Humanemy - 4 - Die Artillerie (Lindenblatt Records)
Erneut lief für das Chamäleon (Thomas Lindner) und seine Truppe so einiges nicht so wie geplant. Aus den Tunneln sind sie aber relativ heil wieder herausgekommen, doch der Staat macht es ihnen nun endgültig schwer. Einmal mehr müssen sie zur Staatsanwaltschaft zurückkehren um die langersehnten Daten zu bekommen. Verfassungsschutz, Polizei und vielleicht sogar andere Instanzen beobachten sie dabei.
Mit der vierten Folge endet die erste Staffel des Dark Future Hörspiels Humanemy. Eigentlich sollte danach auch Schluss sein, aber aufgrund des bisherigen Erfolgs wird es wohl noch eine weitere Staffel geben. Die Welt in der die Geschichte spielt ist dafür auch groß genug und es lassen sich noch viele bisher nicht beachtete Nebenhandlungen und Ereignisse näher erkunden. Potential ist weiterhin zu finden. Trotzdem ist die Geschichte mit dieser Episode gut abgeschlossen worden. Das Ende lässt einiges offen, aber im Großen und Ganzen wirkt die Sache rund und liefert befriedigendes Ende ab.
Ihr bekommt einen Cyberpunk Thriller mit einigen Actionsequenzen, aber auch mit einer Prise Humor und es ist immer wieder auffallend, dass den Charakteren auch Platz zum wachsen gelassen wird. Hier ist es vor allem eine romantische Szene zwischen zwei Männern, die gängige Hörgewohnheiten aufbricht. Schuld darin ist nicht nur das Aufeinandertreffen eines Gentlemens und einem harten Hund, die offensiv miteinander flirten, sondern vor allem wie man an die Szene herangeht. Erstmal lässt man sich genügend Zeit im den Dialog wirken und sich entwickeln lässt, dann umgeht man aber alle möglichen Klischees und auch der Fakt, dass da zwei Männer zusammensitzen wird nicht zum Kuriosum stilisiert sondern nüchtern, aber irgendwie herzerwärmend umgesetzt. Hat mir sehr gefallen. Gerade weil viele andere Hörspielautoren es noch nicht mal schaffen würden einen heterosexuellen Flirt ohne dämliche Klischees umzusetzen. Welche billigen Gags bei zwei Männer angewandt werden würden möchte man bei denen meist gar nicht erst wissen.
Auch ansonsten ist die Umsetzung auf einem soliden handwerklichen Niveau angekommen, was sich vermutlich auch nicht mehr ändern wird. Beim Einsatz von Musik und Geräuschen und anderen Klangspielereien merkt man jedenfalls eine stete Verbesserung und man scheint in diesen Punkt immer sicherer zu werden. Die Musik stammt auch beim vierten mal von den Elektrorockern VorTeX, deren gesamter Sondtrack der Serie diesmal auch als Bonus-CD dem gut gemachten Digipack beiliegt.
Unter den Sprechern befinden sich weiterhin einige bekannte Musiker, sowie professionelle und weniger professionelle Hörspielsprecher. Die Mischung ist recht gelungen, ein paar Nebenrollen wirken teilweise etwas schüchtern oder unsicher, was aber manchmal sogar die Authentizität der Figuren erhöhen kann. Jedenfalls nicht immer unbedingt ein negativer Punkt auch unerfahrene Personen im Cast zu haben.
Wer also was feines cyberpunkiges sucht und dann noch eine abgeschloßesene Erzählung will sollte sich mal an Humanemy versuchen. Lohnt!
7,9 von 10 alleinerziehende Väter