My Name is Earl (2005-2009)
Der ausgemachte Loser und unerfolgreiche Kleinkriminelle Earl Hockey (Jason Lee) hat in seinem Leben bisher nur Schaden angerichtet. Damit soll es nun jedoch vorbei sein. Ein Rubbellos versprach ihm 100.000 Dollar. Noch während seines Freudentaumelns wurde er von einem Auto überfahren, überlebte jedoch schwer verletzt. Im Krankenhaus erfuhr er dann im Fernsehen von einer neuartigen Sache, die sich Karma nennt. Nach diesem verrückten Konzept spendiert das Karme einem Gutes, wenn man selber Gutes tut. Nun will er alles wieder hinbiegen was er jemals falsch gemacht hat. Er schreibt ein Liste und fängt an sobald er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Und sofort findet er sein, beim Unfall verlorengegangenes Lottolos wieder. Karma.
Von nun an ist ihm klar, dass das mit dem Karma alles stimmen muss und so macht er damit weiter alles wieder gut zu machen. Behilflich ist ihm dabei sein vertrottelter Bruder Randy (Ethan Suplee) mit dem er gemeinsam in einem ranzigen Motel wohnt, in dem eine gemeinsame Freundin, die illegal aus Mexiko immigrierte Catalina (Nadine Velazquez), putzt. Auch Catalina hilft den beiden Intelligenzbestien immer wieder, wenn sie nicht gerade putzen muss oder im örtlichen Stripclub umherhüft. Oftmals streitet sie sich allerdings auch einfach nur mit Joy (Jaime Pressly), die Ex-Frau von Earl, die ihm in der Hochzeitsnacht ein fremdes Kind untergeschoben hat und kurz danach mit Darnell (Eddie Steeples) noch ein weiteres zeugte. Joy ist mittlerweile fest mit Darnell, dem freundlichen Betreiber einer kleiner Krabbenbude zusammen.
Immer wieder werden sie alle in die meist abstrusen Pläne von Earl einbezogen und erleben somit viele Abenteuer. Die ersten beiden der vier Staffeln sind dabei ohne Frage die intelligentesten. Hinter der Fassade von sehr albernen unterschichten Humors verbirgt sich konstante Systemkritik und clevere popkulturelle Anspielungen im Südstaaten Outfit. Auf Korrektheit wird dabei meist geschissen, das Herz der Autoren ist dabei aber meist am richtigen Fleck. Am Ende sind die Verlierer, die Außenseiter und die Merkwürdigen doch immer die guten oder die Gewinner, der Weg dorthin ist meist aber ziemlich bescheuert und voller Umwege. Das Konzept in jeder Folge immer einen Punkt von der Liste zu streichen gibt der Serie ein Setting, das so noch in keiner anderen Sitcom zu sehen war und selbst wenn dann nur mal altbekannte Familenthemen oder Sitcom Standards wie Weihnachtsfolgen durchgekaut werden, geht es am Ende immer in eine ganz andere Richtung als andere Serien es tun würden.
Problematisch ist es nur wenn dieses Konzept vergessen wird. Dabei kommen manchmal solch großartige Highkonzept Episoden wie die “Cops“ Parodie und Parodien anderer Reality-TV Ideen heraus, aber auch so Sachen wie der Knastaufenthalt von Earl und seine Zeit im Koma. Beides macht die dritte Staffel beinahe unmöglich zu schauen. Während der Knastaufenthalt nach anfänglichen schwächen aber zumindest für große Fans der Serie noch ein paar Höhepunkte liefert, ist der Koma Handlungsbogen absolut niemandem zu empfehlen. Sogar die Macher selbst machen sich darüber am Ende der Serie lustig. Die Vierte Staffel hingegen hat zwar einige Folgen die nicht wirklich reizt zum wieder schauen haben, kommt insgesamt aber beinahe an die ersten beiden Staffeln heran.
Sehr schön sind allerdings neben dem Konzept auch die Beziehungen der Figuren zueinander. Earl ist zwar ein Idiot, versucht dabei jedoch alles richtig zu machen. Meist aber aus den falschen Gründen. Randy ist zwar sehr warmherzig, aber auch egoistisch und vor allem noch dümmer als sein Bruder. Gemeinsam überleben sie aber irgendwie. Catalina besitzt eine gewisse Skrupellosigkeit, ist zu ihren Freunden aber sehr loyal und man kann sich auf sie verlassen. Joy hingegen nutzt immer jeden aus, ist aber sehr in Darnell verliebt, der sich von ihr trotzdem einiges gefallen lassen muss. Außerdem versteckt Darnell einige schwere Geheimnisse seiner Vergangenheit. Durchaus allesamt sehr ausgewogene Charaktere, abgesehen von Darnell, der immer sehr lieb, intelligent und bedacht handelt. Letztlich sind aber alle putzig, genauso wie die Nebencharaktere, bestehend aus alternden Huren, einem homosexuellen Cop und seinem Partner, einer einbeinigen Bäckereiangestellten und Earl und Randys überforderten Eltern.
In den beiden Hauptrollen stecken Jason Lee und Ethan Suplee, die gemeinsam schon in “Dogma”, “Clerks II” und “Mallrats” zu sehen waren. Jaime Pressley hat eine der Hauptrollen im schrecklichen “Demon Island” gespielt und Eddie Steeples ist vermutlich vor allem aus den Werbespots von OfficeMax bekannt. Insgesamt kein zu bekannter Cast, dennoch aber viele Menschen mit wiedererkennungswert und durchweg gut gespielt. Zum Glück wurde hier nichts vor Publikum gedreht, wodurch die Macher beim Schreiben nie an die Sets gebunden waren und auch ansonsten visuell viel ausprobieren konnten. So gibt es unter anderem auch Animationsszenen, eine Folge mit Claymation Teilen und andere Spielereien.
“My Name is Earl” ist eine Sitcom, die auf den zweiten Blick sehr viel mehr zu bieten hat, als man zuerst denken würde. Abgesehen von der Dritten Staffel eine sehr zu empfehlende Serie für Fans von teilweise leicht grenzwertigen und dummen Humors. Allerdings ohne viel nervige Slapstick Momente.
7,5 von 10 betonierte Nasen