergüsse “Leben in den Wäldern”, “Vom Wandern” und “Die Wildnis von Maine”, genauso wie sein für viele libertäre und anarcho Aktivisten auch heute noch viel beachteten Essay “Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat”. Auf letzteres soll auch der Begriff des “zivilen Ungehorsams” zurückgehen, auch wenn Thoreau ihn selbst wohl eher als “Einwand des Gewissens” oder einfach nur “Widerstand” genannt hätte. Jedenfalls war er sich sicher das weder Sklavenbesitz, Massaker an amerikanischen Eingeborenen, noch körperliche Züchtigung moralisch vertretbar sein und auch wenn nichts davon gesetzlich verboten war. Genauso wenig sollte man einen Staat unterstützen, der Dinge tut die mit der eigenen Moral nicht vertretbar sind. Daher setzte er sich für eine gewaltfreie Gesellschaft ein, sowie für die Beendigung des Krieges mit Mexiko, genauso wie die Befreiung aller Sklaven. 1862 starb er an den Folgen seiner Tuberkulose. Das Ende des Sezessionskriegs 1865 und damit auch das Ende der Sklaverei erlebte er nicht mehr.

Mit dieser Graphic Novel erzählt Maximilien Le Roy die wichtigsten Etappen aus dem Leben des libertären Philosophen Henry David Thoreau, der sich Lebzeiten für den gewaltlosen Widerstand gegen den Staat, genauso für ein Leben im Einklang mit der Natur und ohne Verwertungsideologien ein. Seine philosophischen Essays waren dabei niemals intellektuell verkopft und sollten nie dazu dienen ein interessanter Lesestoff für Gelehrte zu sein, sondern Denkanstöße für den Alltag jedes Menschen sein. Viele seiner Aussagen sind auch heute noch Teil libertärer und anarchistischer Bewegungen. Nicht zuletzt durch die Occupy Bewegung bekommen seine Werke wieder mehr Aufmerksamkeit. Le Roy Erzählt in dieser knapp 80-seitigen Graphic Novel nur die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben des Philosophen, schafft es somit aber einen guten Überblick über seine Ansichten und sein Leben zu präsentieren. Um wirklich was über diesen Mann zu erfahren genügt dass zwar noch nicht, aber als Einstieg funktioniert dieser Comic äußerst gut. Wessen Interesse geweckt ist, kann sich danach ja mit seinen Essays weiterbeschäftigen.

Das Artwork von A. Dan ist recht einfach gehalten und nutzt das Comicmedium nicht wirklich aus. Für diese Art von Erzählung reicht es aber und dafür sind auch die Naturbilder sehr toll gelungen, was hierbei ziemlich wichtig ist. Der etwas verlaufenden Konturen und unsteten Linien in Verbindung mit der von Gelb dominierten Farbgebung des Autoren, erinnern ein wenig an Vincent van Goghs gelbe Phase in Comicform. Nötige Zusatzinformationen bekommt man aus dem im Anhang befindlichen Interview mit Michel Granger, einem Professor für amerikanische Literatur des 19. Jahrhunderts.

88 Seiten im Hardcover Album, historisch sehr interessante Story, über einen auch heute noch bedeutenden Autoren.

8 von 10 Eulen mit einer Vorahnung