Etwas zu dick und vollkommen weltfremd wurde die 16-jährige Carrie von ihrer fanatisch schriftlichen Mutter aufgezogen. Von ihr wurde sie weit von allen bösen Einflüssen und jeglichen Sünden gehalten. Es geht sogar soweit, die Carries Mutter sogar die weibliche Brust als ein Merkmal der Sünde wahrnimmt. Somit lebt Carrie sehr eingeschränkt und fernab von der Normalität. In der Schule wird sie deshalb tägliche gehänselt und fertiggemacht. Dir Tortur für das Mädchen findet ihre Klimax, als sie zum ersten mal ihre Periode bekommt als sie unter der Dusche nach dem Sportunterricht steht. Da sie nicht mal annähernd aufgeklärt wurde versteht sie überhaupt nicht was mit ihr geschieht und bricht voller Panik wegen dem Blut verängstigt zusammen. Doch auch das rettet sie nicht vor den Spott und den Demütigungen die ihr Chris und ihre Freundinnen antun. Dabei bleibt es nicht, da einige der Mädchen Ärger bekommen haben weil eine Lehrerin gemerkt hat was los ist. Dafür will Chris sich bei Carrie rächen und zwar mitten auf dem Schulball.
Carrie war 1973 der ersten Roman von Stephen King und der erste den er veröffentlichen konnte. Auf Anhieb klappte es allerdings nicht. Zuerst landete das Skript sogar im Papierkorb. Letztendlich füllte er die knapp 100 Seiten noch auf mit Imitationen von Sensationsmeldungen und Pseudoartikeln über Telepathie, sowie Ermittlungsakten zum Fall Carrie White. Diese Extra Seiten sind es zwar, die aus Carrie ein publizierbaren Roman gemacht haben, letztlich verwässern sie aber leider auch die Essenz des Horrors. Nehmen den Fokus vom Horror der Pubertät, der fanatischen Mutter und Carries Gabe Dinge mit purer Gedankenkraft zu bewegen. Und genau das, ist eigentlich das wirklich spannende. Dahinter steckt ein großes Grauen und sogar so mancher Emanzipatorisches Element. Carrie ist zuerst das Opfer einer extrem verbohrten Art des Glaubens, die in manchen Teilen der USA auch Heute noch großen Anklang findet und die Frauen nur wenig Rechte einräumt. Ein Spiegel also für die damaligen Verhältnisse im Land und auch Heute noch ein aktuelles Thema.
Das ungekürzt Hörbuch ist nun bei Lübbe in einem übergroßen Digipack, auf zwei MP3 Cds mit einer Gesamtlaufzeit von 539 Minuten erschienen. Gelesen wird der Roman inklusive Nachwort, von Franziska Pigulla, die wie immer eine tolle Leistung darbietet. Auch über die länge von fast 10 Stunden fängt ihre Stimme nie an auf die Nerven zu gehen, oder langweilig zu werden. Immer wieder betont sie toll und schafft es die angespannte Atmosphäre aufrecht zu erhalten.
8,3 von 10 Lippenstifte
