Dienstag, 8. Januar 2013

MindNapping - 12 - Die letzte Wahrheit (Audionarchie)

MindNapping - 12 - Die letzte Wahrheit (Audionarchie)

Per Anruf erfährt der südafrikanische Journalist Mabuo Dlanga (Peter Flechtner) Informationen über den Ort der letzten Wahrheit. Dieser war eines der best gehütete Geheimnisse des Regimes zur Zeiten der Apartheid. Weit vor den Toren von Johannesburg errichtete man damals einen riesigen Klotz aus Stahlbeton. Voller verschachtelter Gänge befinden sich in ihm die brisantesten Akten der ehemaligen Regierung. Und eben zu diesem legendären Ort soll Mabuo nun Zugang erhalten. So eine Chance lässt sich ein gewissenhafter Journalist natürlich nicht entgehen. Er macht sich also auf den Weg, wird dabei allerdings von einem Theologen und einer spirituell veranlagten Dame begleitet. Was hat es wohl damit auf sich? Lange kann er sich darüber keine Gedanken machen denn kurz nachdem er an seinem Ziel ankommt stellt er fest, dass er mit seinen Begleitern eingeschlossen ist. Bald darauf beginnen merkwürdige Dinge zu passieren.

Schon zum dritten mal trägt Raimon Weber die Story zu einer MindNapping Folge bei und spätestens seit seinem “Geschwür” sollte es keinen mehr geben, der an seiner Fähigkeit zweifelt atmosphärisch überaus Dichte Hörspiele zu schreiben. Als dann noch die Information kam das “Die letzte Wahrheit” auch noch auf beengtem Raum spielt, war klar das auch die Nummer 12 der Reihe ein dicker Fang sein sollte.

Das Endergebnis kann sich wahrlich sehen oder besser gesagt hören lassen. Mein einziges Problemchen ist vielleicht der Start der Folge, der ein wenig träge geraten ist. Nach den ersten Minuten ist man aber vollkommen in die Welt des Hörspiels eingetaucht und man bekommt durchweg gelungene Unterhaltung. Vor allem ist dieser Fakt Gordon Piedesack zu verdanken, der als Erzähler einen unerhört guten Job macht. Weber hat ihm aber auch besonders gute Erzählparts geschrieben, bei denen er der Handlung als allwissender Erzähler oftmals einen Schritt voraus ist und somit schon mal kleinere Andeutungen macht wie es weitergehen könnte. Dadurch stimuliert man gekonnt die Neugier der Hörer und lässt den Spannungsbogen gekonnt aufrecht erhalten.

Durch den etwas zu gemächlichen Einstand, kommt man für meinen Geschmack ein wenig zu spät zum Labyrinth, wo es erst so richtig spannend wird. Dafür kann die Geräuschkulisse von Johannesburg sehr gefallen. Im Labyrinth selbst, ist die Geräuschauswahl natürlich etwas eingeschränkt, aber immer passend und sehr hochwertig. Man spürt die Enge des Raums zu jeder Zeit und durch den düsteren, treibenden und vom Schlagzeug dominierten Soundtrack, wird die Folge zudem treffend untermalt. Atmosphärisch ist das Hörspiel nach der Ankunft im Labyrinth eh nur noch schwer zu toppen. Aktuell würde mir da auch wirklich nur “Das Geschwür” einfallen. Südafrika und die Aufarbeitung der Verbrechen während der Apartheid, geben ein sehr originelles und erfrischendes Setting ab. Den finalen Twist habe ich nicht kommen sehen, auch wenn ich im Nachhinein sagen muss, dass es nicht total überraschend kommt. Ich war aber so sehr in der Geschichte drin, dass ich nicht wirklich viel Zeit hatte zu grübeln wie es wohl enden könnte. Falsche Fährten gibt es einige und dabei wirkt die Handlung nie erzwungen oder die Wendungen heraufbeschworen.

Gordon Piedesack ist ohne Frage der Star von “Die letzte Wahrheit”. Aber auch Peter Weis ist aber auch nicht zu verachten. Er wirkt bedrohlich und trägt viel zum Gefühl des Ganzen bei. Helmut Krauss ist auch gut dabei, genauso wie Nana Spier. Qualitätsschwankungen gibt es aber in der gesamten Episode keine bei den Sprechern und man bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau.

Auch 2013 verspricht ein erfolgreiches Jahr für MindNapping zu werden und vielleicht bekommt die Hörspielwelt ja bald mit der Audionarchie eine neue Regierungsform. Zumindest aber sollten auch andere Hörspielschaffende etwas mehr Mut aufbringen neue Wege zu beschreiten und den Hörer nicht immer zu unterfordern. Denn mit diesem Hörspiel wurde zum 12. Mal erfolgreich bewiesen das es auch anders geht.

8,7 von 10 gute Gründe