Privatdetektiv Franz Musil - Dreck am Stecken (Christoph Merian Verlag)
Das Telefon klingelt. Ein älterer, völlig abgeklärter Typ geht ran und meldet sich wie immer mit: “Musil und Musil, Musil.” Am anderen Ende der Leitung wird Franz Musil (Ueli Jäggi) dieses mal von einem verängstigten Vater, dem Herrn Bärtschi (Dieter Stoll) um Hilfe gebeten. Soweit nur ein weiterer Routineauftrag. Peter Bärtschi, Sohn der Bärtschi Familie, ist von Zuhause abgehauen und wird nun von seinen Eltern vermisst. Musil soll ihn wiederfinden, doch schon seine ersten Ermittlungen involvieren den lustlosen Privatdetektiv in einen Bombenanschlag auf den Zuger Rohstofffabrikanten Globewinger, bei dem eines der Führungsmitglieder ums Leben kommt. Durch diesen Vorfall gerät Musil an einen brutalen Amerikaner von der Fremdenlegion, eine Greenpeaceaktivistin und seinen alten Rivalen Polizeileutnant Linder (Mathias Gnädiger). Schon handelt es sich um einen seiner verzwicktesten Fälle überhaupt. Als dann auch noch seine Freundin Francesca Rossi (Barbara Sauser) bedroht wird und man auch in Musil Wagen eine Bombe entdeckt, wird klar: Diesmal schafft er es nicht alleine.
Im achten seiner Hörspielfälle passiert dem schrulligen und oft etwas behäbig genervten Privatdetektiv mal wieder die absurdesten Dinge. So was ist er mittlerweile ja gewohnt, allerdings ist ein Bombenanschlag auf ihn dann doch etwas ganz neues. Auch nachdem Musil Autor Fritz Zaugg im letzten Jahr überraschend verstarb, geht es mit einem weiteren Fall aus seiner Feder weiter. Der SRF hat daraus wieder einen beinahe zweistündiges Kriminalereignis der drolligen Art gemacht. Musils neuester Fall ist wie gewohnt vom bekannten, sehr eigenen Humor durchzogen, der jeden seiner Dialoge, natürlich in Schweizer Mundart vorgetragen, ziemlich ulkig macht. Richtige Pointen gibt es nur selten, dennoch kann ein durchgehendes Grinsen nicht unterdrückt werden. Unter allen schrulligen Privatermittlern ist Musil vermutlich einer der kantigeren, einer der glaubwürdigsten und zugleich aber auch einer, der trotzdem immer sympathisch agiert und nie wie eine platte Karikatur seiner selbst auftritt.
“Dreck am Stecken” kombiniert erneut Schweizer Flair mit einem intelligent humorigen Kriminalfall. Durch dreckige Urangeschäfte mit dem Iran und anderen nicht ganz sauberen Ländern, bekommt der Fall eine interessante aktuell politische Note. Mein einziges Problem ist mal wieder die Schweizer Mundart, die für einen Norddeutschen auch beim achten mal, gerade in launigen Momenten, erst beim dritten Hören beginnt Sinn zu ergeben. Abgesehen davon handelt es sich hierbei um einen famosen Fall. Hier kommen viele Handlungsstränge zusammen, die zuerst nur wenig Sinn ergeben, dann aber doch ohne weiteres ineinandergreifen und einen ganz besonderen Plot kreieren. Gelangweilt habe ich mich jedenfalls während der gesamten 110 Minuten nie.
Ueli Jäggi ist einmal mehr in Topform, aber Barbara Sauser klingt nie wie eine Sprecherin in einem Hörspiel, sondern immer wie eine reale Person. Bei einigen der Nebenrollen kann man das nicht behaupten, was aber nicht bedeutet, dass es sich bei den weiteren Darstellern nicht auch um sehr talentierte Menschen handelt. Negativ fällt eigentlich niemand auf und viel besser kann man da eigentlich auch nichts machen. Die Geräusche sind recht zurückhaltend, können aber wenn nötig ist schnell Action in die Handlung bringen oder eine seichte Atmosphäre aufbauen. Selbiges trifft auf die musikalische Untermalung zu, die unaufdringlich, aber dennoch nicht zu generisch oder austauschbar geworden ist. Krimifans, die kein Problem mit Schweizer Mundart haben, werden sich prima unterhalten fühlen, wer mit der Sprache aber nicht zurecht kommt, wird die Doppel-CD wohl besser im Laden stehen lassen.
8 von 10 Krankenhausflüchtlinge