Ruinenmärchen (Egmont)
Vor drei Jahren wurde die junge Schülerin Momoka in einer alten Ruine festgehalten. Diese schicksalhafte Begegnung hat ihr Leben nachhaltig beeinflusst, doch aus ihrem Bewusstsein hat sie dies ganz und gar gestrichen. Dann aber führt ihre beste Schulfreundin sie zurück zu dieser Ruine, wo sie sich dann endlich mit dem Auseinandersetzen soll, was damals geschah um wiederzufinden was man ihr damals nahm. Ebenfalls in einer Ruine befindet sich ein alter Mann, der einst eine große Liebe für die Musik hatte und sehr gerne auf seiner Orgel spielte. Auch er steht kurz davor etwas wieder zu finden. Dann ist da noch ein Mädchen, dass sich für ein Leben in einer Ruine entschieden hat, wo sie in einer alten Kommode lebt. Außerdem ist da noch ein Hutmacher, der ebenfalls in einer Ruine frische Ideen bekommt.
Mit Adekan hat Tsukiji Nao mittlerweile einen kleinen weltweiten Erfolg hingelegt, der dazu führte, dass er nun auch seine Kurzgeschichtensammlung “Ruinenmärchen” weiterverbreiten konnte. Genauso wie seine Boys Love Reihe erschien die Anthologie jetzt auch bei Egmont. Ein bisschen Männlein mit Männlein Erotik hat es auch in die Ruinen Geschichten geschafft, genauso wie Naos vorliebe für Menschen die Dinge herstellen. In Adekan ist es ein Schirmmacher, hier ist es ein Hutmacher.
Alle vier Geschichten haben sehr viel von alten europäischen Märchen im modernen Gewand. Inhaltlich sind sie ganz interessant gehalten, wobei es letztendlich nur um das märchenhafte und den wundervollen Look geht. Am Ende des Bands spricht Nao auch ein wenig über die Hintergründe der Geschichten und eigentlich sind diese immer optischer Natur. Irgendein Bild fand er ganz besonders hübsch und darum hat er dann eine Geschichte gebaut. Dem Einen oder Anderen könnte dabei die Substanz fehlen, aber eigentlich sind die kleinen Geschichten zwar sehr einfach, dennoch zum Teil mehrschichtig.
Trotzdem sollte man ein Faible für das Artwork des Manns haben. Sein Feingefühl bei architektonischen Glanzstücken ist mitunter berauschend und kratzt fast im Niveau von Nihei (Knights of Sidonia) und ansonsten bringt er den Kitsch von Takeuchi (Sailor Moon) mit einer unheimlichen Verspieltheit rüber, die immer malerisch und oft alteuropäisch rüberkommt. Jedenfalls bekommt ihr ein lebendiges und sehr rundes Artwork voll mit vielen Details und einer riesigen Anzahl von Details und interessanten Ideen. Ein ruhiger Manga zum genießen, mit einem meisterhaften Artwork, das aber nicht jedermanns Geschmack sein dürfte.
8 von 10 Frauen mit Schubladen