Before
Watchmen: Nite Owl #2 (DC)
Daniel Dreiberg geht
als Nachteule in die zweite von insgesamt vier Runden für DCs neue Before
Watchmen Serie. In der letzten Ausgabe wurde die Entwicklung vom kleinen Daniel
zur Nite Owl und seine Freundschaft zum eher schweigsamen Rorschach aufgebaut. Dieses mal bekommt das ganze etwas mehr Tiefegang.
Auf einer regulären
Streife von Nite Owl und Rorschach tun die beiden dass was ihnen insgeheim am
Meisten Spaß bereitet, sie verkloppen ein paar Gangster. Doch bei dieser Jagd
geraten sie durch Zufall in das Studio der "Twilight Lady", einer stadtbekannten
Zuhälterin und Domina. Beide Helden werden durch diese Begegnung schmerzlich an
ihre Vergangenheit erinnert, da diese Frau körperlichen Schmerz und käufliche Liebe gleichermaßen verkörpert.
Beide hatten in
ihrer Kindheit traumatische Erlebnisse, die nun erneut in ihr Bewusstsein
getragen werden, der Comic erzählt uns dies an Hand von, wie oft in der Serie
handwerklich gut gemachten Rückblenden. Walters (Rorschachs) Mutter war zur
damaligen Zeit gezwungen gewesen den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn
durch das verkaufen ihres Körpers an widerliche Männer zu finanzieren. Dadurch
war der kleine Junge bereits sehr früh diesem unmenschlichen Milieu ausgesetzt,
was einen Teil seines späteren moralischen Fanatismus erklärt. Rorschach sucht
eine der in der Zeit aufkeimenden Moralistenkirchen auf, die gegen die
Unreinheit der Gesellschaft predigen.
Daniel wird an
seinen verhassten Vater erinnert dessen Tod ihm auf eine unangenehme Weise
Genugtuung gewesen war, weil dieser seine Mutter misshandelt hatte. Er erinnert
sich an die Nächte in denen er mit ansehen oder hören musste, wie gequält wurde
und wie sie ihre Narben versteckte. Die vielen Verletzungen die er einst bei
ihr gesehen hatte sind eine Reflektion dessen, was Nite Owl und Rorschach in
derselben Nacht bei einer ermordeten Prostituierten zu sehen bekamen. Deren
Leiche wurde vom zuständigen Officer nur mit den Worten „eine weniger, dass
macht keinen Unterschied“ kommentiert. Doch für Daniel machte es einen
Unterschied und so macht er sich, auch wenn ihn Hollis Mason davor gewarnt
hatte, erneut auf den Weg zur "Twilight Lady". Ihre genauen Motive bleiben im dunkeln, aber Nite Owl will den Fall lösen.
Wie eingangs berteis
geschrieben, geht diese Ausgabe nach dem stark komprimierten Anfang in Issue #1 nun in die
seelische Tiefe der Protagonisten, was hier meiner Meinung nach besonders schön
funktioniert. Da durch einen einzigen Auslöser sowohl Daniels als auch Walters
Kindheitserinnerungen angefacht werden, über die aber beide niemals zu sprechen
wagten und doch stärkt es auf gewisse Weise ihre Verbundenheit. Die Zeichnungen von Andy und Joe Kubert sind schön anzusehen aber nicht überragend. Wo hingegen die Kolorierungen sehr gut gewählt wurde und mit ihren gedeckten Farbtönen nett die emotionale Kälte untermalt. So kann die
Reihe gern weiter machen.
8.0 von 10
schwierigen Kindheiten