Samstag, 28. Juli 2012

Ghost World (Reprodukt)

Ghost World (Reprodukt)

Die Neunziger in einem öden Kaff in Amerika. Mittelmäßiger können die Vorraussetzungen für eine aufregende Jugend. Die beiden Freundinnen Enid und Rebecca, versuchen aber die schwere Zeit zwischen Jugend und Erwachsen sein gemeinsam zu meistern. Dabei setzen sie alles daran möglichst besonders zu wirken, dabei sehnen sie sich letztlich doch nur nach Liebe, einem Sinn und einem Platz in der Welt der Erwachsenen.

Enid und Rebecca denken sie wären was besonderes, nichts ungewöhnliches im Alter und ach das sie eigentlich alles versuchen um sich irgendwie von allen anderen abzusetzen ist nichts außergewöhnliches. Daniel Clowes (für dessen Name Enid Coleslaw übrigens ein Anagramm ist) hat mit seiner satirischen Comicgeschichte, die auch schon verfilmt wurde, eine Comin-of-Age Story erschaffen, die das erwachsen werden zwar überspitzt dargestellt, wodurch der Wahnsinn der Adoleszenz oftmals besser getroffen wurde als in vielen anderen vollkommen ernst gemeinten Storys dieser Art. Angenehm ist auch das Clowes zwar persifliert er die Schwierigkeiten des Heranwachsens, macht sich dabei aber nie über die Protagonistinnen lustig oder schaut auf sie herab. Allerdings muss ich auch sagen das die beiden immer wieder richtig nervig sind. Manchmal ist die Sinnlosigkeit ihres Daseins wirklich nicht zu ertragen. Ist zwar sicherlich so gewollt vom Autoren, trotzdem stellenweise sehr anstrengend.

Nebensächlichkeiten werden über lange Zeit zum Hauptthema und eigentlich wichtige Punkte der Story werden nur angerissen oder völlig ausgelassen. Somit erweckt Ghost World einen recht collagenartigen Eindruck, der aber eigentlich recht angenehm ist, vor allem wie die Pointen der einzelnen Kapitel immer wieder ausgelassen werden oder höchstens ein Panel spendiert bekommen ist ziemlich ulkig.

Der Zeichenstil ist sehr poppig und gleichzeitig ziemlich schrullig. Irgendwie wirken die Zeichnungen auf mich wie eine Mischung der gefälligen Popart von Roy Lichtentein gepaart mit den verschrobenen Karrikaturen von Robert Crumb. Farblich ist der Comic in schwarzweiß gehalten, wobei große hellgrüne Flächen für Kontraste sorgen.

Ghost World ist clever und oftmals sehr merkwürdig die Zeichnungen sind eine merkwürdige Mischung aus leicht zugänglich und ja, eben merkwürdig. Ein wirklich guter Comic, auch wenn er stellenweise echt anstrengend ist, aber so ist die Jugend nun mal.


Kommt als Paperback im US-Comicformat.

8 von 10 Helme aus dem Sexshop