All About Evil (2010) [Musketier Media]
Die schüchterne Aushilfsbibliothekarin Deborah Tennis (Natasha Lyonne) versucht nach dem Tod ihres Vaters, so wie er es sich gewünscht hätte, sein altes Victoria Kino weiterzuführen. Ihre habgierige Stiefmutter allerdings, möchte das geschichtsträchtige Kino gewinnbringend an einen Makler verkaufen der es abreißen lassen möchte um irgendeinen modernen Klotz dort hin zusetzen. Als Mutti sie zum Unterschreiben des Kaufvertrags zwingen möchte, kommt es zum Eklat. Zum ersten mal in ihrem Leben wehrt Deborah sich und tötet ihre böse Stiefmutter im Affekt. Die Überwachungskameras halten den Mord auf Band fest. Durch einen blöden Zufall spielt sie kurz darauf das Überwachungsvideo über den Projektor ab und wie könnte es anders sein? Die Zuschauer lieben diesen kleinen Snuff Film, den sie für einen Amateur Horrorkurzfilm halten. Damit wird Deborah klar, wenn die Menschen tötet und es filmt, kann sie die beiden Wünsche ihres Vaters doch noch erfüllen. Das Victoria zum ersten mal auszuverkaufen und eine angesehene Schauspielerin zu werden. Nur der Horrornerd Steven (Thomas Dekker) ahnt was hinter den Kulissen vor sich geht und warum keiner der Schauspieler jemals wieder auftaucht.
Keine Sau kennt Joshua Grannell, den Regisseur dieses überraschend unterhaltenden Streifens. Es kennt ihn niemand, da er nur ein paar Kurzfilme gedreht hat und dies nun sein erster Abendfüllender Film geworden ist. Ein anderer Grund warum niemand ihn kennt, könnte sein, dass alle ihn nur unter den Namen Peaches Christ kennt, unter dem er als wohl bekannteste Drag Queen San Franciscos, die nur zu gerne verrückte Travestieshows mit Midnight Screenings kultiger Grindhouse und Trashfilme verbindet. Ob sein überdrehtes und quitschbuntes Treiben ach als Langfilm funktioniert musste sich aber erstmal zeigen.
Doch zuerst fällt auf, dass er sich hier etwas zurückhält. Pacing und der generelle Look des Films ist gewollt unmodern, absonderlicher Kitsch und Bonbonfarben kommen aber nur zum Einsatz, wenn die Bösewichte im Bild sind oder ein paar der Drag Queens. Man versucht also nicht von Beginn alle normalen Horrorfans zu verprellen. Leute mit modernem Horrorgeschmack werden allerdings trotzdem schnell genervt sein. Das Tempo wird ihnen nicht zügig genug sein und Alles in Allem zu trashig und billig zusammengeschustert. Die Gore Effekte erinnern stark an die von Herschell Gordon Lewis (Blood Feast) und generell fühlt sich das Ganze an wie eine Symbiose aus Roger Corman (The Wasp Woman) und John Waters. Also schlecht ist das nicht.
Und von den Schauspielern kann man auch nichts negatives berichten. Thomas Dekker (A Nightmare on Elm Street) ist als Hauptfigur etwas zu unauffällig, aber hier stehen eh die bösen im Vordergrund. Mink Stole (A Bucket of Blood) hat eine kleine Rolle, genauso wie die eigentlich besser als Elvira bekannte Cassandra Peterson (Elvira's Haunted Hills). Viele der weiteren Rollen hat Peaches selbst aus ihrem schier unendlichen Fundus von Freaks besetzt. Ein wahrer Augenschmaus.
Auf der DVD befinden sich noch ganz feine Extras, die findet ihr natürlich nur, wenn euch das unsagbar schreckliche Cover nicht schon abgeschreckt hat. Neben dem Kinotrailer und einem Trailer zu Bong of the Dead, bekommt ihr ein Making Of, dass den Entstehungsprozess kurz und knackig festgehalten hat und ein tolles Bild vom Set vermittelt. Zwischendrin gibt es immer wieder Ausschnitte aus Peaches Chists Kurzfilmen. Dann wäre da noch ein längeres Video von der Premiere, zu der neben vielen, vielen Zuschauern und den Schauspielern sogar John Waters (Pink Flamingos) gekommen ist. Neben einigen Interviews auf dem roten Teppich gibt es viele Live Travestie Shows von Peaches zu sehen. Zudem gibt es sogar noch den Kurzfilm Grindhouse oben drauf, den man mit All About Evil geremaked hat. Ein nettes viertelstündiges Filmchen, mit extremen Kultcharakter. Ohne Budget aber sehr viel Spaß gedreht. Tolles Teil!
7 von 10 Brüste in der Guillotine