Der geheime Garten vom Nakano Broadway (Carlsen Manga)
Beruflich besetzt er eine Führungsposition in einer Firma für Schreib- und Bürowaren. Um seinen eingefahrenen Alltag zu entfliehen unternimmt er in seiner Freizeit immer wieder lange ziellose Spaziergänge. Dabei lernt er viele Orte vollkommen neu kennen. Er kommt an Orte die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Alte Erinnerrungen kommen wieder hoch und er trifft nach langer zeit alte Freunde zufällig wieder. Ebenso entdecken, kann er einige nette kleine Restaurants, die er sonst niemals hätte entdecken können. Außerdem muss er noch herausfinden ob es den geheimen Garten auf den Dächern des Nakano Broadways wirklich gibt.
Für diesen Episodenhaften Manga hat Masayuki Kusumi auf ganz besondere Art recherchiert. Genauso wie der Charakter des Manga, ging auch er einfach aus dem Haus ohne ein Ziel zu haben. Im Gepäck nur seine Kamera und den Willen Tokyo auf eine ganz neue Art zu entdecken. Spazierend schlenderte er doch ihm unbekannte Ecken und Gegenden die ihn an alte Zeiten erinnerten. Später nahm er seine Fotografien und schrieb kleine Geschichten um die Dinge die er entdeckt hat. Um die Geschichten für das Hausfrauen Publikum noch etwas reizvoller zu machen, musste er dem Protagonisten noch eine Ehefrau andichten und fertig war der Inhalt.
Die Handlung ist dabei wirklich sehr gelungen. Sehr ruhig und unaufgeregt wandert Kusumi mit den Lesern durch Tokyo und besucht mit ihm Orte die nicht nur wir Ausländer, sondern auch viele Bewohner Tokyos niemals sehen werden oder in der Eile des Alltags einfach übersehen. Neben dem alternativem Reiseführer hat der Manga einiges an Theatralik zu bieten. Da merkt man schon welches Publikum angezielt wurde, da es teilweise doch zu forciert und zu einfach gestrickt wirkt. Zumindest bei den emotionalen Erinnerungen sind ein paar Sätze dabei die relativ unverhohlen auf die Tränendrüse drücken. Das ist ein wenig schade, schmälert den Spaß aber nur ganz geringfügig und ändert nichts daran das dieser Manga etwas sehr besonderes ist.
Es kommt nicht von ungefährt, dass die Story an Aruko Hito, den spazierenden Mann erinnert. Denn Mangaka Jiro Taniguchi, hat auch hier fürs optische gesorgt. Und wie immer ist seine Arbeit sehr emotionsgeladen und sehr detailliert, sowie fein gezeichnet. Jedem seiner Panel merkt man an das er viel zeit hinein gesteckt hat. Nie scheint er etwas nur zu tun um den Job zu erledigen oder schnell fertig zu werden. Seinen Zeichnungen merkt man einfach an das er sich immer viel Mühe gibt und mit dem Herzen bei der Sache ist. Ein paar der Szenen, vor allem wenn der Mann mit Lucy dem Hund spazieren geht, erinnern aber schon sehr stark an Aruko Hito. Generell sollte man erstmal den spazierenden Mann lesen, da die Handlung dort philosophisch anspruchsvoller ist als hier und viel mehr tiefe bietet. Wenn man dann noch nicht genug von dieser Erzählart hat, sollte man “Der geheime Garten vom Nakano Broadway” mal genauer anschauen.
Ergänzt werden die 8 Kapitel mit 16 Seiten Anhang, in denen Kusumi sehr tief in seinen Schreibeprozess einblicken lässt und einiges aus dem Nähkästchen plaudert. Im zweiten Teil des Anhangs geht er direkt auf die einzelnen Kapitel ein und erklärt was ihn dazu beeinflusst hat. Sehr interessant und sympathisch geschrieben. Bringt viel spaß und ist eine tolle Ergänzung.
8 von 10 nicht gestohlene Fahrräder