Tanz der toten Seelen (1962) [Schröder Media]
Ein schöner sonniger Tag in Amerika. Mary Henry (Candace Hilligoss) und zwei ihrer Freundinnen sind mit dem Auto unterwegs und lassen sich von zwei jungen Männern zu einem Wettrennen überreden. Dabei werden sie allerdings von einer Brücke gedrängt. Das schreckliche Ergebnis davon ist das beide Freundinnen dabei ertrinken. Nur Mary kommt heil wieder aus dem Fluss heraus. Irgendwas hat sich an der jungen Frau aber geändert. Einige Zeit später macht Mary sich auf nach Salt Lake City wo sie eine neue Anstellung als Kirchenorganistin gefunden hat. Ganz in der Nähe dieser Kirche befindet sich ein alter verlassener Rummel, von dem sie sich auf unerklärliche weise angezogen fühlt. Nach ihrer Arbeit fühlt sie sich immer wieder verfolgt und auch auf dem Rummel scheinen düstere Gestalten sie zu verfolgen. Sie sucht zuflucht in den Armen eines Mitbewohners, der im selben Haus ein Zimmer gemietet hat, doch der hat ganz andere Dinge mit ihr im Sinn.
“Carnival of Souls” ist ein ganz besonderer Film seiner Zeit. Während die meisten anderen Vertreter des Genres leichte Unterhaltung für die ganze Familie kreierten und vor allem Jugendliche ihren Spaß mit Dracula, Werwolf und Mumie hatten, ist dieser Film von Herk Harvey, weit weg von Trash oder billigen Plastikmonstern. Bei dem famosen Ergebnis ist es sehr verwunderlich, dass Harvey nie wieder einen Abendfüllenden Film zustande bringen konnte und sich ansonsten nur auf Kurzfilme beschränkte. Aber “Tanz der toten Seelen” war eben kein Erfolg. Vermutlich war er seiner Zeit zu sehr voraus. Die Geschichte ist nämlich sehr innovativ gewesen für damalige Zeit und ebenso wunderbar erzählt worden. Am ehesten könnte man den Film noch mit Episoden der Twillight Zone vergleichen. Auch David Lynch und andere angesehene Künstler haben über die Jahre kundgetan das sie dieser Film maßgeblich beeinflusst hat. Aus heutiger Sicht kommt der Twist nicht mehr so überraschend wie noch damals, dafür sind die Hinweise für medial so erfahrene Menschen wie unsere Generation zu deutlich gesät und das Konzept schon zu oft wiederholt worden. Filmisch gab es diese Geschichte aber wohl vorher noch nicht, wodurch es damals sicherlich noch viel überraschender gewesen sein muss. Aber auch wenn man das Ende voraussieht, ist der Weg dahin eine dunkel träumerische Reise mit einem stets gespannten Spannungsbogen.
Hauptfigur Mary, ist eine starke Frau, die zwar zuflucht bei einem Mann sucht, sich aber durchaus nicht auf die Hilfe eines Mannes verlässt. Selbstständig und Neugierig führt die Hauptrolle den Film voran und da ist es wichtig das die Darstellerin stimmt. Mit Candace Hilligoss (The Curse of the Living Corpse) hat man auch eine Dame gefunden, die diese Rolle nicht immer problemlos, dafür aber letztlich doch immer gut ausfüllen kann. Sie spielt eine Art Frau, die bis dato nur selten in Filmen zu sehen war. Gängige Geschlechterrollen sind vorhanden, werden aber öfters aufgebrochen und mutig umgangen. Von den Männern ist eh nicht viel Hilfe zu erwarten, vor allem nicht von ihrem ständig angetrunkenen Nachbarn. Generell ist das Drehbuch überraschend gut geschrieben und so manche Szene wirkt auch heute nicht altbacken, selbst wenn man den Dialogen natürlich ihr alter anmerkt, aber nie im negativen Sinne.
Rundherum wunderbarer Streifen, der mit einer interessanten Protagonistin aufwarten kann und trotz Minibudget, einem unerfahrenen Cast und Crew vieles besser macht als viele Großproduktionen seiner Zeit. Spannend und stellenweise überraschend gruselig. “Carnival of Souls” ist zu unrecht ein meist vergessener Horrorklassiker der Schwarzweißfilmära.
Der Film befindet sich gemeinsam mit “Draculas Blutnacht”, “White Zombie”, “Nacht der lebenden Toten”, “Schloss des Schreckens” und “Last Man on Earth” in der Walk of the Dead - Vampires vs. Zombies Box von Schröder Media. Das Bild ist ziemlich gut und auch mit der deutschen Synchro habe ich kein Problem.
8,4 von 10 schräge Melodien