Daredevil: Season One (Panini)
Als Jugendlicher rettere Matt Murdock einen alten Mann vor einen heran bretternden Atommüllstransporter. Dabei wurde er allerdings selbst von dem Truck erfasst. Seine Wunden heilten bald, doch die Strahlung nahm ihm sein Augenlicht. Sein alleinerziehender Vater, ein ehemals erfolgreicher Boxer, sagte ihm aber immer, er dürfe vor nichts Angst haben und so hat er sich bis in sein erwachsenen alter trotz seiner Behinderung durch gebissen. Mittlerweile führt er mit seinem Kumpel Froggy und seiner Sekretärin Karen eine erfolgreiche Anwaltskanzlei im heruntergekommenen New Yorker Stadtteil Hell's Kitchen. Zudem schlägt er sich noch die Nächte als Daredevil, dem Helden ohne Angst um die Ohren. Denn auch ohne sehen zu können, hat er seine anderen Sinne derart geschärft das er nicht nur perfekt ohne Augen klarkommt, sondern auch Gangstern im Nahkampf ohne weiteres gewachsen ist. So bekommt er es nicht nur mit Spideys Feind Electro zu tun, sondern auch mit Owl, dem Pruple Man, Matador und noch einigen mehr.
Diese Season One Ausgabe erfüllt ihren Zweck nicht wirklich. Zuerst wäre da, dass die Origin des Devils nur vier Panel, also nur eine Seite bekommt. Der Prozess wie er seine Sinne derartig schärft, damit er tun kann was er in den Comics tut, wird völlig ausgelassen und von einer wirklichen Modernisierung kann nicht gesprochen werden. Danach sehen wir Matts frühe Tage als Superheld, wobei er natürlich immer wieder niederlagen einstecken muss, im Schatten des beliebten New Yorker Helden Spider-Man steht und auch seine persönlichen Probleme trägt er mit sich herum. Davon das es sich allerdings um eine Graphic Novel handeln soll, merkt man dann aber wenig. Da die Handlung, teilweise auch sehr ruppig, in kleinere Episoden unterteilt worden sind, die manchmal nur wenig miteinander zu tun haben und auch für sich alleine gut funktionieren würden, kommt der Verdacht auf man habe hier einfach nur eine Daredevil Miniserie aus seinen frühen Tagen in einem Band zusammengefasst und den Season One Titel draufgepappt.
Besser wird es dann auch nicht durch das eher mäßige Writing von Antony Johnston (Wasteland). Johnston ist ohne Frage talentiert, was er auch schon diverse male beweisen durfte. Superhelden liegen ihm für mein empfinden aber nicht wirklich. So schafft er es hier zwar durchaus kleine spannende Episoden zu liefern und Matts Charakter glaubwürdig erscheinen zu lassen. Wenn man den Band nach dem lesen aber wieder weglegt bleibt nicht mehr viel in Erinnerung. Es fehlt etwas besonderes was diese Novel empfehlenswert macht, gerade wenn Mark Waid zeitgleich, auch auf deutsch, den wohl besten Daredevil Run hinlegt, den der Held seit Frank Miller erleben durfte.
Waids, mit vielen Preisen honorierte Ongoing setzt auch in Sachen Artwork neue Superheldenmaßstäbe, die nur wenige erreichen können. Hat man gerade erst einige Hefte der Ongoing gelesen, fällt man bei Season One aus allen Wolken. Nicht das die Zeichnungen von Wellinton Alves schlecht wären. Leider sind sie nur einfach nicht gut. Mehr als okay, sind leider nur wenige Panel und clever arrangiert oder sonst irgendwie besonders ist leider keine Seite. Auch hier werden gute Ideen schmerzlich vermisst. Insgesamt also eher Mittelmaß. Nur das zweite Panel lässt mich einfach nicht los. Wir sehen wie Matt den alten Mann wegschubst, damit dieser nicht von dem Atommülllaster überrollt wird. Wir sehen, dass es sich dabei um einen ganz normalen Kipplaster handelt, der zwar mit vielen, vielen Warnhinweise beklebt ist, aber weder über eine dicke Blei Verkleidung verfügt, noch nach oben hin zu ist. Wenn wir genau hinschauen sehen wir sogar das die Müllfässer runterkippen und auslaufen, diese sind nämlich ebenfalls nicht mal verschweißt. Ach ja und dann fährt der Laster auch noch mitten durch New York. Na ja wenigstens verdanke ich somit diesem Comic den größten Lacher, den ich seit langer Zeit einem Comic zu verdanken habe.
4,8 von 10 abgebrochene Gargoyles