Der schreckliche Papst #1: Giuliano della Rovere (Splitter)
Unter ungeklärten Umständen verstirbt der Borgia Papst Alexander VI. am 18. August des Jahres 1503. Auch der nach ihm gewählte Papst stirbt ähnlich mysteriös und kurz nach seiner Wahl. Zeitgleich setzt Kardinal Giuliano della Rovere alles daran der nächste Gottesvertreter zu werden. Andere Kardinäle werden bestochen, gegeneinander ausgespielt und sogar seinen Lustknaben Aldosi verleiht er um mehr Macht und Geld zu bekommen. Letztlich geht sein Plan auf und er kann sich als neuer Papst feiern lassen. Damit ist sein dunkles Spiel aber noch nicht vorbei, denn nun muss mit aller Härte und jeglichem Argwohn dafür gesorgt werden, dass er seine neugewonnene Macht aufrecht erhalten kann.
Alejandro Jodorowsky ist ein Multitalent und wurde bei uns schon öfter gelobt. Ohne ihn würde es diesen Blog auch vermutlich nicht in dieser Form geben. Filmnerds ist er natürlich wegen “El Topo” und “Der heilige Berg” bekannt, während Comicleser ihn wegen dem Incal und seinen Meta-Baronen verehren werden. Eine aktuellere Comicarbeit von ihm ist “Der schreckliche Papst”. Hier lebt er sein Interesse an den dunklen Machenschaften der Kirche aus und fügt zugleich noch all seinen Hass auf organisierten Religion hinzu. Schöne Sache. Dies manifestiert sich dann, ganz Jodorowsky typisch in einer sehr überzeichneten Darstellung des Bösen im Vatikan. Dabei zeichnet sich auf den ersten Seiten gleich ein heftiges Bild. Das Volk hört nur auf die Kirche, da es sich vor drakonischen Strafen fürchtet, während innerhalb der Kirche Machtkämpfe und Gier alles andere mitbestimmt. Zentrale Figur ist dabei natürlich der Titelgebende Papst, der für seine Macht tötet, betrügt, lügt, erpresst und sogar mit dem Teufel paktieren würde. Gleichzeitig sehen wir ihn des Öfteren mit seinem kleinen Knaben, dessen Arsch er auch mal weiterreicht wenn es ihm von nutzen ist. Subtil ist hierbei nichts, aber das wäre auch nicht die Art des Autors. Mit dem Vorschlaghammer geht es gegen die Institution Kirche und sämtliche moralischen Ansprüche vor. Teilweise könnte man ihm unterstellen, dass er dabei zu rabiat zur Sache geht und einiges etwas subtiler sicherlich besser wirken könnte. Andererseits ist eben dies sein Stil und es funktioniert hier ja auch gut.
Dank des Zeichners Theo macht der Comic dann auch wirklich was her. Er sorgt dann auch dafür, dass das Album nie billig oder reißerisch wirkt. Da er dann zum Beispiel bei den Sexszenen nicht ganz so graphisch wird, wie Jodorowsky es getan hätte und beim Akt oder ähnlichen nicht alles komplett in den Fokus rückt, sieht die Sache dann doch edler aus, als es das Skript vermuten lassen würde. Die Detailverliebtheit bei den historisch meist akkuraten Gewändern ist immens und Theo lässt sie immer dynamisch wirken. Sie fallen wie sie es in echt tun würden, gehen mit den Bewegungen mit oder flattern im Wind. Genauso sorgfältig wurde bei den architektonischen Feinheiten gearbeitet. Sieht schon alles verdammt gut aus und die Kolorierung ist zudem auch noch ein Knaller.
Wer also einen Crimethriller sucht, der im 16. Jahrhundert angesiedelt ist, sollte dem schrecklichen Papst mal um eine Audienz bitten. Könnte sich sicher lohnen.
8 von 10 wippende Köpfe unter der Tischdecke