Die junge Tsukiko Sagi hat das beliebte Anime Hündchen Maromi erfunden und damit extrem viel Erfolg gehabt. Doch jetzt erwartet ihr Studio dingend ein neues tolles Design von ihr. Doch Tsukiko fällt einfach nichts ein und der Stress beginnt sie krank zu machen. Nichts wünscht sie sich mehr als irgendwie diesem Druck entkommen zu können. Plötzlich geht ihr Traum in Erfüllung, aber nicht ganz so wie sie es sich gewünscht hätte. Wie aus dem Nichts wird sie niedergeschlagen. Nach einigen Tagen im Krankenhaus beschreibt sie der Polizei was geschehen ist. Ein Junge mit goldenen Rollschuhen und einem ebenfalls goldenen und verbeulten Baseballschläger hat ihr eins auf den Kopf gegeben. Zuerst glaubt man ihr nicht, doch in den folgenden Tagen schlägt der Junge, der von der Presse den Titel Shonen Bat verliehen bekommen hat, noch einige male zu. Die Polizei ist ratlos, eines ist aber auffällig, jedes Opfer scheint irgendwie auch glücklich über den Vorfall zu sein.
Viel mehr sollte ich dann auch schon gar nicht mehr zur Geschichte verraten. Wer die anderen Werke wie Perfect Blue oder Paprika von Writer und Director Satoshi Kon, der leider viel zu früh verstarb, kennt kann sich auch so vorstellen wie es in dieser 13-teiligen Serie zugeht. Wie auch in seinen anderen Werken, erzählt Kon auch hier die Geschichte aus vielen verschiedenen Blickwinkel. Ein wirklich großer Reigen an Charakteren lässt den Zuschauer mit ansehen wie ihre Verbindungen zu Shonen Bat sind. Die ersten sechs Folgen stellen die wichtigsten Figuren vor, die auch zum Großteil bis zum Ende dabei bleiben. Danach verliert die Serie mehr und mehr den roten Faden. Mitten in die Handlung schleust sich plötzlich eine Rollenspiel Folge ein, später auch eine Folge die zeigt wie man eine Animeserie herstellt. Vieles scheint nur wenig Bezug zu dem Fall zu haben, der eigentlich gelöst werden soll. Im Verlauf sorgen nicht nur die vielen Charaktere für Verwirrung, sondern auch der Fakt das jeder von ihnen eine andere psychische Erkrankung hat, die zudem noch neue Elemente zur Geschichte hinzufügt. Genauso wie zum Beispiel die Rollenspiel Welt oder die der Animeproduzenten. Es wird immer schwerer zwischen der Realität und der Fiktion zu unterscheiden, bis man irgendwann feststellt das dieser Fall keine Wahrheit enthält und jede Information gerade mal soviel wert ist, wie der Zuschauer es zulässt.
Daher werden die meisten das Ende auch als Enttäuschung ansehen. Und wirklich mag niemand mit dem ich gesprochen habe das Ende der Serie, gleichzeitig stört es aber auch keinen, klingt vermutlich alles zu vage und nicht unbedingt logisch, aber genauso ist auch diese Serie. Kon erwartet von seinen Zuschauern ohne Pause äußerste Konzentration, hat aber gar nicht vor diese irgendwann zu belohnen und genau an diesen Punkt, bemerkt man wie gut das Writing ist, denn eigentlich würde dieser Punkt so gut wie jeder Mystery Serie das Genick brechen, aber Paranoia Agent funktioniert auch so.
Trotz der meist sehr angespannten Stimmung wartet die Serie mit vielen lustigen Momenten auf. Eigentlich sind die meisten Folgen fast durchgängig komisch. Und egal wie merkwürdig es klingt, die Folge mit dem Suicide Club, ist die lustigste der gesamten Serie. Es ist einfach putzig, wie das kleine Mädchen, der junge Mann und der alte Mann, die sich durchs Internet kennengelernt haben, sich gemeinsam umbringen wollen, da leben nur Schmerz bedeutet und dabei eine wunderbare Freundschaft und die schönste Zeit ihres Lebens erleben ohne das sie es merken. Ein gewisses Twin Peaks oder generell einen sehr nach David Lynch schmeckenden Beigeschmack kann man der Serie nicht abstreiten und so könnte einer meiner Kritikpunkte lauten, das einige der Absurditäten nur da sind um absurd zu sein und den Zuschauer zu verwirren.
Die Animationen sind auf hohem Niveau und sind bis auf ein paar Nebensächlichkeiten immer spitze. Auch hier spielt Kon mit Erwartungen. Meistens verwehren sich die Designs den gängigen Klischees, nur um dann wiederum völlig klischeebehaftet, die Guten hübsch und gut und die Schlechten hässlich und schlecht zu gestalten. Aber auch diese strikte Trennung stellt sich letztlich als Trick und eine der großen Pointen der Serie aus. Auffällig ist auch, dass die meisten Figuren nicht aussehen wie typische Animefiguren, sondern eher real gestaltet sind. Dafür werden aber immer wieder besonders Anime typische Charaktere in die Hintergründe und Nebenrollen eingebaut und auch dass passiert nicht unbedingt ohne Berechnung.
Lobend zu erwähnen ist noch der Soundtrack, der ebenfalls ungewöhnlich ist und sich trotz seiner Merkwürdigkeit schnell im Ohr festsetzt und dort einige Zeit gastiert. In Kombination mit dem Intro und dem Outro ein süßlich poppiges und zugleich verstörendes Erlebnis. Gut geworden ist auch die deutsche Synchro die durch aus spaß macht und bis auf ein paar Kleinigkeiten, zum Beispiel werden ganz kleine Kinderrollen von Erwachsenen gesprochen. Aber der original Ton ist natürlich auch auf den DVDs enthalten. Ärgerlich fand ich nur, dass man die Untertitel anschalten muss wenn man die Kanji übersetzt bekommen möchte.
Auf vier DVDs in normalen Amarays ist die dreizehn Teile umfassende Serie bei Kazé erschienen. Der Schuber ist gewohnt hochwertig und aus stabiler Pappe. In jeder DVD Hülle befindet sich als Bonus noch eine hübsche Hochglanz Postkarte außerdem befindet sich auf jeder DVD noch ein anderes Wallpaper in verschiedenen Aufösungen und einige Trailer. Unter anderem die zu „GTO: Great Teacher Onizuka“, „ROD: Read or die“, „Gunslinger Girl“ und anderen.
Insgesamt eine mehr als lohnende Serie die aber noch mehr als andere sicherlich eine große Frage des Geschmacks ist. Außerdem wird nicht jeder Lust haben so etwas forderndes und anstrengendes zu schauen. Och bin aber der Meinung das es sich sehr lohnt.
8,9 von 10 nicht sprechende, sprechende Maskottchen