Vor über 25 Jahren veränderte eine junger, britischer Autor mit seiner fantastischen Sandman Saga die Welt der Comics so nachhaltig, dass sie bis heute als Referenz des Genres gilt und eine enorme Fangemeinde besitzt. Nun kehrt Neil Gaiman erneut in die Welt des Herren der Träume zurück, um dessen Anfänge zu ergründen.
Weit entfernt von dieser, oder einer beliebigen, Realität träumt ein Wesen einen seltsamen Traum. Eine blumenartige Gestalt verbrennt und schreit in seiner Verzweiflung mit einer lautlosen Stimme. Diese Manifestation war einer der vielen Aspekte von Dream, dem Herren der Träume. Nie zuvor ist etwas vergleichbares geschehen und so kommt es zu einem Konzil der unzähligen Aspekte von Dream. Jemand scheint es auf seine Existenz abgesehen zu haben. Derjenige, den man auch unter dem Namen Morpheus kennt zieht zusammen mit einem katzenartigen Aspekt seiner selbst los, um in der Stadt der Sterne das Universum drüber zu befragen, was mit ihm geschehen ist. Auf jener Reise begegnet er dem jungen Mädchen XYZ, deren Eltern von rücksichtslosen Banditen gefoltert und ermordet wurden. Selbst der Traumlord vermag sich schwer aus zu malen, was diese kleinen Augen bereits alles gesehen haben und erlaubt ihr ihn zu begleiten.
Wer bereits die Sandman-Reihe kennt wird wissen wie schwierig es ist die Aspekte der Erzählung in ihrer gesamten Form zu erfassen und auch im Sequel gibt sich Neil Gaiman alle Mühe eine opulente und gehirnverdrehende Geschichte zu erzählen. Bereits im ersten Band sind am Erzählhorizont die Ausmaße zu erahnen, die durch viele apokalyptische Weltuntergangsanmerkungen und eine düster-mysteriöse Stimmung gezeichnet werden.
Die philosophischen Ansätze und die immense Tiefe der einzelnen Beziehungen zwischen den Charakteren wird nur noch von der opulenten visuellen Darstellung überboten.
Mit dem berühmten J.H. Williams III am Zeichenbrett und dem nicht weniger bekannten Coloristen Dave McKean ist Sandman: Overtüre handwerklich mit zwei äußerst renommierten Künstlern gesegnet, die Gaimans Vorstellungen in wundervolle und bizarr-bunte Umgebungen kleiden. Jedes Panel des X Seiten langen Softcoverbandes verdient einen genaueren Blick, vor Allem weil Williams immer wieder zum experimentieren mit dem Format neigt. Mal sind die Panels spiralförmig zu lesen, mal von unten nach oben oder einfach über vier komplette Seiten zum Ausklappen.
Die Ausgabe enthält die drei ersten Bände der englischen „Sandman: Overture“ Reihe, bietet aber zusätzlich zur großartigen Geschichte noch eine Fülle von sehr feinem Bonusmaterial, es gibt ein Interview mit Neil Gaiman, J.H. Williams und Dave McKean, jeweils über mehrere Seiten außerdem gibt es noch ein Special in dem McKean seine Kolorierungsarbeit im Detail vorführt und erklärt. Abgeschlossen wir das Ganze dann von einem Auszug aus dem Redaktionsalltag in dem Sara Miller (Assistent Editor) den Prozess von der geschriebenen Seite bis zum Druck erklärt.
Der Einstieg in die Ursprünge von Morpheus sind Neil Gaiman ausgezeichnet gelungen und ziehen den Leser durch viele Verzweigungen und Wirrungen mitten in eine epische Geschichte, die man auf jeden Fall mehrmals lesen sollte um alle Details zu entdecken.