Transmetropolitan #4: Die Spinne im Netz (Panini)
Dieser Sammelband enthält die US-Hefte Transmetropolitan #37-#48.
Selbst der schonungslos kaputte Gonzo-Journaslist Spider Jerusalem konnte nicht verhindern, dass der korrupte und in allen Lebensbereichen zwielichtige Callahan Präsident der USA wurde. Gemeinsam mit seinen beiden verkommenen Assistentinnen Yelena Rossini und Channon Yarrow setzt er alles daran den Smiler aufzuhalten. Schnell wurde er dem Präsi ein derartig großer Dorn im Auge, sodass die drei sich nach krasser Polizeigewalt und einigen versuchten Morden in den Untergrund zurückziehen mussten. Von dort aus kollaboriert Spider nun mit dem unabhängigen und unkommerziellen Guerilla Newsfeed “The Hole”. Unentgeltlich steuert er dem Feed von nun an seine Kolumnen bei. Er geht erneut tief in den Morast, beschäftigt sich mit Kinderprostitution, einer falschen Grippe bei der Polizei und wie man mit psychisch erkrankten Menschen umgeht. Wieder bleibt er nicht unentdeckt und nicht nur angeheuerte Killer, sondern auch ein Heckenschütze, sowie ein unberechenbarer Supertsunami trachtet unserem freundlichen Journalist nach dem Leben. Kurz darauf bricht Spider allerdings zusammen und ist kurzzeitig sogar im Koma. Eine unheilbare Krankheit droht ihn dahinzuraffen und ihn im Laufe des nächsten Jahres alles vergessen zu lassen, was er weiß. Will er Callahan also wirklich noch zu Fall bringen muss er sich beeilen. Mit Deadlines kennt er sich jedoch aus, daher entmutigt auch diese Diagnose ihn nicht auf lange Zeit.
Schon befinden wir uns im vorletzten Teil von Spiders langer Odyssee durch die dunklen Gassen der kaputtesten Stadt der Welt. Recht schnell wird klar, dass es gen Ende geht. Der Kampf gegen den Smiler wird immer direkter und am Ende ist klar, dass nichts an einem krassen finalen Kampf vorbeigeht. Durch die diagnostizierte Krankheit an der Spider leidet kommt zum ersten etwas wirklich dramatisches zur Story hinzu. Denn die Schicksale der Nebenfiguren und auch das politische war öfter schon mal dramatisch, doch zum ersten mal scheint Jerusalems harte Schale ein wenig zu brechen und etwas macht ihn mal nicht nur wütend, sondern wirklich besorgt und das um ihn selbst und nicht um andere die er durch eine aufdeckende Story retten möchte. Er zeigt sogar zum ersten mal aufrichtige Dankbarkeit für die Hilfe, die Yelena ihm leistet. Für kleinere Episoden, losgelöst von der Haupthandlung bleibt leider immerweniger Zeit. Darunter leidet die Transmetropolitan Welt ein wenig und wird etwas kleiner. Vermutlich blieb Warren Ellis keine andere Wahl denn wenn die Serie bald ein befriedigendes Ende finden sollte, dann darf das Transmetropolitan Universum natürlich nicht bis zum letzten Moment weiter expandieren. Insgesamt bleibt auch dieses mal nichts zu sagen außer: Zynischer Humor, scharfe Systemkritik, krasse Dialoge, feinster Cyberpunk Trash. Eine beinahe perfekter Sammelband einer der verdammt guten Serie.
Auch optisch habe ich absolut nichts auszusetzen. Wer die Story liebt, wird auch das Artwork von Darick Robertson. Die Szenen sind immer atmosphärisch, die Hintergründe wahnsinnig detailreich und keine Seite hat auch nur einen langweiligen Moment. Vor allem die dialogärmeren Momente lassen die Zeichnungen ihre volle Stärke entfalten. Allem voran können so der Beinahe-Sturm und Spiders Zeit im Koma glänzen. Sieht wirklich verdammt gut aus und eigentlich kann ich nur wiederholen was ich zu den vorherigen Bänden schon gesagt habe.
Panini bringt die einstigen Floopys in einem hochwertigen und sehr hübsch aufgemachten Hardcover heraus. Dieser Band beginnt mit einem Vorwort des Filmemachers Darren Aronofsky. Eine Covergalerie gibt es noch oben drauf. Ansonsten bleiben Bonusseiten leider aus, was dann aber schon meine einzige richtige Kritik an der gesamten Veröffentlichung ist.
8,7 von 10 Comics, die uns beibringen was “Felching” ist