Patlabor 2 (1993) [Kazé]
Ein Terroranschlag versetzt Tokyo in Chaos. Ein Raketenangriff hat die Yokohama Bay Bridge zerstört. Dabei musste Japan erst drei Jahre zuvor mächtig einstecken, als fehlprogrammierte Labors durchgedreht sind. Der Terroranschlag löst diesmal schnell den Ausnahmezustand aus, der den Militäreinsatz im Landesinneren rechtfertigt. Gerüchte kommen auf, dass das Militär versucht einen gewaltsamen Putsch vorzubereiten. Indessen findet sich das Patlabor Polizei Team zwischen den Fronten wieder. Allerdings kommen auch nationalistische Gruppierungen als potentielle Täter in Frage. Aber auch nach einigen weiteren Anschlägen fehlen Beweise für jeglichen Verdacht. Die Bevölkerung möchte sich nichts mehr gefallen lassen und so steht dem Land in kürze ein Bürgerkrieg bevor. Immer noch setzt die Mobile Police Unit alles daran die wahren schuldigen dingfest zu machen, doch auch ihre neuen Beweise sind nicht eindeutig. Vielleicht versucht auch nur jemand sie durch Hinweise zu manipulieren.
Man mag es gar nicht glauben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Regisseur Mamoru Oshii (Avalon) sich diesmal ziemlich zurückgenommen hat. Denn sowohl von der Erzählweise, der Komplexität, als auch der optischen Komponente ist der zweite Patlabor Film zugänglicher als die meisten seiner anderen Werke. Auch ohne jegliche Vorkenntnisse kann man Patlabor 2 ohne Probleme genießen. Es gibt einige Hinweise auf die vergangenen Geschehnisse, aber zum Verständnis des Films ist es nicht nötig die Anspielungen zu verstehen. Sogleich es doch tiefer in die Welt des Films und die Psyche ihrer Charaktere eintauchen kann wenn man auch diese Details versteht. Ansonsten ist es diesmal nicht unbedingt nötig so stark wie sonst aufzupassen. Oshii erbarmt sich nämlich und lässt sich ausnahmsweise mal dazu herab zur Abwechslung auch mal Storyteile in Retrospektive zusammen zu fassen und Charaktere Dinge erklären zu lassen. Soll nicht heißen das man diesmal alles auf einem Tablett serviert bekommt, der Kopf darf sich im Vergleich zu anderen Werken des Mannes aber mal dezent entspannen. Aufpassen muss man aber trotzdem wenn man alles mitbekommen möchte.
Schön ist ebenso das man sich erneut nicht auf einer plumpen Antikriegsmessage ausruht, sondern tiefer in die Thematik eintaucht. Es geht darum wie Regierungen Terroranschläge als Kriegsanlass nutzen, darum wie Gewalttätig die menschliche Rasse im generellen ist. Nicht nur ein einfacher Appell für den Frieden, sondern eine komplexere Geschichte, die auch globale Vernutzungen wie die UN aus dieser Problematik nicht heraushält. Verblüffend ist dabei wie realistisch die Handlung gehalten ist. Fast alles was in diesem Film vorkommt ist in den letzten Jahren einige male so, oder so ähnlich wirklich geschehen. Man muss nur die großen Kampfroboter gegen unsere Kriegsgefährte eintauschen.
Die Handlung ist also einfacher, büsst aber trotzdem nicht an Komplexität ein. Zudem sind die Charaktere diesmal besser geschrieben und hinterlassen einen bleibenderen Eindruck. Der komödiantische Anteil ist noch vorhanden, manchmal ist der Film wirklich lustig, aber der Humor steht keinem anderen Element mehr im Wege und weiß besser sich wichtigeren Dingen unterzuordnen als zuvor.
Und sogar in seiner cinematografischen Ader zieht Oshii sich ein wenig zurück um den Stil des Films nicht zu sehr an sich zu reißen. Ich mag seine langen atmosphärischen Kamerafahrten und seinen Stil ja sehr gerne, diesmal wird der Film durch diese Stilmittel allerdings niemals aufgehalten oder gar zum Stillstand gebracht, wie es zum Beispiel bei “Ghost in the Shell” der Fall ist. Für ihre Zeit sind Zeichnungen und Animationen auf dem stand der selbigen gewesen, doch Heute hat der Streifen optisch doch etwas Patina angesetzt, während man von der Handlung noch topaktuell ist. Vor allem in den nur sehr spärlich animierten Dialog lastigen Szenen merkt man dem Film sein Alter schon sehr an. Auf der anderen Seite bekommt man dafür auch die Kampfsequenzen die immer noch genial aussehen. Dabei gefällt mal wieder wie echt sie aussehen. Da gibt es keine übertriebene bombast Action, sondern schwerfällige Roboter, die unseren Regeln der Physik ausgeliefert sind und dadurch recht träge kämpfen und zwar mit echten Waffen. Ganz zu schweigen von der unfasslich hübschen und melancholischen Schönheit des verschneiten Tokyos, während die Bedrohung durch den Bürgerkrieg immer fassbarer wird.
Patlabor 2 ist ein Animeklassiker, der noch mehr als der erste Teil, zu unrecht nur wenig beachtet wird. Dabei steht dieser Film anderen Politthrillern und Cyberpunk Animes in keinem Punkt nach und sollte von jedem Fan dieser Genres gesehen werden.
Die Blu-ray kommt in guter Qualität, der O-Ton ist sogar in 5.1anwählbar, aber auch in Stereo, genauso wie die deutsche und französische Synchro. Wie der erste Teil auch, kommt die Hülle im schicken Pappüberstülber, der dem ganzen noch einen hochwertigeren Eindruck verleiht.
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