The Perfect Witness - Der tödliche Zeuge (2007) [M.I.G.]
Im Moment ist Mickey Gravatski (Wes Bentley) trocken und auch Drogen nimmt er gerade keine. Ein erfolgsloser Dokumentarfilmer ist der Ex-Junkie aber trotzdem noch. Sein nächstes Projekt soll daher etwas sein das es vorher noch nie gegeben hat. Er versucht einen Serienmörder zu schnappen, den die Polizei schon lange sucht. Eines Nachts schafft er es den Killer James Lemac (Mark Borkowski) bei seinem Treiben zu Filmen. Er nutzt sein Filmmaterial allerdings nicht um den Mörder der Polizei zu überliefern, sondern als Druckmittel. Als nächstes will er nämlich eine Dokumentation über das wahre Seelenleben eines Serienmörders drehen. Da Mickey Beweise gegen ihn hat, bleibt James nichts anderes übrig als mit zu spielen. Bei den Dreharbeiten lernt er immer mehr über James, doch plötzlich wird der Spieß umgedreht und der Filmemacher muss alles mitspielen was der Killer von ihm fordert, da er sonst seine Mutter töten wird.
Friedrich Nietzsches Zitat "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." Aus Jenseits von Gut und Böse schwebt pausenlos über der Handlung des Films. Angenehm ist aber das die Macher auch während der philosophischen Gespräche nicht direkt auf Nietzsche zu sprechen können. Etwas das man von einem schwächeren Drehbuch erwarten würde, damit es auch der letzte Zuschauer versteht. Zu solch plumpen Mitteln greift Writer Mark Borkowski zum glück auch später nicht. Im Grunde geht es darum wie der Protagonist zu ekligen Mitteln greift um an Geld zu kommen. Er will einen Film über einen Serienmörder machen und sein Innerstes vor den Zuschauern ausbreiten. Zuerst scheint er die Situation auch noch ganz gut unter Kontrolle zu haben. Doch nicht nur das er beginnt Mitgefühl für die Beweggründe des Mörders zu entwickeln, sondern auch der Killer schafft es immer mehr sein Schutzschild gegen ihn aufzubrechen. Schon bald hat er den Regisseur völlig in der Hand und egal was für schreckliche Dinge er anstellt, Mickey lässt alles zu und Filmt weiter.
Dabei geht es nicht darum das Mickey moralische Grenzen überschreitet, sondern darum wie weit er das zu lässt. Denn immer wieder beobachtet und filmt er schreckliche Dinge, als er zum ersten mal beginnt sich bewusst zu machen was er da eigentlich tut, ist er schon vollkommen in der Gewalt des Mörders. Und von da an geht es immer weiter bergab und als er sich dann endlich wehrt, ist kein großer moralischer Unterschied mehr vorhanden zwischen Täter und Beobachter. Dies ist zum einen eine interessante Charakterstudie und zum anderen ähnlich wie in “Henry” ein fieser Angriff auf den Zuschauer, der ebenso aus Neugier, Unterhaltungslust oder anderen niederen Gründen dem Morden zuschaut. Etwas mehr wird die Grenze zwischen Film und Realität zudem dadurch eingerissen, dass Wes Bentley (Jonah Hex), der die Hauptfigur spielt, seine Videokamera nicht nur zur Zierde mit sicht trägt, sondern während der Szenen immer mitfilmt. Dadurch sehen wir einiges auch aus seiner Sicht, was die schrecklichen Taten noch näher an den Zuschauer herankommen lässt.
Aber auch ansonsten ist “The Perfect Witness” außerordentlich hübsch gefilmt. In jeder Szene wurde viel Überlegung gelegt, wodurch man immer die größtmögliche Emotionale Reaktion vom Publikum herauslocken kann. Besonders die Gewaltszenen wirken sehr bedrückend. Aber auch in den normalen Dialogen liegt stets etwas düster bedrohliches. Ebenfalls gefallen haben mir die wenigen lustigen Stellen im Film. Etwas Humor blitzt nämlich immer wieder durch. Allerdings wirkt dies nie lächerlich, sondern führt eher dazu das man sich ertappt fühlt, weil man über Dinge lacht die wirklich nicht komisch sind, wie zum Beispiel ein Mörder und Vergewaltiger, der gerade sein nächstes Opfer aussucht. Dieses unangenehme Gefühl trägt zum übrigen unberuhigenden Ton des Films bei, wodurch das Ganze teilweise nicht einfach zu schauen ist.
Auch die Geräuschulisse trägt zum (moralisch)leer wirkenden Gefühl bei. Die meisten Hintergrund Geräusche die lebendig wirken oder von der Natur stammen werden ausgeblendet, während störende Töne wie Handyklingeln, Straßenlärm und ähnliches mehr in den Vordergrund drängt als es eigentlich üblich ist. Was der Sache noch zuträglich ist, ist dass man an Blut sparrt. Einige Szenen fallen relativ rot aus, während man bei manchen Tötungen gänzlich auf Blut verzichtet und die Bilder damit noch eindringlicher werden lässt. Wenn man vielleicht etwas kritisieren möchte, wäre es dass Mickey einige Chancen hätte um der Sache ein Ende zu bereiten. Andererseits sieht man ihm seine Emotionen gut genug an um irgendwie nachvollziehen zu können warum er nicht damit zur Polizei geht.
Perfect Witness ist ausgezeichnet gefilmt und von Wes Bentley und Mark Borkowski bedrückend gespielt worden. Technisch und Handwerklich stimmt alles, die Darsteller sind famos und bis auf ein paar klitzekleine Punkte wüsste ich am Skript nichts zu verbessern und freue mich darüber so intelligent und bedacht unterhalten worden zu sein.
Auf der DVD befindet sich neben dem Film in Superqualität noch ein Audiokommentar vom Regisseur und den Produzenten, der ein recht guten Einblick in die Produktion zulässt. Die deutsche Synchro ist aber leider nicht ganz perfekt, genügt aber, wenn es kein Problem für euch sein sollte, empfehle ich trotzdem eher den O-Ton. Im weiteren finden auf der DVD einige Trailer Platz. Die da unter anderem wären: “Future X-Cops”, “Perfect Witness”, “Prison Fighter”, “Memorial Day”und "Valentina`s Tango”.
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