Freitag, 7. Dezember 2012

Das tapfere Schneiderlein (Raute Media)

Das tapfere Schneiderlein (Raute Media)

Eines Tages erschlug das tapfere Schneiderlein (Martin Wolf) sieben lästige Fliegen auf einmal. Der Eine oder Andere verstand sein Prahlen, damit das er sieben auf einen Streich erwischt habe, etwas falsch und so kam der Aufschneider auf die Idee sich absichtlich besser darzustellen als er eigentlich ist. Als er auf zwei Riesen trifft droht ihm seine Prahlerei in Gefahr zu bringen, aber mit List und Tücke kommt er den beiden Ungeheuern bei. Darauf erregt er die Aufmerksamkeit des Königs (Konrad Halver) und seine Hochstapelei erreicht neue Dimensionen. Ob es wohl noch einmal gut gehen kann?

Zum hundertjährigen Jubiläum der grimmschen Märchen beauftragte man bei Raute Media das allseits beliebte und für seine hohe Qualität bekannte Lausch Hörspielstudio. Das sich das Budget dabei nicht annähernd in den Sphären der Caine oder der Drizzt Hörspiele bewegt sollte jedem klar sein. Aber auch mit eingeschränkten Mitteln schafft es Günter Merlau, hier selbst in drei Rollen zu hören, ein ordentliches Märchenhörspiel zu produzieren. An der Geschichte wurde nichts geändert und man bekommt “Das tapfere Schneiderlein” in der altbekannten und meist verbreiteten Version vorgesetzt. Bei einer Spielzeit von nur 34 Minuten erinnert das Märchen durch seine kurzweilige Art positiv an die alten Hörspielmärchen auf Schallplatte.

Die Geräuschkulisse klingt satt und drückt in den richtigen Momenten gut aus den Boxen. Bei den actionreichen Sequenzen, wie zum Beispiel beim Kampf gegen Riesen, Wildschwein oder auch Einhorn kommt dem Hörer einiges entgegen geflogen. Trotzdem wirkt das Hörspiel nicht zu bombastisch oder modern und ein etwas gediegenerer Märchencharme kann erhalten werden. Genauso verhält es sich mit den Musiken, die gut gewählt sind und toll zum Rest passen.

Was man kritisieren kann ist, dass es dem Hörspiel an Dynamik fehlt. Einige der Erzählerpassagen hätte man sich sparen können, auch wenn sie famos von Konrad Halver eingesprochen wurden. Die teilweise zu lang geratenen Passagen nehmen dem Geschehen immer wieder Schwung. Halver spricht wie schon erwähnt auch noch den König. Neben Günter Merlau mit seinen vier Rollen, muss auch Klaus Dittmann gleich vier Rollen bewältigen. Als einzige Frau ist Katja Brügger mit im Boot, sie spricht aber nur eine Bauersfrau, die Prinzessin war wohl so unwichtig das sie nicht mal eine Zeile Dialog bekommen hat. Neben Konrad Halver überzeugt vor allem Martin Wolf als Schneider. Insgesamt stört es hier aber auch nicht das einige Sprecher vielfach besetzt wurden. Allerdings wäre eine breitere Sprecherriege schon sehr angenehm.

6,5 von 10 schwere Schweine