Mord in Serie - 12 - Gier (Contendo Media)
Wie viele andere junge Studentinnen ist Theresa Nowak (Uschi Hugo) zur Zeit vollkommen abgebrannt und einen Job ist ihr auch nicht vergönnt. Ihre Freundin Stella Fuchs (Dascha Lehmann) hat da aber einen rettenden, wenn auch ziemlich gewagten Vorschlag. Stella arbeitet nämlich seit geraumer Zeit als Callgirl für eine Münchner Begeleitagentur, die viel von neureichen Herren frequentiert wird, die mal eine hübsche junge Dame zum Essen und vielleicht auch mehr einladen wollen. Theresa ist zwar zuerst ein wenig skeptisch, das große Geld lockt sie dann aber doch und so willigt sie ein. Schon bei ihrem ersten Auftrag trifft sie auf den charmanten Selmade-Millionär Leonard Sanchez (Martin Kautz), der durch seine verführerische Art auch ohne so viel Geld ziemlich gut bei ihr landen könnte. Bald steckt sie mit ihm in einer hemmungslosen Sexkiste, doch was für sie so toll beginnt wird bald zu einem schrecklichen Erlebnis. Denn nicht nur das sie bald seine dunkle Seite erkennen muss, plötzlich wird er auch noch erpresst und zugleich tötet ein unbekannter mehrere Zugehörige der Agentur. Und mittendrin die bis vor kurzem noch so unschuldige Theresa.
Mit klatschend, schmatzend und stöhnenden Geräuschen eröffnet die zwölfte Folge von Mord in Serie und stellt damit gleich mal klar, warum man schon 16 mal Geburtstag gefeiert haben sollte bevor man eine CD der Mordserie in seine Anlage packen darf. Sex, Gewalt und auch gleich zu beginn sexualisierte Gewalt werden hier also nicht ausgespart und wenig verwässert wiedergegeben. Die klangliche und inhaltliche Aufbereitung dieser Dinge ist nicht reißerisch, aber tönt auch nicht wie bei manch anderem Hörspiel auf eine alberne Weise aus den Boxen die oftmals zum fremd schämen einlädt. Stattdessen geht man hier hart zur Sache, nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, was endlich einem erwachsenen Publikum gerecht wird. In anderen Medien zwar schon seit Jahrzehnten nichts aufregend neues mehr, im Hörspielbereich leider immer noch zu selten und so tut man mit solchen Produktion nicht nur dem Hörer, sondern gleich dem Medium etwas gutes und bringt es ein Stück voran.
Der Fall an sich ist dann nichts allzu besonderes mehr. Nur die erhöhte Sexkomponente ist noch ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Trotzdem unterhält der gut eine Stunde lange Fall und schafft es auch kurzzeitig durch mehrere Handlungsfäden die irgendwie zusammenkommen auch mal auf eine falsche Fährte zu locken. Zum Teil könnten die Charaktere etwas mehr Tiefgang vertragen, sind aber allesamt eigenständig genug um das Interesse aufrecht zu erhalten. Ein wenig mehr hätten die Figuren aber sicherlich dennoch zu bieten gehabt. Gelangweilt habe ich mich aber auf keinen Fall und teilweise rauscht die Geschichte auch ziemlich schnell an einem vorbei. Krimi- und Thrillerfans kann auch diese Mord in Serie Folge empfehlen.
Die Klangwelt von “Gier” ist wie schon gesagt gerade beim Sex und der Gewalt sehr gelungen. Der Sex klingt nicht einfach nur nach zwei dicken Steaks, die man auf einander schlägt und die Gewalt hat auch eine gesunde härte, durch die der Hörer schnell gepackt werden kann. In den Hauptrollen können daher auch Uschi Hugo und Martin Kautz als Bettzerrwühler überzeugen. Zu Frau Uschi Hugo muss ich ja gleich noch ein Geständnis abliefern. Ich bin ja jemand der es nicht so mit Namen hat. Und ich verwechsele gerne mal Leute. Aber bei Uschi muss ich ganz ehrlich zugeben, dass ich bei ihr immer dachte es wäre Dorreta Hugo die da spricht und nicht ihre kleinere Schwester Uschi. Bis vor kurzem war mir nicht mal bewusst das es noch eine andere Hugoschwester als Dorreta gibt. Tut mir wirklich leid, aber die beiden klingen ja auch nicht unbedingt so extrem unterschiedlich. Hier hat mir Uschi jedenfalls sehr gut gefallen und das obwohl ihre Rolle recht viel und verschiedene Nuancen ihrer Stimme einfordert. Ähnlich sieht es bei Herrn Kautz aus und in den Nebenrollen sind noch in Erinnerung bleibende Auftritte von Alexandra von Schwerin und Dennis Schmidt-Foß zu bemerken. Bei der musikalischen Untermalung geht man nicht aufdringlich zur Sache, sondern lässt lieber mal eine ansprechende Atmosphäre entstehen, die durch einen meist subtilen Musikeinsatz die richtigen Akzente und Höhepunkte verpasst bekommt.
“Gier” ist ein technisch einwandfreies Hörspiel mit guter Besetzung nur inhaltlich erfindet man hier nichts grundlegend neu. Langweilig wird es trotzdem nicht, weshalb erwachsene Hörer auch unbedingt zugreifen sollten.
8 von 10 Gemälde am Bein