Montag, 14. Januar 2013

Anarchy Reigns (Xbox 360)

Anarchy Reigns (Xbox 360)

In der Zukunft ist die Welt am Arsch! Roboter, Menschen mit robotischen Gliedmaßen und fiese Mutanten kämpfen um das was noch vom Kuchen übrig ist und überall herrscht Anarchie. Verzweifelt versucht das Büro für Ordnung, eben diese aufrecht zu erhalten. Als aber einer der Ordnungshüter durchdreht und anscheinend sogar ein kleines Mädchen tötet, wird dem jungen Mitarbeiter Leo bewusst das er versucht ein totalitäres System zu beschützen. Anstatt wie befohlen seinen ehemaligen Kollegen und Ausbilder Maximillian einzufangen und zu seiner Hinrichtung zu führen, möchte er lieber herausfinden was ihn zum Monster werden lies. Gleichzeitig wird der Kopfgeldjäger Jack von Maximillians Tochter engagiert ihn für seinen ehemaligen Arbeitskollegen zu retten. Allerdings war er der Mann, der Jacks Tochter tötete. Ordnung und Anarchie werden also bald aufeinander treffen und ein Kampf um Leben und Tod entbrennt.



Muskelhaufen und eine ausgezeichnete Brustphysik!

Die Story in Segas neuesten Arcade Online Spaß ist höchstens als vage zu bezeichnen. Ohne irgendwas von der Welt zu wissen wird man ins kalte Wasser gestoßen und soll sich nach einer Cutscene für eine der beiden Seiten entscheiden. Da man am Ende eh beide durchspielt ist es letztlich egal wofür man sich entscheidet und die Story wird nach den ersten zwei bis drei Missionen eh niemanden mehr interessieren. Dabei gibt die Welt durchaus guten Stoff her, auch die Charaktere sind so abgefahren und übertrieben trashy das es eine Wonne ist. Leider ist der Erzählstil öde und man macht nichts draus. Wenn in den Cutscenes einiges abgeht, gibt es nichts zu meckern, aber sobald es zu den Dialogen kommt geht nichts mehr. Angenehme Ausnahmen dieser Regel, sind Edgar Oinkie, ein fetter Schweinemensch, der zusammen mit seiner Pig Gang Schrottverkauft und der durch ein Mutagen zu einer ekligen Echse werden kann, sowie Blacker Baron. Baron ist genauso wie Jack und drei weitere der insgesamt 16 Figuren schon aus dem Wii Titel Mad World bekannt und mit seinen sexy Fists of Fire, der wohl am meisten überzeichnete Pimp aller Zeiten, gleichzeitig aber auch ein liebevoller Mann mit einem großen Herz aus Gold. Nebenbei natürlich am Jive talken wie kein anderer. Unglaublich herrliche Synchro von Arif S. Kinchen, der unter anderem als Synchronsprecher auch schon mal bei Family Guy zu hören war.

Wie man es von Platinum Games schon kennt, sind sie auch hier nur dazu in der Lage drei verschiedene Arten von Charakteren zu erschaffen. Da wären die riesigen Männer mit Armen so dick wie fünf normale Menschen, perfekte, extrem übersexualisierte Damen mit fabelhafter Brustphysik und zierliche Typen mit Roboninjafähigkeiten. Ist ja auch alles ganz cool, gerade weil die Entwickler selbst wissen um was für einen Blödsinn es sich dabei handelt und sie scheinbar jedes mal aufs neue versuchen zu übertreiben was sie mit Bayonetta und Vanquish etabliert haben. Apropos Bayonetta: Sie passt nicht nur perfekt in die Riege der Kämpfer, sondern ist auch noch samt zwei neuer Multiplayer Modi exklusiver teil der Erstauflage.


Leichter Schlag, leichter Schlag, schwerer Schlag, Splatter!

Die Story ist also ein Stiefel und das ist auch kein Problem. Sie bietet dem 3D Brawler einen dystopisch, megalomanischen Cyberpunk Hintergrund der nicht beachtet werden muss aber die Welt etwas interessant wirken lässt. Eigentlich geht es aber nur ums Gameplay und genauso wie in den 2D Brawlern muss die Story nicht mehr machen als die Welt zu skizzieren. Oder hat sich jemand noch näher mit den Hintergründen zu Streets of Rage oder Golden Axe beschäftigt (okay ich hab’s gemacht aber ich bin bei so was auch ein schreckliches Beispiel für die Breite Masse)?

Wie ist also das Gameplay? Dufte! Jeder Charakter hat die selbe Steuerung, die aber geringfügig verschiedene Moves hervorbringt. So spielen sich alle Charaktere marginal anders, groß umorientieren muss man sich dabei aber nie. Ihr könnt hüpfen, Würfe ausführen, leichte und schwere Schläge anwenden, blocken und Gegner anvisieren. Alles also sehr simpel. Dabei gibt es natürlich einige Variationen, zudem kann noch ein Allaround Angriff eingesetzt werden, der euch aus einer Sackgasse befreien kann, wenn ihr eingekesselt wurdet und natürlich könnt ihr die beiden Angriffsarten beliebig kombinieren und zu größeren Combos aneinander reihen. Dabei ist das Spiel durchaus intuitiv, da kleinere Pausen im Angriffsmuster euch immer wieder dezent darauf hinweisen, wo ihr noch weitere Attacken anfügen könnt. Durch Attacken ladet ihr ein Barometer auf, das ihr dazu aufbrauchen könnt eure Killer Weapon zu aktivieren. Dabei handelt es sich um mächtige Waffen, wie zum Beispiel Kettensägen, Druckluftbetriebene Fäuste, Flammendefäuste oder Raketenhämmer. Zudem gibt es noch einen Ragemodus der nach einer bestimmten Anzahl an Treffern aktiviert werden kann und euch für eine gewisse Zeit unlimitiert eure Waffe benutzen lässt oder lange Megacombos starten lässt.

Insgesamt ist das Kampfsystem nicht sehr anspruchsvoll, aber man lernt immer mehr mit den etwas eingeschränkten Moves umzugehen und sie bestmöglich zu kombinieren. Auch den Rhythmus der verschiedenen Feinde lernt man immer besser kennen, bis man nach langem üben für jeden Gegner mit jeder Figur die passende Taktik parat hat. Eine motivierende Lernkurve ist also vorhanden, wer aber anspruchsvolle Kampfaction will und sich mit seinem können brüsten möchte, sollte bei Virtua Fighter oder 2D Beat 'em ups bleiben. Bei Anarchy Reigns geht es vordergründig um abgefahrene over the Top Action mit deftigen Splattereinlagen und jede Menge Spaß, erst dann geht es ums Können.

Große Klumpen!

Alleine hat man bald alles frei gespielt. Nach 7 Stunden war der normale Modus bezwungen, dazu werden jeweils fünf Missionen in fünf Leveln gemeistert. In Sandbox Manier durchstreift ihr immer eine Hälfte des Levels (jede Seite bekommt immer nur ein halbes Level) und ihr müsst solange Punkte sammeln, bis eine der Missionen aktiviert wird, diese wird dann absolviert und es geht weiter zur nächsten. Dazwischen kommen immer wieder Cutscenes und ihr könnt euch in den großzügig gestalteten Leveln auf die Suche nach ein paar Concept Arts machen. Wie gesagt war ich nach nicht ganz sieben Stunden mit allem durch. Zu diesem Zeitpunkt war dann alles frei gespielt. Nun noch mal schnell auf Hard durchgehetzt und die letzten Archivements rausgeholt und da waren etwas über 12 Stunden. Alles gemeistert ging es dann endlich in den eigentlichen Hauptteil des Ganzen und zwar den Multiplayer Modus.

Die verschiedenen Modi, (Team) Death Match, Capture the Flag, Tag Team und Battle Royale erklären sich eigentlich von alleine. Mit bis zu drei Spielern kann man zusätzlich noch zwei Survival Modes zocken, bei denen man entweder Horden von Monstern bekämpft oder sich an einem Boss Rushmode versucht. Höhepunkt ist dann wohl Battle Royale mit bis zu 16 Charakteren gleichzeitig. Spaßig ist aber auch das Fußballspiel. Insgesamt ist der Online Modus ziemlich chaotisch aber nach kurzer Eingewöhnungszeit sehr spaßig. Was dabei aber sehr schade ist, ist dass es keinen Offline Multiplayer Modus gibt. Zumindest ein Zweispieler Co-Op würde das Game doch noch um einiges aufwerten.


Mutanten töten, Geld verdienen!

Dies und Gewalt im allgemeinen sind die Inhalte der insgesamt 34 Songs des Soundtracks. Somit sind auch die Texte der Songs an das Game angepasst und der relativ harte und futuristisch wirkende Rapsound passt zum Stil des Spiels. Zur Abwechslung wären ein paar Industrial Songs auch noch ganz nett gewesen, passt aber so.

Von der optischen Präsentation macht das Game ebenfalls nichts Grundlegend verkehrt. Innerhalb der Stages könnte es etwas mehr zu entdecken geben. Ein paar mehr herausragende Details und Farbakzente könnten den Stil etwas ansprechender wirken lassen, aber ansonsten kann man an der Grafik nicht allzu viel herummäkeln. Sieht zwar nicht sehr poliert oder perfekt aus, aber da man eh nur selten du Muße hat die Texturen in Ruhe zu betrachten sollte sich niemand an den kleineren Makeln der Grafik stören.


Habe ich gerade dem riesigen Elektro-Kraken, der den Flugzeugträger umgeschubst hat, auf dem ich stand, wirklich mit einer gigantischen Kreissäge das Hirn aufgefräst? Oder: Ein Fazit!

Anarchy Reigns schreckt in erster Sekunde durch eine wirr erzählte Story ab und auch wenn man sich sofort in den Online Modus stürzt, bekommt man den Arsch versohlt und hat zudem wenig Auswahlmöglichkeiten. Setzt man sich dann aber erstmal mit dem Offline Modus auseinander lernt man nebenbei nicht nur die Charaktere und ihre Eigenheiten kennen, sondern wird auch sanft und angenehm beiläufig in die verschiedenen Online Modi eingeführt. Somit kann der Offline Mode zum Großteil als aufwendiges Tutorial angesehen werden. Mehr als das, wird der Story Mode nur in seinen hellsten Momenten. Zum Beispiel wenn ihr gegen die großen Mutanten kämpft, auf noch viel größeren Mutanten reitet, Helicopter kontrolliert, Riesenkraken bekämpft oder die Bekanntschaft mit einen RoboCthulu macht. Jedes Level hat zudem ein paar nette Ideen und bis zum Ende können die Missionen meist als abwechslungsreich genug erweisen. Langeweile kommt dabei nicht auf, man muss sich aber auch darüber im klaren sein, dass das Game nie versucht mehr zu sein als es ist und zwar ein spaßiger Brawler der genug tiefe bietet sich mal etwas länger damit zu beschäftigen, aber eher dazu einlädt um immer mal wieder eingelegt zu werden. Bei einem Neupreis von 30€ kann man da als Fan solcher Games wenig falsch machen.

7,4 von 10 mikro-gewellte Helden