Black Hole (Reprodukt)
Black Hole spielt in den 1970‘ern in einem Vorort von Seattle. Die Comicreihe lässt uns Teilhaben an dem unbeschwerten Leben einiger Teenager. Diese jungen Leute leben ein ganz normales Leben. Sie gehen zur Schule, treffen sich nach der Schule mit Freunden und hören gemeinsam Bowie und Dylan, trinken, kiffen und schmeißen auch mal einen Trip. Also nichts sonderlich ungewöhnliches. Aber spätestens als der junge Keith im Unterricht zusammenbricht und von schrecklichen Horrorvisionen geplagt wird, kündigt sich eine schlimme Veränderung an. Immer schlimmer werden die Träume nach dem Drogenmissbrauch und dazu kommt noch eine neue Krankheit, die sich verblüffend schnell verbreitet. Treffenderweise bekommt diese Krankheit, die überwiegend sexuell übertragen wird, Teenager-Pest genannt und führt dazu, dass den Erkrankten neue Extremitäten wachsen oder ihr Körper auf andere Arten mutiert. So passiert es auch der hübschen Chris, die nachdem sie sich angesteckt hat eine große Wunde auf dem Rücken trägt. Wie andere Infizierte zieht sie sich in das Camp der Außenseiter zurück, während andere wie zum Beispiel die Echsenkönigin Liz, ihr Glück in der Liebe sucht.
Charles Burns hat mit seiner Comicreihe Black Hole, die nun auch als Gesamtausgabe bei Reprodukt erhältlich ist, in welcher Form sie von mir auch besprochen wird, einen verdammt guten Horrorcomic erschaffen, der gleichzeitig eine gelungene Parabel auf die Gefahr von AIDS und Drogen Konsum ist und gleichzeitig einige tragische Liebesgeschichten im Coming of Age Stil erzählt. Der Erzählstil von Burns schwankt dabei munter zwischen süßer Außenseiter Love Story, hartem Drama und groteskem Horror. Die Stimmung kippt dabei von Seite zu Seite und überfällt dem Leser mit hartem Horror oder schonungslosen Sexszenen auch der Drama Anteil nimmt sich nicht zurück. Die Dialoge wirken großteils recht unverkrampft und könnten so wirklich von jugendlichen in solchen Situationen stammen. Positiv ist dabei darüber hinaus noch, dass die Dialoge nicht modern wirken, was sie ja nicht dürfen da die Geschichte in der Vergangenheit spielt, abgesehen von dem Kleidungsstil, den Frisuren und der Musik könnte Black Hole aber auch in jeder anderen Zeit spielen und sollte somit auch in einigen Jahren die gleich Wirkung haben.
Das Artwork lebt vor allem von den starken Schwarzweiß Kontrasten und den immer auf den Punlt gebrachten Seitenlayouts. Abgesehen von den teilweise zu gleich geratenen Gesichtern, gefällt mir Black Hole optisch äußerst gut. Besonders wenn die großen Flächen extrem detailreichen Hintergründen oder den ebenso aufwendig gestalteten Altraumkollagen weichen müssen entfalten die Zeichnungen ihre gesamte Wirkung.
Ein wirklich sehr guter und nur schwerverdaulicher Comic. Sex, Gewalt und beides in einer krassen Intensität, treffen auf gekonntes Storytelling und schreckliche Traumpassagen.
8,7 von 10 Münder auf der Brust