Samstag, 1. Oktober 2011

Alice im Wunderland (Splitter)

Alice im Wunderland (Splitter)

Alice sitzt an einem wunderschönen Tag mit ihrer großen Schwester im Park. Leider ist ihre Schwester irgendwie keine so tolle Gesellschaft, da sie in ein Buch vertieft ist – und dann auch noch eins ohne Bilder und Unterhaltungen. Furchtbar. Dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen wird wirklich sehr langweilig. Aber da huscht ein kleines weißes Kaninchen an ihr vorbei. Das ist im ersten Moment vielleicht nicht so besonders – sieht man mal davon ab, dass es ein Jacket trägt und ständig auf die Uhr schaut. Es ist spät dran, sagt es immerzu. Alice versucht, dem Kaninchen zu folgen und krabbelt in einen Bau...und fällt...in Zeitlupe...


Zeitnah zum Kinostart von Tim Burtons „Alice im Wunderland“-Adaption veröffentlichte der Splitter-Verlag den Comic von David Chauvel und Xavier Collette. Der Comic kommt ausnahmweise mal nicht mit Hochglanzcover daher, sondern „nur“ in matt mit kleinen Akzentuierungen. Das macht auf mich schon mal einen sehr angenehmen Eindruck. Überhaupt verspricht das Cover schon einen sehr coolen Stil – leichte Anbiederung an die Burtonsche Kringelgeilheit nicht auszuschließen.
Schon nach den ersten Panels merkt man, dass man mit dieser Einschätzung nicht falsch liegt. Vor allem die Formen könnten auch genau so in Corpse Bride vorgekommen sein. Die Farbgebung ist allerdings weitaus wärmer und - das schreibe ich ja immer äußerst gerne - sehr stimmig.
Alice im Wunderland als Comic umzusetzen, bietet eigentlich verdammt viele Möglichkeiten. Chauvel und Collette gehen da eher den sicheren Weg und halten sich näher an der Vorlage als z.B. Disney mit dem zusammengewürfelten Film von 1951 oder Burton mit seiner Selbstfindungsfarce. Schön fand ich, dass auch der Hummertanz mit der Falschen Schildkröte und die Herzogin mit ihrem Schweinskind mit reingenommen wurden. Ein kleines bisschen enttäuscht war ich von der Raupe, deren Unterhaltung mit Alice überraschend kurz gehalten ist. Das ist aber insgesamt mein größter Kritikpunkt am Comic. Die Szenen sind einfach sehr schnell vorbei und oftmals wird der Platz für den Text dafür verschenkt, das Panel nochmal in Worte zu fassen. Das wirkt sehr sinnfrei und ist es auch.
Eine der auffälligsten Änderungen ist wohl, dass Alice diesmal entgegen der üblichen Umsetzung schwarze Haare hat. Oje, oje, ojemine. Die dunkle Haarpracht, steht dieser Alice aber recht gut – passt in meinen Augen zu ihrem durchaus starken Auftreten. Was jetzt nicht heißen soll, dass blonde Menschen kein starkes Auftreten haben können. Ich glaube, ich verzettel' mich gerade...egal. Es ist einfach goldig, wie Alice die rote Königin mit einem lässigen „Unsinn“ während einer ihrer Köpfungsanfälle verblüfft stoppen lässt.
Ein wirkliches Highlight des Comics ist das sehr warmherzige und liebevolle Schlusswort ihrer Schwester. Sie hofft, dass sich ihre kleine Schwester ihr Kinderherz auf ewig bewahren kann.

Alice im Wunderland ist eine gelungene Comicumsetzung der Geschichte von Lewis Carroll. So klasse sie auch anzuschauen ist, so fehlt ihr doch dieses Besondere, Eigene. Empfehlenswert ist der Comic allemal.

6,9 von 10 balgende Krocketbälle