In der Arche ist der Wurm drin (1988) [WVG Medien]
Eines Tages taucht Gott wutentbrannt bei seinem alten Kumpel Noah auf. Gott hat die Faxen mit der Menschheit und eigentlich auch allem anderen endgültig satt. Anstatt alles gut zu machen oder irgendwie was zu verbessern und vielleicht selbst mal Hand anzulegen, kommt ihm im trunkenen Zustand ein rasend intelligente Idee. Sein alter Kumpel Noah (Arnold Marquis) soll eine Arche bauen, die wird dann auch nach ihm benannt und er darf die kleine Aufgabe bekommen alle Tiere der Welt, wenn auch nur paarweise bei sich aufzunehmen. Unter diesen Tieren sind allerdings auch zwei Holzwürmer. Und wenn Papa Holzwurm (Wolfgang Ziffer) einen Schwips hat, dann beginnt er mit Mutti Holzwurm (Dagmar Biener) zu schmusen. Kurz darauf haben die beiden unzählige Nachkommen und als dann die Arche beginnt ganz schön löchrig zu werden, müssen die Schuldigen nicht lange gesucht werden. Klar das Familie Holzwurm am drohenden Untergang der Arche schuld sein könnten und dafür rausgeschmissen werden müssen. Die Wahrheit sieht aber anders aus. Ein fieser Verbund von Termiten vermehrt sich unaufhaltsam und nur die Holzwürmer können ihrem Arche zerstörerischen Verhalten Einhalt gebieten.
Seit Jahren denke ich regelmäßig an den deutschen Cartoonklassiker “In der Arche ist der Wurm drin”. Als sehr kleines Kind habe ich den Film sehr oft gesehen und scheinbar auch sehr gemocht. Denn selbst, da ich mich an so gut wie nichts mehr erinnern konnte, war der Film irgendwie doch immer präsent. Letztens viel uns dann auf das dieser vermeintliche Zeichntrick Diamant des ZDF bei WVG auf DVD erschienen ist. Zeit also diese schemenhafte, nostalgische Erinnerung ein letztes mal aufflackern zu lassen.
Keine unbedingt gute Idee. Wie bei vielen Dingen aus seligen Zeiten kommt auch hier eine wohlig warme Erinnerung an vergangene, einfachere Tage auf. Genau wie in diesen Tagen kann dieses schöne Gefühl aber nicht nur positiver Natur sein. Denn manchmal bedeutet es auch einfach nur, dass man sich gerade in die Hose gemacht hat. Also gleich zu Beginn der Hinweis darauf, falls ihr nostalgische Gefühle diesem Film gegenüber pflegt kann eine erneute Sichtung einige schöne Erinnerungen trüben, denn so wie ihr es euch vorstellt ist der Film sicherlich nicht, wirklich schaden kann ein erneuter Blick allerdings nicht.
Geht man aber ganz jungfräulich an diese, nicht sehr christliche biblische Geschichte, wird es sicherlich schwer der Sache etwas positives abzugewinnen. Die Handlung ist allerdings im Grunde einfach und bis auf viele Schlenker in irgendwelche Nebenplots die nirgendwo hinführen recht solide erzählt. Holzwürmer auf der Arche wollen Termiten los werden. Wie sie das schaffen ist blödsinnig und warum nur die Termiten ein Problem darstellen, auch wenn die Würmer mindestens genauso viel Schaden anrichten habe ich nicht verstanden. Was ich hingegen verstanden hab ist der politische Subtext. Da wären die Termiten mit ihrem Aufrüstungwahn und ihrer Schwarmintelligenz, also die Sowjetunion, eine Truppe Maoistischer Ameisen und ein alter Reichsadler der nach Auslöschung und alten Werten schreit. Irgendwie nette Ansätze, die man sicherlich auch in einem Kinderfilm vermitteln kann. Dann aber nicht so platt bitte und vielleicht etwas besser verpackt. In “Animal Farm” ging es jedenfalls auch.
Alles dazwischen soll irgendwie nur die Zeit rumgekommen. Paarweise Tiere paaren sich, legen Eier, treiben Schabernack oder Spielen schon mal Bass auf einer Schlange. Dabei stellt sich die Frage warum Disney niemanden verklagt hat. Denn es ist schon sehr offensichtlich wie sehr man eine gewisse Szene aus dem Dschungelbuch Animation für Animation abgepaust hat. Dafür funktioniert der Humor aber schon irgendwie für die Zielgruppe.
Regisseur Wolfgang Urchs hat ansonsten nur noch einen Film gemacht der mir bekannt ist. Allerdings habe ich auch an seine Version von “Peterchens Mondfahrt” einige gute Erinnerungen, von denen ich nicht wirklich sagen kann wie akkurat diese sind. Bei der Arche ist produktionstechnisch allerdings wirklich der Wurm drin. Der Film sieht ultrabillig aus, aber nicht nur das. Animationenspringen gerne mal hin und her, die meisten Hintergründe wurden sehr fahrlässig rotoskopiert und teilweise hat man selbst das nicht mehr getan, sondern einfach nur eine echte Miniatur Arche auf einer Pfütze gefilmt und eingefügt. Genauso wurden übrigens im Intro Szenen aus “Star Trek II” und “Kampfstern Galactica” eingefügt. In den ersten Minuten schaut der alte und ebenso wie Gott betrunkene Erzähler Wurm nämlich gerade Fernsehen. Einige der Tiere ändern von einer zur anderen Kameraeinstellung ihr aussehen schon mal frappierend oder ändern ihre Farbe. Blauer Esel, grünes Nashorn und grünes Gürteltier, vermutlich betrinken sich nicht nur Gott und alle seine Würmer, sondern auch die Künstler hatten sicherlich gut einem im Tee.
Ein Lob verdient aber die Synchro! Hermann Ebeling, auch bekannt als Onkel Dagoberts Stimme bei den DuckTales ist dabei und auch Helmut Krauss kennt vermutlich jeder als Nachbar Paschulke aus “Löwenzahn”. Edgar Ott spricht hier einen Elefanten, sehr originell, schließlich sprach er damals ja auch Benjamin Blümchen. Mit Lutz Riedel (Tony Ballard), Simon Jäger (Jack Slaughter) und Santiago Ziesmer (Die Playmos) konnte man auch heute noch beliebte Hörspielsprecher verpflichten. Zudem hat man den Soundtrack teilweise aus Blues Brothers gemopst und dann auch noch Karel Gott für den Titelsong gewonnen. Gottes Gesangstalent bringt uns hier keine neue Hymne in der Qualität von Biene Maja, was vor allem an seiner sehr nuscheligen Ausführung liegt. Trotzdem ein Sleeper Hit diese Single. Kein guter Film, der aber durchaus seine Daseinsberechtigung hat.
Die DVD von WVG hat kein Wendecover, keine Extras, keine Optionen und außer einer Kapitelwahl absolut nichts zu bieten. Die Bildqualität ist grausig und das Master scheint 20 Jahre lang im Staub gelegen zu haben. Jedenfalls ist jedes einzelne Frame vollkommen verdreckt. Macht den Film nicht gerade hübscher.
3,5 von 10 Pinguinstöpsel