Wandering Ghosts (Reprodukt)
Ein kleines und äußerst putziges Wesen, klettert eines schönen Morgens aus seinem Kobel und tollt herum. Es spielt mit einer Frucht, die es letztlich anderen Wesen zum essen überlässt. Doch es verändert sich und am nächsten Morgen ist es ein gänzlich neues Wesen und passt nicht mehr in sein altes Nest. Es versucht alles um wieder zu werden, wie es vorher war, doch daraus wird nicht und so muss es akzeptieren was es nun ist.
Die zurzeit in Berlin lebende Künstlerin Moki, kam hier gerade erst zur Sprache, da sie das tolle Cover zu dem mindestens genauso tollen Hörspiel Moldin gezeichnet hat. Anlass genug um auch mal einen ihrer Comics vorzustellen und deshalb widmen wir uns jetzt ihrer Graphic Novel „Wandering Ghosts“.
Wir alle haben sicherlich schon viele Coming-of-age Geschichten gelesen oder gesehen. Meistens wird das Thema bei der Menge, die es man von dieser Art Geschichte finden kann, nicht mehr innovativ genug erzählt es muss also was besonderes sein. Daher hat man einerseits die Möglichkeit bestimmte Subkulturen ganz gezielt anzusprechen, wie es zum Beispiel Bryan Lee O'Malley in Scott Pilgrim gemacht hat und durch einen Wirbelsturm von Popkulturellen Referenzen das Herz jeden Nerds zu gewinnen. Ist zwar cool und ich fühl mich angesprochen, aber ganz große Kunst ist es nicht. Wirklich innovativ ist wie Moki versucht diese Thema zu verarbeiten.
Sie lässt das namenlose unbekannte Wesen ganz ohne Text erwachsen werden. So muss man sich selbst ausdenken was im Geist des Tierchens vorgeht, dass ganz plötzlich erwachsen ist und sich selbst nicht mehr wiedererkennt. Diese Selbstentfremdung kommt auch ohne Worte perfekt rüber. Alle anderen Feinheiten muss der Leser sich selbst zusammenreimen. Zu beginn fällt das noch schwer, da man so sehr daran gewohnt ist, alles erklärt zu bekommen. Nimmt man sich aber ein wenig Zeit und lässt die Emotionen der Panel auf sich wirken, macht langsam alles Sinn und ist teilweise auch sehr ergreifend. Es ist wirklich genial eine Geschichte über das erwachsen werden und die Probleme die man dabei erlebt ohne Text auskommen zu lassen, da es sich dabei um wohl eins der persönlichsten Dinge überhaupt handelt. Somit ist die Emotionale Wirkung auf den Konsumenten dieses Kunstwerks umso größer, da er sich selbst die Geschichte zu den Bildern ausdenkt und somit immer angesprochen wird, denn die Geschichte erzählt genau seine oder ihre Geschichte.
Das Artwork ist vom Design der Wesen und vieler Hintergründe sehr einfach und hat einen starken japanischen Einfluss. Allerdings gesellt sich zu der Einfachheit eine sehr ansprechende Detailverliebtheit bei der Pflanzenwelt und einigen Hintergründen. Somit treffen großzügige Flächen auf beeindruckende Details. Im Paperback Band, liegt noch ein kleines Heftchen bei. Dieses ist nicht wie die Hauptgeschichte farblos, sondern eingefärbt mit warmen herbstlichen Brauntönen. Die Beilage stellt aber keine zusätzliche Geschichte dar, sondern kann eher als ein Miniartbook angesehen werden, ist aber auch extrem hübsch geworden.
Wandering Ghost ist etwas ganz spezielles und ein gelungenes Experiment. Wer sich darauf einlässt wird etwas sehr besonderes erleben und den Comic schnell in sein Herz schließen.
8,6 von 10 Altersgebrechen