Mittwoch, 30. März 2011

Serie in Schwarz (DVD 4) [Edel:Motion]


Schönheit muss sterben

Durch einen alten Klassenkameraden gelangt Corbucci an seinen ersten Auftrag als Privatdetektiv. Sein Name ist bekannt, denn sein Vater war berühmter Polizist, ist aber leider früh verstorben. Der Auftrag führt ihn über eine Schönheitsklinik und einer mit dieser verbundenen Toten in die Abgründe des französischen Gesundheitssystems und polizeilicher Korruption.


Der Film ist sehr locker inszeniert. Hauptsächlich wird wie oben schon erwähnt das Gesundheitssystem, die Käuflichkeit der Polizei und der schlummernde Rassismus innerhalb der Bevölkerung kritisiert. Corbucci ist Korse und zudem auch noch schwarz – das scheint in Marseille keine so gern gesehene Mischung zu sein. So wirklich funktionieren tut diese Kritik allerdings nicht. Meist ist es Corbucci der darauf hinweist, dass er schwarzer Korse ist - das macht er nicht aggressiv sondern eher scherzhaft, wahrscheinlich um den Leuten, die damit wirklich ein Problem haben, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ich habe jedoch die Vermutung, dass bei der Übersetzung des Films irgendwie was verloren gegangen ist. Teilweise wirkt es, als würde Corbucci mit seinem Hinweis auf irgendetwas reagieren. Vielleicht waren bestimmte Schlagwörter, die Fremdenfeindlichkeit seines Gegenübers aufzeigen könnten, nicht verständlich zu übersetzen. Ich weiß es nicht.
Was aber wirklich nervt, ist, dass Corbucci ständig zu seinem toten Vater spricht – und der auch noch antwortet! Die Dialoge wirken zusammengewürfelt und ergeben teilweise nicht so recht Sinn, weil hart aneinander vorbeigeredet wird. Auffällig ist auch das Frauenbild, dass hier gezeichet wird. Frauen brauchen permanent den Schutz der Männer und lechzen danach, von Corbucci betört zu werden. Zudem werden ALLE Frauen, die im Film auftauchen, früher oder später aufs Übelste verprügelt oder gleich umgebracht. Ist Mysogenie Stilmittel des Genres? Ich bin da nicht so bewandert, verstanden habe ich es auf jeden Fall nicht. Den Film kann man sich mal angucken, unterhält auch eigentlich ganz gut – er wird recht geradlinig erzählt – aber er bietet offensichtlich auch zünftig Angriffsfläche für Negativkritik.

Die Stadt beisst

Sara ist über einen Schleuser nach Paris gekommen. Sie ist Künstlerin und will hier ein neues und erfolgreiches Leben startet. Leider muss sie irgendwie das Flugticket und den Pass, den sie hoffentlich bald bekommt, abbezahlen. Dafür zwingt der Schleuser sie in die Prostitution. Als ihre Mitbewohnerin eines Tages umgebracht wird, hat sie die Schnauze voll und ermordet kurzerhand den Zuhälter. Damit ist sie aber noch nicht aus der Scheiße raus...

Also mit Humor, sei er auch noch so schwarz, und Ironie hat der Film nichts am Hut. Es geht schon eher in Richtung Sozialdrama, was hier gezeigt wird. Innerhalb einer Stunde wird sehr eindringlich erzählt, wie Sara versucht, sich frei zu kämpfen und dabei ihr Ziel als Malerin was zu werden nicht aus den Augen verliert. Sie bewegt sich in einer Umgebung, die letztlich nur entstanden ist, weil irgendwelche Leute mal festgelegt haben, dass Menschen illegal sein können und dass Würde nur unantastbar ist, wenn auch dafür bezahlt wird. Ein trauriges, wichtiges Thema. Der Film ist ein wirklicher Brocken zum Abschluss der Reihe, ist aber erstaunlich schnell vorbei.

Fazit

Die Box bietet einen wirklich bunten Strauß Blumen. Sowohl die Themen als auch die Erzählstile bieten genügend Abwechslung. Leider schwankt die Qualität sehr. Wirklich hervorheben sollte man 'Schiessen Sie auf den Weinhändler', 'Nur DJs gibt man den Gnadenschuss' (dieser Titel...) und 'Die Stadt beisst'. Die drei sind echt klasse. Totalausfälle gab's glücklicherweise keine – nur 'Nächste Ausfahrt Mord' war schwach, aber dennoch guckbar. Ich glaube Thriller-Freunde kommen auf ihre Kosten. Von den einstündigen Filme kann man gerne mal den ein oder anderen zwischendurch naschen. Schön ist auch, dass es zu jedem Film Bonusmaterial in Form von Interviews bzw. Making-Ofs gibt.

7 von 10 abgeschossenen Zehen