Fear of the Living Dead (2008) [Savoy Film]
Weil seine Radioshows zu gewagt waren, hat man Grant Mazzy (Stephen McHattie) bei seiner großen kanadischen Radioshow gefeuert. Nun arbeitet er in dem kleinen verschlafenen Städtchen Pontypool und moderiert die Frühstücksshow. Keine dankbare Aufgabe, schon gar nicht für einen Spitzenentertainer wie ihn. Eines Morgens kommt es aber zu einer Show, die selbst ihm einiges Abringen wird. Wie jeden Morgen sitzt er Zusammen mit Assistentin Laurel-Ann (Georgina Reilly) und seiner Produzentin Sydney (Lisa Houle) im Studio. Die Show läuft ganz gut, auch wenn er wie gewohnt maßlos über die Stränge schlägt. Doch dann kommt eine brandaktuelle Nachricht rein. Einige hundert Menschen haben sich um die örtliche Klinik versammelt, schreien merkwürdige Dinge und beginnen alles zu zerstören und sich gegenseitig zu zerfleischen. Ohne sichere Informationen von draußen versuchen sie ihre Hörer auf dem laufenden zu halten, doch die Nachrichten die bei ihnen ankommen werden immer merkwürdiger.
Ich bin wirklich beeindruckt. Zwar habe ich schon öfter gutes über Pontypool gelesen, aber es fällt mir gerade sehr schwer mich zu einem Zombiefilm aufzuraffen. Außerdem habe ich erst letztens ein anderes Werk von Bruce McDonald gesehen und zwar den Disney Channel Movie „Mein Babysitter ist ein Vampir“. Macht nicht gerade mehr Bock auf Pontypool. Nun lag die DVD nun mal aber hier rum und wollte geschaut werden. In der Hoffnung doch gut unterhalten zu werden schmiss ich die Scheibe ein und jetzt sitze ich hier und schreibe für euch von einem der innovativsten Zombiewerke der letzten Jahre.
Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt den Film zu sehen, dann macht es. Lest nur weiter wenn ihr keine Angst vor Spoilern habt. Ich versuche nicht zu viel zu verraten, trotzdem ist es wohl besser nicht mehr zu wissen bevor ihr den Film schaut. Wer etwas mit unkonventionellen Horrorfilmen anfangen kann sollte so schnell wie möglich Pontypool ansehen, alle anderen können weiter lesen und sich überzeugen lassen.
Pontypool ist ein Kammerspiel mit einer handvoll Darsteller und nur die Eröffnungsszene spielt außerhalb des Radiostudios. Stephen McHattie (Watchmen) spielt den alten schroffen Radiomoderator verdammt gut und sogar die deutsche Synchronisation durch Klaus-Dieter Klebsch ist fantastisch. Der Kniff des Films ist die Art, wie der Zombievirus verbreitet wird. Nämlich über Schallwellen. Bestimme Wörter nisten sich im Hirn ein und erzeugen eine Endlosschleife, die den Befallenen letztlich durchdrehen lässt. Ähnlich wie ein schlechter Song im Radio der dich nicht mehr loslässt.
Und genau da beginnt der interessante Teil, nämlich der psychologische und der gesellschaftskritische. Wie geht ein Radimoderator damit um nicht mehr sprechen zu dürfen, da seine Worte den Tod für viele Menschen bringt? Oder da wären auch die Parabeln auf die Realität. Es geht darum das Worte die Bedeutung für Dinge verändern können, wie Nachrichten das alltägliche Leben manipulieren können und wie viel Macht ein gesprochenes Wort haben kann. Diese Art der Zombieinfektion bietet viele Arten um Horror zu kreieren und auch das schafft der Film immer wieder. Wirklich harte Szenen gibt es keine, auch Blut ist nur wenig zu sehen. Braucht man hier aber auch nicht, denn auch so funktioniert der Schrecken und der Spannungsbogen bleibt stets gespannt und das trotz des behaglichen Tempos.
Pontypool ist von Vorne bis Hinten völlig gelungen, experimentierfreudig und ein frischer Wind in einem mehr als nur muffigen Genre.
In dieser Fassung trägt der Film den Titel “Fear of the Living Dead”, wie sich dem Backcover zur Folge auch das Buch genannt haben soll, auf dem der Film basiert. Das Buch von Tony Burgess, der auch das Skript zum Film geschrieben hat trägt aber den Titel “Pontypool Changes Everything”. Als Bonus gibt es zwei Trailer zum Film, sowie eine Bildergalerie, ebenso wie einige weitere Trailer zu anderen Veröffentlichungen.
9 von 10 stammelnde Doktoren