Beasts of the Southern Wild (2012)
In einem autonomen Gebiet im Mississippi-Delta, genauer gesagt, im von den Einwohnern so genannten Bathtub, lebt unter anderem die kleine selbstständige Hushpuppy (Quvenzhané Wallis) mit ihrem Vater Wink (Dwight Henry). Weit ab von der sogenannten Zivilisation mit ihren Regeln und dem Überfluss leben sie mit anderen Anwohnern eng in einer Art Kommune zusammen. Jeder steht für den anderen ein und irgendwie schaffen sie es so ohne den Rest der Welt zu überleben. Durch das abschmelzen der Pole wird ihre Heimat vollkommen überflutet und nicht nur dass, denn in dem Eis befanden sich die mächtigen Auerochsen der Vorzeit, die nun die Überreste ihrer kleinen Welt zerstören könnten.
Lange lässt man sich zu Beginn Zeit den Alltag der Bewohner von Bathtub in voller Breite vorzuführen. Dabei lernen wir ihre Welt kennen, erfahren von ihren Ritualen und auch mit so manchem sehr interessanten Charakter machen wir die Bekanntschaft. Unter ihnen ist auch Hushpuppy. Ein tapferes Mädchen das ohne ihre Mutter aufwachsen muss und mit einem Vater der cholerisch, krank und unfähig ist sie zu erziehen. Auf seine Art ist er aber doch irgendwie ein guter Vater. Unglaublich das Quvenzhané Wallis und ihr Filmvater Dwight Henry hier beide ihren ersten Filmauftritt haben. Sehr mitreißend und zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig agieren die beiden. Allein was man dem kleinen Mädchen abverlangt ist ziemlich hart, doch sie meistert jede Szene mit Bravour. Nur schmälert ihre deutsche Synchro die Leistung ein wenig und wird ihrer Performance nicht wirklich gerecht. Die Geschichte wird völlig ohne Wertung von Hushpuppy selbst vorgetragen und zwar auf eine sehr fantasievolle Art bei der sie mehr Beobachterin ist. Gepaart mit der fantastischen optischen Komponente. Die Kulissen und Sets von Bathtub sehen großartig und so fantasievoll aus, der Soundtrack hat es geschafft bei mir einige male Gänsehaut zu verursachen und Regisseur Benh Zeitlin kann man getrost attestieren, dass er ganz genau weiß wo er die Kamera hinhalten muss um das schönst mögliche Bild einzufangen.
Allerdings verkommt die Erzählart neben den schönen Bildern immer wieder zum Selbstzweck. Eine Warnung vor der globalen Erwärmung, für mehr Umweltbewusstsein und ein Plädoyer für den erhalt alternativer Lebensentwürfe ist zwar löblich, neben der Optik hat aber nicht mehr allzu viel Inhalt Platz. Im selben Zug sollten die Auerochsen genannt werden. Bei denen handelt es sich nämlich um Schweine, denen man einfach ein paar Hörner angeklebt hat und sie dann vergrößert in guter alter Tricktechnik ins Bild eingefügt hat. Zwar finden sie in der Geschichte als Metapher auf Tod und Untergang Platz und außerdem sind sie die Konsequenz aus der globalen Erwärmung, aber trotzdem wirken sie etwas deplaziert. Durch sie wird dem Film eine weiteres fantastisches Element beigefügt, die so aber nicht unbedingt nötig gewesen wäre, da die Welt die Zeitlin mit Bathtub erschaffen hat auch für sich allein genug zu bieten hat.
“Beasts of the Southern Wild” ist ein mitreißender Trip um den Umgang mit dem Tod und die Zerstörung unserer Welt und ein Aufruf an jeden zu erkennen das Jeder mit Schuld daran trägt. Optisch gibt es absolut nichts auszusetzen, neben dem ganzen Kunstgeschwurbel gerät der Inhalt aber immer mal wieder in den Hintergrund, wenn es aber so toll aussieht und so bewegend erzählt wird, ist dass total zu verkraften.
8 von 10 Stürme die sich nicht erschießen lassen