Dark Hideout (Egmont)
Es ist ein traumhafter Urlaub auf einer ebenso traumhaften Insel, der die Beziehung des jungen Ehepaars Miki und Seiichi kitten Soll. Vor einiger Zeit verstarb ihr gemeinsamer Sohn Jun durch einen unglücklichen Unfall. Seitdem gibt Miki ihrem Ehemann für alles die Schuld. Auch, dass er einfach kein Geld nach Hause bringt, da er in letzter Zeit keine seiner Geschichten an einen Verlag verkaufen konnte und auch seine erfolgreichste Serie abgesetzt wurde, nervt sie. Schließlich will sie doch weiterhin Seiichis Geld mit vollen Händen ausgeben. Auf dem Weg zu einem wunderschönen Wasserfall verfahren sich die beiden, wobei sie sich sofort wieder in die Wolle bekommen. So beschließt Seiichi sich endlich von seiner herrischen Frau zu befreien. Er beschließt sie töten, doch im letzten Moment kann sie in eine düstere Höhle fliehen. Ihr Mann verfolgt sie und noch wissen beide nicht, dass in etwas sehr viel schlimmeres gestolpert sind.
Zehn Ausgaben lang erschien Masasumi Kakizakis “Dark Hideout” im japanischen “Big Comic Spirits” Magazin. Nun ist die gesamte Story als One-Shot Band auch bei uns erschienen. Es handelt sich dabei um eine kurze, in sich abgeschlossene, Psychothriller/Horror Geschichte. Backwood Slasher und Mutanten Horror a la “The Hills have Eyes” trifft auf ein recht trostloses und düsteres Familiendrama. Auch wenn die Handlung vor allem von einem alten Mann erzählt, der sich in einer unheimlichen Höhle verschanzt um dort unvorsichtige Touristen zu ermorden, dreht sich in Wahrheit alles um das familiäre Dilemma in dem nicht nur Miki Seiichi, der Mörder und seine Opfer, sondern viele andere Menschen ebenso stecken. Viel mehr als die Morde interessieren daher Ängste davor, keine Anerkennung zu bekommen und seine Familie zu verlieren.
Leider funktionieren einige der dramatischen Elemente nicht so gut wie man es sich wünschen würde. Erst im Verlauf der Handlung deckt sich langsam auf was zwischen ihnen passiert ist. Einige male soll man dahin gebracht werden auf der Seite des Ehemanns zu sein. Seine Frau ist auch wirklich ein mieses Miststück und hat eigentlich alles verdient was ihr passiert. Seeichi hat allerdings genauso wenig für seine Familie gesorgt, hat einige schreckliche Dinge getan und ist am Ende auch nicht mehr als ein gescheiterter Typ ohne gutes Karma. Das man keine der Figuren auch nur irgendetwas gutes abgewinnen kann, tut dem nihilistischen Ende der Geschichte ziemlich gut, andererseits sorgt es auch dafür, dass man keine der Figuren ins Herz schließt. Daher war mir eigentlich ziemlich egal was mit ihnen passiert. Die Flashbacks sollen die Charaktere weiterentwickeln, schaffen dies aber nur wenig. Gleichzeitig halten die Rückblenden den atmosphärisch dichten und wirklich spannenden Suspence Teil zu sehr auf und bremsen den Horror allzu oft. Auch der Killer bekommt zu wenig Aufmerksamkeit. Über ihn hätte ich gerne mehr gewusst. Da er aber eigentlich nur ein Werkzeug des Autors ist um die Hauptfigur dazu zu bringen, was das Skript von ihr verlangt, wäre jede mit ihm verbrachte Zeit zu viel gewesen. Allein schon weil der Manga auch so viel zu gehetzt wirkt. Vielleicht wären zweit Bände doch besser gewesen. Einer um das Drama sehr gut und ausführlich aufzubauen und den Zeiten dann dazu zu nutzen um den Torture Teil etwas ausführliche rund heftiger in Szene zu setzen. Die Handlung hat jedenfalls so ihre Momente, die Idee dahinter ist philosophisch und durchaus diskutierbar, so richtig gut umgesetzt wurde die Idee dann jedoch nicht.
Was der Geschichte an einigen Punkten inhaltlich fehlt kann Kakizaki optisch 100 mal wett machen. Die Flashbacks sind solide Mangakost nichts besonderes aber technisch auf hohem Niveau. Was der Zeichner allerdings in den Szenen in der Höhle leistet ist der Hammer. Jede der gruseligen Szenen mit dem Killer oder dem verstörten Kind sind Gold wert. Alles ist düster und sehr detailliert. Der Zeichenstil ist kantig, etwas gehetzt und habe ich schon gesagt, dass die Höhle verdammt düster ist? Aus der Dunkelheit sticht nur wenig heraus, dafür hat sich der Zeichner allerdings Zeit gelassen und jeder Figur und allen Objekten und Tieren die daraus hervorstechen sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Seine Arbeit mit Rasterfolien ist sehr gut, Lichteffekte werden toll eingestreut und auch der Monsun artige Regen sieht toll aus. Ein Tipp für Horrorleser, auch wenn die Story hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt.
6,7 von 10 ungewöhnliche Patchwork-Familien