Sonntag, 19. Januar 2014

Open Season - Jagdzeit (1974) [KNM]

Open Season - Jagdzeit (1974) [KNM]

Drei Vietnamkriegsveteranen vermissen den Nervenkitzel der Gewalt. Voller Geilheit ergötzen sie sich an alten Storys. Wie sie vor vielen Jahren eine junge Frau vergewaltigt haben, von den Geschichten aus Vietnam, wo sie auch Frauen missbraucht haben und über ihre Vorliebe der Jagd. Als die Temperaturen wieder wärmer werden, machen sie sich auf zu ihrer gemeinsamen Waldhütte, wo wieder gejagt werden soll. Auf dem Weg dorthin läuft ihnen ein junges Paar über den Weg, dass sie über tagelang Entführen. Erst viel zu spät wird den beiden klar, was für eine Jagd das Trio veranstalten möchte.

David D. Osborn (Wie ein Schrei im Wind) schrieb das Drehbuch des Films nach seinem eigenen Roman mit dem selben Titel. Während der Dreharbeiten war der Roman aber wohl noch als “The All-Americans” betitelt. Auf diesen Buchtitel bezieht man sich jedenfalls in den Credits. Später soll Osborn den Roman dann wegen dem Widererkennungswert zum Filmtitel umbenannt haben. Viel ist darüber aber nicht bekannt, wie eigentlich generell über den Film. Auf VHS sind einige verschiedene Schnittfassungen zu bekommen, auf deutsch allerdings keine ungeschnittene und weltweit sind nur ein paar, meist gekürzte und vollkommen schrecklich anzusehende DVDs zu finden. Auch hierzulande war der Film bisher nur auf VHS zu bekommen und dabei handelt es sich um einen der Peter Fonda (Außergewöhnliche Geschichten) Filme die mir noch auf meiner Sichtungsliste fehlten. Man kann also über diese blöden Filmpakte sagen was man will, jetzt besitze ich Open Season auf DVD.

An der Qualität ändert es aber nichts. Weiterhin bekommt ihr nur eine geschnittene Fassung die sehr offensichtlich von einer Kassette entnommen wurde und mit ihr alle Verunreinigungen und Bildfehler des Bilds. Mit anderen Worten: Quali ist total kacke. Mir aber egal, ich will den Film endlich mal sehen.

Irgendwie hat sich das warten auch gelohnt. Open Season ist oftmals ein packendes stück Backwoodthriller mit viel Vietnamsymbolismus, einer Menge Sleaze und einem dicken Batzen Anitkriegsmessage. Warum der Film bisher so erfolgreich zurückgehalten wurde ist mir nicht klar, schade ist es allenfalls. Ein ordentlicher Release könnte sicherlich viele Leute glücklich machen. Peter Fonda gibt eine gut Figur ab und schafft es großartig, auf eine total lockere Art den perversen Alltag des Trios rüberzubringen. Die Studiosets sehen ganz cool aus, dafür kann man bei den spanischen Drehorten schon mal zweifeln, ob es sich dabei wirklich um die USA handeln kann.

An der Erzählweise gibt es viele kleine Parts die sehr positiv überraschen können. Innerhalb des Pärchens gibt es Spannungen, da es sich bei den beiden nur um eine Affäre handelt und sie eigentlich mit anderen Partnern eine Beziehung führen. Als die Dame dann auch noch etwas mit den Entführern anfängt um frei zu kommen kommt es zu den vorher schon entstandenen Spannungen auch noch zu Eifersucht. Dann wären da noch homoerotische Andeutungen, die konstant präsent sind, dabei aber nie zur Sprache kommen. Dadurch entsteht zusätzlich eine weitere unterschwellig bedrohliche Ebene. Auch gefallen hat mir das wir nie mehr wissen als die entführten. Wir erfahren alles gleichzeitig mit ihnen was das Trio plant und wie es weiter geht. Anstatt großen Folterszenen gibt es viele kleine sadistische Szenen. Wie zum Beispiel die junge Frau in der Küche angekettet wird und so weiter. Später gibt es bei den Actionszenen der Jagd nicht nur viele optische Flashbacks zum Vietnamkrieg, sondern auch einige interessante Spielereien mit dem Editing traut Regisseur Peter Collinson sich. Einiges ist für damals sehr ungewöhnlich und stilistisch schon was sehr besonderes.

Wirklich störend ist eigentlich nur der Soundtrack, der eigentlich nie passt und sehr viel Stimmung kostet. Zum anderen ist da noch der letzte Twist der Handlung, der einerseits total blöd und unsinnig wirkt, zum anderen aber von Anfang an zu ahnen ist. Irgendwie bekommt der Film dadurch eine merkwürdig moralisierende Botschaft. Passt insgesamt nicht in die Sache und lässt alles doch nicht so intelligent wirken wie man beinahe denken könnte. Vielleicht könnte man auch kritisieren, dass außer Fonda keiner der Darsteller wirklich heraus sticht. Andererseits wirkt die Gruppe dadurch homogener, eben mit Fonda als Anführer und die Opfer können ja sowieso nicht so sehr auftrumpfen. Also durchaus ein empfehlenswerter Film für Fans von Siebzigerjahre Sleaze. Wer sich vom Plot angesprochen fühlt kann mal reinschauen. Es gibt einen recht ungewöhnlichen und überraschend mehrschichtigen Menschenjagdfilm. Wenn euch dann auch nicht das aufgesetzt wirkende Ende und die langsame Gangart stören sollte Open Season nicht schlecht unterhalten können.


Jetzt auch auf einer der beiden Discs der "Manhunt Collection" zu bekommen. Darauf befinden sich außerdem die drei weiteren Titel "The Hunt - Menschenjagd", "Open Season 2 - Die Jagdzeit geht weiter" und "The New Open Season - Die Jäger".

6 von 10 verkrustete Kloaken