Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung #21 - Spider-Man: Heimkehr (Hachette)
Dieser Sammelband enthält The Amazing Spider-Man #30-#35.
Im Moment geht es Peter Parker nicht so gut. Mitten im Umzug trennte sich Mary Jane von ihm, da sie eine erst kürzlich passierte Entführung nicht verarbeiten konnte. Jetzt ist Peter also auf sie allein gestellt und um auf andere Gedanken zu kommen, streift er wie immer durch die Nacht und versucht Verbrecher zu finden. Dabei wird er plötzlich überrascht. Neben ihm hängt auf einmal ein ihm unbekannter Mann. Ezekiel, wie er sich vorstellt, weiß überraschend viel über Pete. Sogar das er Peter Parker heißt. Mit nur wenigen Worten schafft er es Parker völlig aus der Fassung zu bringen. Während die beiden Männer auf dem Dach des Empire State Buildings stehen, fragt Ezekiel ihn etwas entscheidendes. Was wäre wenn alles was Pete sich über seine Kräfte gedacht hat falsch sein würde. Er stellt die Theorie auf das die Spinne ihm vielleicht absichtlich Superkräfte verleihen wollte und seine Kräfte rein gar nichts mit der Bestrahlung des Tiers zu tun hat.
Zwischenzeitlich tritt Peter eine neue Stellung als Lehrer an seiner alten Highschool an. Auf die Arbeit konzentrieren kann er sich aber erstmal nicht, denn ein neuer Bösewicht tritt auf den Plan. Hinzu kommt noch, dass er sich mit Ezekiel auf eine Pizza trifft. Dieser erklärt ihm alles über Totems, die von den Menschen seit Anbeginn der Zeit verehrt wurden. Teilweise konnten Menschen sogar die Kräfte ihres Totems annehmen. So auch Peter Parker, denn wenn er Ezekiel glauben kann, ist es kein willkürlicher Zufall das er zum Spinnenmann wurde, sondern eine kosmisch vorbestimmte Geschichte. Daher kommen auch Spideys viele Tierfeinde, wie zum Beispiel Rhino und Doctor Octopus. Ebenso hat Spider-Mans neuester Feind Morlun mit den Totems zu tun. Als eine Art Totem Vampir kann man ihn wohl bezeichnen. Und da er die Tierkräfte brauch um sein unendliches Leben und seine Superkräfte frisch zu halten und weil die Energiequelle möglichst rein sein soll, hat der Vampir natürlich starkes Interesse an der New Yorker Spinne.
Mit diesem Sammelband startet Hachette auch in Deutschland “Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung”, die Mittlerweile in Großbritannien schon auf 28 von 60 angelegten Bänden gekommen ist. Diese Reihe beinhaltet einige der wichtigsten Story Arcs und Miniserien des Marveluniversums und dient somit nicht nur dazu neuen Lesern einen leichten Einstieg zu gewähren, sondern auch um erfahrenen Lesern noch letzte Lücken in der Sammlung zu schließen. Gewöhnlich befinden sich in den Stilvoll gestalteten Hardcover Bänden insgesamt 6 Geschichten. Vorbildlich ist dabei der Redaktionelle Teil. In diesem Band zum Beispiel geht es los mit einem Vorwort vom Panini Publishing-Director Marco M. Lupoi und einer bebilderten Einleitung, die auch neue Leser auf den nötigen stand bringt, damit auch jeder diesen Arc genießen kann, selbst wenn man vorher noch nie Spider-Man gelesen haben sollte. Im Anschluss an die Geschichte gibt es noch eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Spinnenmanns, sowie Infotexte zu Autor J. Michael Straczynski und dem Zeichner John Romita Jr. Dann gibt es noch einen Überblich über die verschiedenen Designs des Heldens, die sich über die vielen Jahre etablieren konnten, einen Überblick über seine Feinde mit tierischen Hintergrund und wir dürfen einige Seiten aus dem Skizzenheft von J.Scott Campbell betrachten. Insgesamt also eine rundum gut durchdachte und liebevolle Veröffentlichung, die auch für Sammler durchaus einen Reiz hat, auch wenn man den Arc schon als Trade, zum Beispiel von Panini in der selben Übersetzung im Regal stehen hat. Für Sammler und Ästheten ist aber auch das Rückenmotiv interessant, das bei einer kompletten Sammlung ein wunderschönes Sammelbild ergibt.
Kommen wir aber endlich zum Arc selbst. Coming Home ist ja ein relativ bekannter Spider-Man Klassiker, der den meisten ein Begriff sein sollte. Mit diesem Arc begann Straczynskis Arbeit daran den Spinnenmythos umzuwerfen und neu zu gestalten. Dies ist ihm einerseits gelungen. Seine Dialoge sind oftmals bedeutungsschwanger, wirken aber nie zu forciert, er bringt den nötigen Spidey Humor ohne albern zu wirken und auch die immer wiederkehrenden Metaphern und Sinnbilder, die so wichtig für Spideys Hintergrund sind kommen hier zwar vor, man vermeidet aber damit zu sehr zu übertreiben. Andererseits gibt es bei seiner neuen Idee zum Spinnenmythos einen harten Knackpunkt. Und zwar das er durch diesen Arc zu genau dem wird ein Mythos. Letztlich wird aus dem nerdigen Typen, der durch einen Zufall zum Helden wurde und erst durch einen großen persönlichen Verlust seine Verantwortung erkannte eine Auserwählten Story, von denen es ja gerade im Fantasy Bereich unendlich viele gibt. Wenn wir ehrlich sind, ist dies eine ziemlich einfache Art der Erzählung, die oftmals vor allem von faulen Autoren gerne genutzt wird. Überdies ist zu kritisieren, dass Peters Handlungen dadurch weniger Gewicht haben, da ja alles eh vorbestimmt war. Vor allem Onkel Bens Tot bekommt dadurch einen eher faden Beigeschmack, gar nicht erst davon zu reden, dass dadurch aus einer Science-Fiction Story recht einfache Fantasy wurde.
All dies, ist meiner Meinung aber zu verkraften, da Straczynski es geschafft hat dem beinahe Untergegangenem Aushängeschild Marvels einen sehr gut geschriebenen Neuanfang zu ermöglichen. Auch die beiden neu kreierten Charaktere sind recht interessant und haben ihre Reize. Nicht zu vergessen ist zudem John Romita Juniors Artwork. Der Zahn der Zeit hat eher dezent an seinen Zeichnungen genagt und vor allem die sehr dynamisch und kunstvoll gestalteten Doppelseiten haben es in sich. Spideys Bewegungen erscheinen dynamisch und in den nötigen Momenten setzt er auf detaildichte. Genauso gelingt es ihm immer wieder Emotionen einzufangen und an den Leser weiter zu transportieren. Ebenso gelingt ihm auch so mancher optischer Gag. Wenn man also mit der Neuinterpretation der Spider-Man Entstehung kein Problem hat, bekommt man mit “Heimkehr” einen gelungen und zurecht beliebten Arc geboten.
Ein gelungener Start in die Sammlung. Der Redaktionelle Teil weiß zu begeistern, die Aufmachung ist äusserst schick und als Bonus liegt dem Ganzen sogar noch ein Poster bei. Anlass zur Kritik gibt es aber dennoch, denn leider ist das Papier auf einigen Seiten recht wellig und warum man gerade mit Band 21 eröffnet bleibt ebenfalls unklar. Bei einem Preis von 3,99€ für den ersten Band, darf man aber getrost zugreifen, danach kann man sich immernoch gedanken darüber machen, ob einem diese Art der Veröffentlichung auch den Vollpreis wert ist, den die Folgebände kosten werden.
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