Eusebius Bitterli kauft ein Souvenir (Christoph Merian Verlag)
Der Schweizer Kriminalromanautor und unfreiwillige Amateurdetektiv Eusebius Bitterli (Ruedi Walter) ist mit seiner Haushälterin Frau Zimmerei (Margrit Rainer) nach Berlin gereist, wo sie ein Museum mit einer ägyptischen Ausstellung besichtigen. Als Souvenir will er für seine Liebe Luise eine Büste der wunderschönen Königin Nofretete erwerben. Diese soll ihm später zum Verhängnis werden. In einem Hotel treffen die beiden auf ein berliner Gangstertrio das ganz ähnlich wie in einem Fall von Sherlock Holmes, heiße Ware in der Büste verstecken will. Aber die beiden vermeintlichen Landeier lassen sich nicht so leicht als Drogenboten nutzen wie die Ganoven es sich gewünscht hätten.
Ein weiterer Hörspielklassiker wird hier vom Christoph Merian Verlag aus den Archiven gekramt und in feinster Qualität auf CD gebannt. Getroffen hat es diesmal “Eusebius Bitterli kauft ein Souvenir”, seines Zeichens der fünfte Fall des Autors und zufälligen Privatermittlers. Das Schweizer Radio Hörspiel aus dem Jahre 1962 ist vom Klang her klar in der Zeit seiner Entstehung verankert. Trotzdem wirkt es nicht altbacken oder in irgendeiner Form angestaubt. Eusebius wird sehr lebendig und etwas schrullig von Ruedi Walter gesprochen, der hier einen ganz tollen Job gemacht. Besonders ulkig wird es wenn er und seine Haushälterin auf die berlinernden Drogenschmuggler treffen. Wie immer habe ich ein paar Minuten gebraucht um mich ans Schweizerdeutsch zu gewöhnen, was hier noch etwas schwerer war, da die Eröffnungsszene recht chaotisch ist. Danach war die Sprache aber kein Problem und in Verbindung mit dem Berlinerischen sorgen gerade die verschiedenen Akzente für einige wirklich lustige Momente.
Der Fall selbst ist recht unspektakulär und nimmt leichten Bezug auf einen Fall von Sherlock Holmes. Sehr spannende Momente gibt es nicht, dafür ist der Hörspaß pausenlos auf hohem Niveau. Störend finde ich nur Frau Zimmerli. Margit Rainer spielt ihre Rolle zwar toll, nur finde ich eben diese sehr anstrengend. Sie ist schon lustig aber auf Dauer ist ihre stumpfe Figur für meinen Geschmack sehr nervig. Ändert aber nichts daran dass, das Drehbuch des Hörspiels sehr unterhaltsam ist. Die Sprecher sind toll, besonders Ruedi Walter und die Sprecher der drei Gangster Maximilian Wolters, Dom de Beern und Uller Dubi, die einen markanten Kontrast zu dem Krimiautoren darstellen. Musikalisch und geräuschlich fällt das Hörspiel nicht groß auf. In beiden punkten ist dieser Krimi zwar durchaus gut, aber wie typisch für die Zeit recht unspektakulär. Dies ist allerdings durchaus positiv zu sehen, da dieser Punkt gut zur ruhigen und unaufgeregten Art des Hörspiels passt.
Hörspielfreunde die Interesse an beinahe vergessenen Klassikern haben, sollten sich diese unterhaltsame und kurzweilige Veröffentlichung nicht entgehen lassen.
7,6 von 10 zerdepperte Statuen