Stephen Hawkings großer Entwurf - Eine neue Erklärung des Universums (2012) [Polyband]
Stephen Hawking ist in der Vergangenheit schon öfter durch populärwissenschaftliche Bücher aufgefallen, allen voran "Eine kurze Geschichte der Zeit". Sein letzter Ausbruch unbarmherziger Genialität manifestierte sich 2010 in seinem Schmöker "Der große Entwurf". Diese Miniserie will den Stoff nun in insgesamt 135 Minuten dem lesefaulen Zuschauer näherbringen. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob man derartig komplexe Sachverhalte wie die M-Theorie in so kurzer Zeit verständlich darstellen kann. Kann man das?
Mit Sicherheit. Morgan Freeman beweist ständig, dass man alles jedem erklären kann. Damit wären wir auch gleich bei dem Vergleichsmaterial, dem sich diese von Stephen Hawking geführte Dokumentation stellen muss. Mag Hawking auch selbst das Verständnis für die vorgestellten Theorien haben bzw. teils sogar Urheber dieser sein, so kann Freeman in den thematisch überschneidenden Folgen seiner Sendung doch mit weitaus griffigeren und besser umschriebenen Beispielen punkten. Die Einspieler wirken hier teils wie generische Auftragsarbeiten kleinerer Studios, die aufgekauft wurden, um dann ein Beispiel für Hawkings Gedanken überzustülpen. Darunter leidet in manchen Fällen die Verständlichkeit und auch die Ernsthaftigkeit, was gerade bei den doch stark philosophischen Ansätzen sehr schade ist. Inhaltlich wird zwar schon einiges angesprochen, aber oft werden Schlussfolgerungen gezogen, die wohl irgendwie schockierend oder revolutionär wirken sollen (gerade wenn es um diesen ominösen "Gott" geht...), aber letztlich für den Zuschauer aus dem Nichts kommen.
Visuell kann man der Dokumentation nichts vorwerfen. Das wirkt alles aus einem Guss, hebt sich jedoch außer durch Hawkings Präsenz kaum von der handelsüblichen ja!-Dokumentation ab. Ab einem gewissen Zeitpunkt werden die Zooms in das linke Auge des Professors etwas nervig, aber man soll ja nunmal mitbekommen, dass er einen mit auf die Reise durch seine Gedankenwelt nimmt. Im O-Ton spricht bzw. lässt Hawking seinen Part mit seiner synthetisierten Stimme sprechen, sobald er auch im Bild zu sehen ist. Der Rest wird von einem Sprecher übernommen. Albern wird es, sobald man den deutschsprachigen Ton auswählt. Hier durfte ein Sprecher die unnatürliche Sprechweise der Computerstimme imitieren - noch ein kleiner Effekt drüber - und schon schaut man The Big Bang Theory oder so. Ob das zur "Marke" Stephen Hawking gehört oder welche Überlegungen sonst dahinter stecken, bleibt offen. Auf jeden Fall ist es befremdlich.
Stephen Hawkings großer Entwurf - Eine neue Erklärung des Universums wirkt leider weder groß noch neu. Für drei Folgen unterhält die Serie aber schon irgendwie. Einen besonderen Erkenntnisgewinn sollte jedoch niemand erwarten.
6 von 10 in 11 Dimensionen zerknüllte Schmierzettel