Donnerstag, 13. Dezember 2012

Sorge dich nicht, beame! (Cross Cult)

Sorge dich nicht, beame! (Cross Cult)

Das Leben ist ein Mysterium, viel größer noch als das Universum selbst. Die größten Fragen der Menschheit nach Dr. E. Brown, wo wir waren, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Um Licht in unsere trüben Birnen zu bekommen, haben gerade in den letzten Jahren immer wieder Autoren versucht, uns ihre Lebensratgeber ins Gewinde zu drehen. Zu dick, zu traurig, zu allein oder zu schlecht im Bett? Auf alles gibt es eine gedruckte Antwort. Um auch den sozial eher vernachlässigten Nerds bei der Selbstfindung elegant unter die dürren Arme zu greifen, haben Andrea Bottlinger und Christian Humberg einen Lebensratgeber verfasst, der uns die wichtigen Fragen des Lebens an Hand unserer geliebten Science-Fiction Helden von damals näher bringen soll.


Manche Bücher laden uns zum angeblichen Gottgespräch in imaginäre Berghütten und verkaufen Esoterik als Erkenntnis. Dies ist kein solches Buch. Der etwas andere Ratgeber beantwortet dem modernen Geek sämtliche wirklich wichtigen Fragen an das Leben, das Universum und den ganzen Rest auf augenzwinkernde und dennoch fundierte Weise. Er steckt voller intergalaktisch kluger Ratschläge, serienjunkieerprobter Beispiele und Denkanstöße, die das Hirn glühen lassen werden wie ein Laserschwert – nur Einhörner und Astralreisen müssen hier leider draußen bleiben.
Die Idee zu diesem Machwerk, so konnte ich dem Vorwort zur Geschichte entnehmen, entstand an einem der letzten Orte wahrer Kreativität - der Kneipe. Dort nämlich scherzten die AutorInnen und ihre Freunde über das Leben und versuchten sich Fragen zu beantworten, wie etwa ob Kirk die schöne Blondine an der Bar aufreißen könne oder ähnliches. Aus der besagten Blödelei geboren entstand also dieses Buch, das zunächst Online-Bekanntheit erlangte und jetzt von CrossCult zu Papier gebracht wurde.

In den insgesamt zehn Kapiteln werden uns diverse Themen des alltäglichen und interstellaren Lebens näher gebracht. Von der Liebe und Arbeit über den Lifestyle bis zur Religion ist alles dabei. Die Geschichten sind dabei recht einfach und eingängig geschrieben. Man spricht heute meist von "easy-to-read", einem Stil, der nah an der Alltagssprache angesiedelt ist und eher einem persönlichen Gespräch gleicht als einer Erzählung. Das soll den Unterhaltungswert steigern und kommt wegen des persönlichen Bezugs auch gut bei der Generation Internet an. Der Lebensratgeber folgt auf seiner Reise durch die Galaxis eher relativ strikten Strukturen, die in jedem Kapitel einen gleichen Aufbau zeigen. Es gibt ein Leitmotiv und darunter werden dann immer jeweils Bezüge zu den sogenannten Star-Universen gezogen. Star-Universen sind, für die nicht SciFi-Nerds, die Welten von Star Wars und Star Trek. In den frühen Kapiteln gibt es zwar noch Bezüge auf andere Reihen der Kult-Science-Fiction, diese werde im Späteren jedoch kaum noch aufgegriffen. Was zu Beginn der Lektüre noch eine amüsante Idee ist, hält jedoch nicht die  "Lesezeit" des Buches durch. Schnell wird es zu eintönig, dass jedes Thema immer auf die jeweiligen Serien Bezug nimmt, und bestimmte Aspekte aus diesen zurecht gebogen werden. Das wirkte über weite Strecken des Buches leider viel zu bemüht.

In Sachen Kompetenz und Themenfestigkeit gibt es nichts an "Sorge dich nicht, beame!" auszusetzen. die AutorInnen sind in dem Bereich, von dem sie schreiben, gut bewandert und greifen auch eher unbekannte Charaktere aus Star Trek für einige Vergleiche auf. Ohnehin erfüllen sie hierbei die komplette Bandbreite beider Franchises, von Filmen über Serien bis hin zu den Büchern und Comics findet alles Erwähnung. Als alter Trekkie war ich mit den meisten Anspielungen vertraut und wurde positiv davon überrascht, dass der Ratgeber nicht nur die allgemein bekannten Aspekte aufgreift. Jedoch, und das muss ich als Nerd anmerken, war nicht jeder Bezug zu hundert Prozent stimmig. Die Tauglichkeit oder der Nutzen als Ratgeber, ist natürlich fragwürdig und wird von den Autoren selbst auch mehr als augenzwinkernd verstanden. Sie geben gängige und für die meisten Leser, so vermute ich, eh selbstverständliche Moralvorstellungen, wie Respekt, Toleranz und Offenheit mit auf den Lebensweg.

Die relativ eintönige Struktur und der, für meinen Geschmack, stellenweise sehr forcierte Bezug zu den Star-Universen konnte mich leider nicht richtig begeistern. Das Buch ist leichtgängig geschrieben und mit seinen etwa 230 Seiten für einen kurzen Schmöker mit durchschnittlichem Unterhaltungswert dennoch geeignet. Den versprochenen Humor und die augenzwinkernde Ironie habe ich zwar beim Lesen wahrnehmen können, jedoch empfand ich diese an den meisten Stellen nicht als wirklich witzig und musste nur selten schmunzeln. Das "haha-kenn-ich"-Gefühl bietet zugegebener Maßen einen netten Einstieg, reicht aber nicht, um über zehn Kapitel sehr gut unterhalten zu können.   



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