Pinguine hautnah (2013) [Polyband]
Fälschlicherweise geht man oft davon aus, dass Pinguine aufgrund ihrer exquisiten Kleidung der oberen Klasse im Tierreich angehören. Jedoch fand man nun heraus, dass sie den Frack von klein auf in allen Lebenslagen tragen - sie besitzen einfach nichts anderes. Diese Mini-Serie ist vielmehr ein Aufdeckungsreport, der die große Lebenslüge der Pinguine zum Vorschein bringen wird, als eine harmlose Dokumentation. Von der Empfängnis über die Geburt bis zum Abschied von der Mami und dem Papi ist die Kamera unmittelbar und hautnah dabei - und das unter Zuhilfenahme von Ei- und Steinkameras und Pinguinroboter. Pinguine - gänzlich nackt...
So schlimm ist es dann aber doch nicht. Die familientaugliche Dokumentation ist alles andere als reißerisch, aber ich lasse mich von gewissen Titeln einfach immer zu sehr inspirieren. Das wird sich auch nicht mehr bessern, das bekomme ich nicht mehr raus...ähem.
In drei Folgen á 52 Minuten werden wichtige Aspekte im Leben dreier Pinguinarten gezeigt. So dürfen wir daran teilhaben, wenn Felsenpinguine auf den Falklandinseln den beschwerlichen Aufstieg zu ihrem Brutplatz begehen, Kaiserpinguinpaare sich im Eis der Antarktis wiederfinden oder die Jungen der Humboldtpinguine aus der Hitze ihres Geburtsorts in der Atacama-Wüste Perus aufbrechen, um ihr Leben im kühlen Nass des Pazifiks zu beginnen.
Mit einem recht ausgewogenem Verhältnis aus Information, Witz und Drama kann der erzählerische Stil richtig gut unterhalten. Der Anthropomorphismus ist zwar allgegenwärtig, wird aber niemals nervig oder übertrieben wie es z.B. bei "Die Reise der Pinguine" der Fall ist.
David Tennant und Otto Clemens bringen die ihnen vorgelegten englischen bzw. deutschen Texte dem Stil der Serie entsprechend vor, wobei Tennant teilweise etwas schnarchig wirkt. Sein schottischer Akzent, den er hier nicht so stark zurückhält als bei Doctor Who, bringt aber dennoch eine eigene Note mit sich.
Alleinstellungsmerkmal ist aber nicht der ehemalige Timelord, als vielmehr der Einsatz etwas extravaganter Aufnahmetechniken. Das Filmteam nutzte neben Kameras in Steinattrappen auch mit Kameras ausgestatte mechanische Pinguine. Letztere sind zum einen der beobachteten Pinguinart nachempfunden und können zum anderen selbst auf Knopfdruck Eier legen - natürlich inklusive Kamera.
In den meisten Fällen genügt das zur Auflockerung, als dass dabei - zumindest für dieses Format - überraschendes oder absolut notwendiges Material geschaffen wurde. Zudem ist es fraglich, ob diese Art, die Tiere zu filmen, sie nicht sogar stärker stört als die herkömmliche Herangehensweise. Die Geräte mussten auch immer erst einmal positioniert werden - auch die "zufällig" gelegten Eikameras.
Für die Sache an sich haben die ungewöhnlichen Kameras keinen großartigen Mehrwert, sichern der Dokumentation aber ein besonderes Merkmal und unterstützen den unterhaltenden Aspekt.
Pinguine hautnah versucht sich daran, die Lumpenkönige aus neuen, nie gesehenen Blickwinkeln zu zeigen. Die Blickwinkel sind durchaus neu, aber auch unscharf und ungerichtet. Aus diesem Versuch wird aber mit Können ein unterhaltsames, teils auch informatives Gesamtpaket geschnürt.
8 von 10 Steinsurfer