Marsch der Krabben #1: Unter erschwerten Bedingungen (Splitter)
400 Millionen Jahre lang hat die Evolution vor ihnen halt gemacht. Nun sind sie dem Aussterben nahe, doch an einem kleinen Strand an der französischen Küste gibt es sie noch. Die Rede ist von Cancer Simplicimus Vulgaris, die sogenannte quadratische Krabbe. Eine Krabbenart, die von der Natur hart gestraft ist, denn sie können nur in einer geraden Linie nach links und rechts laufen, aber sich wegen der Form ihres Panzers nicht drehen. Dadurch wird schon durch ihren Geburtsort bestimmt wie ihr leben verlaufen wird, denn schlüpft eine der Krabben zum Beispiel zwischen zwei Steinen, ist sie dort für immer gefangen. Die Partnersuche wird dadurch natürlich auch sehr erschwert, schließlich müssen sich dafür die Achse eines Männchens und eines Weibchens treffen. Eine der Krabben will dies nicht mehr weiter hinnehmen und hat sich was ausgedacht um sich etwas dynamischer bewegen zu können. Davon bekommen aber die Taschenkrebse Wind und denen gefällt das aufbegehren der Krabben überhaupt nicht. Gleichzeitig versucht ein französisches Dokumentarfilmerduo ein Filmchen über das Liebesleben der Krabben zu drehen, während vor der Küste ein Schiff von Green Peace Frachter aufhalten will, die Teile für eine Pipeline liefern sollen, die den Lebensraum der Krabben zerstören könnte.
Auf den knapp 110 Seiten dieses Splitter Books passiert aber einiges. Da sind die Filmer, die Menschen von Green Peace, Krabben, Taschenkrebse, ein Liebesdrama auf einer Fähre, teuflische Kinder, Musik, eine Strandprinzessin ach und eigentlich alles was man sich so vorstellen kann. Ich musste beim lesen sehr oft an Pixar Filme denken. Besonders eine stilisierter aussehende Version von “Findet Nemo” mitsamt sehr viel cleverem Writing kam mir oft in den Sinn. Arthur de Pins Schreibe ist nämlich wirklich eine perfekte Mischung aus intelligent, süß und komisch. Da steckt viel Herz im Skript und ein schönes Verständnis der Welt, das trotz aller Problemen einen feinen Humor nicht missen lässt. Sehr schnell wird der Leser auf diese Weise in die Welt der zuerst noch namenlosen Krabbe gezogen und nur kurz darauf wird daraus eine wahre Besessenheit. Der Comic konnte daher auch nicht wieder weggelegt werden bevor ich durch war. Ganz große Unterhaltung, sowohl für junge, als auch für ältere Leser. Mir hat es ganz toll gefallen.
Ebenso ist de Pins Zeichenstil nicht zu verachten. Das ganze hat einen sehr eigenen Stil. Er arbeitet viel mit großen Flächen, Outlines sind nur sehr selten vorhanden und wenn, dann eher dezent. Farblich hat fast jede ein Schema das nur selten aufgebrochen wird, vom Ton her alles sehr bunt in cremigen Variationen. Auch Sprechblasen gibt es keine und durch die fehlenden Gitter zwischen den Panel, wirkt alles sehr viel weiter und großräumiger. Sehr gefällt mir, wie er es schafft trotz der großen Flächen noch viele Details in sein Artwork einzubauen. Besonders die Mimik der Krabben ist der Wahnsinn, aber auch wie real die Bewegungen der vielen Beinchen wirken ist klasse. Durch sehr gut eingesetzte Speed Lines, bekommen die Actionsequenzen richtig Tempo und so gibt es eigentlich nichts auszusetzen am Marsch der Krabben. Tolles Büchlein.
9 von 10 peinliche Erkenntnisse